Beim Sprachenstreit um das Frühfranzösisch in
der Primarschule kommt kaum zur Sprache, dass es sich dabei primär um eine
pädagogische und nicht um eine politische Frage handelt. Primarschüler sollen
eine Fremdsprachen richtig lernen, aber nicht zwei aufgesplittert nebeneinander.
Das vielgepriesene frühe Lernen von zwei Fremdsprachen hat sich auf der
Mittelstufe nicht bewährt. Mit dem Kurzfutter-Konzept mit nur zwei
Wochenstunden pro Fremdsprache hat rund die Hälfte der Primarschüler keine
Chance, ohne stützende Massnahmen in beiden Sprachen auf einen grünen Zweig zu
kommen. Diese erhebliche Belastung der Primarschule durch die Fremdsprachen
geht auf Kosten anderer zentraler Fächer, die den Kindern weit mehr bedeuten
und nachhaltigeren Lernerfolg versprechen. Mittelstufenschüler interessieren
sich brennend für Realienthemen aus Geschichte,
Naturwissenschaften oder
Geografie. In diesem Alter sind Kinder besonders offen für diese für ihr
Weltverständnis so wichtigen Fächer. Sie erschliessen sich mit einer gewissen
Leichtigkeit neue Wissensgebiete und lernen so sich richtig auf Deutsch
auszudrücken. Diese entwicklungspsychologischen Tatsachen scheinen vor lauter
Angst, man komme beim Fremdsprachenlernen zu spät, weitgehend ausgeblendet zu
werden.
Die Politik ist für das gegenwärtige
Durcheinander beim frühen Sprachenlernen mitverantwortlich.
Die einen Kantone beginnen in der Unterstufe mit Englisch, die andern mit
Französisch. Mit der frühen Einführung einer zweiten Fremdsprache ohne
Festlegung einer für alle Deutschschweizer Kantone verbindlichen ersten
Fremdsprache ist ein ganz anderer Röstigraben entstanden. Dieser verläuft nun
zwischen den Kantonen, die der Romandie näher liegen, und der übrigen Deutschschweiz.
Diese Diversität gar als gelungenen Kompromiss zu bezeichnen, ist doch ziemlich
gewagt.
Es ist höchste Zeit, dass die pädagogische Sichtweise
stärker gewichtet wird. Eine obligatorische Fremdsprache für die Primarschule
ist genug. Ob dies Englisch oder Französisch ist, wird nicht so entscheidend
sein, wenn auf der Oberstufe die zweite Fremdsprache gegenüber der ersten deutlich
mehr Lektionen aufweist. Am Ende der Volksschulzeit sollte es möglich sein,
dass in beiden Fremdsprachen ein vergleichbares Niveau erreicht wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen