Dr. rer. nat. David Golay ist Dozent an der PH Zürich und Mitglied der Starken Schule Baselland und der Bildungsgruppe der Grünen Baselland
Die Pädagogische Hochschule hat die Entwicklung verschlafen, Basler Zeitung, 20.3. von David Golay
Gegen eine echte Harmonisierung der Schulsysteme zwischen den
Kantonen ist nichts einzuwenden. Zu Recht wird jeweils erwähnt, dass 56 Prozent
der Baselbieter sich 2010 für einen Beitritt zu Harmos entschieden haben. Was
dem kantonalen Stimmvolk wie auch vielen Bildungsgelehrten damals jedoch nicht
bekannt war: welche Früchte das Projekt Harmos heute nach nun vier Jahren
tatsächlich trägt.
Geworben
wurde damit, dass den Schülerinnen und Schülern, die während ihrer Schulzeit
einen Kantonswechsel vollziehen, keine Defizite entstehen. Die heutige
Situation zeigt, nicht einmal mehr von einer «gewissen Harmonisierung» kann die
Rede sein. Schülerinnen und Schüler treffen in unterschiedlichen Kantonen auf
unterschiedlichste Fächerkombinationen und Lektionendotationen der einzelnen
Fächer.
Keine Lehrer für neue
Fächer
Man
muss nicht Bildungsexperte sein, um zu verstehen, dass unter den derzeit
herrschenden Bedingungen die neue Struktur unseren Schülerinnen und Schülern
nur schaden kann. Für die neuen Fächerkombinationen (zum Beispiel «Natur und
Technik», «Räume, Zeiten, Gesellschaft», «Ethik, Religionen, Gemeinschaft»),
die von Harmos diktiert werden, stehen derzeit keine ausgebildeten Lehrpersonen
zur Verfügung.
Die
Pädagogische Hochschule unserer Region hat diese neue Entwicklung komplett
verschlafen und ist bis heute nicht in der Lage, adäquate Studienprofile für
künftig auszubildende Lehrkräfte bereitzustellen. Bestehende Lehrpersonen
werden im Kanton Basel-Landschaft ungenügend weitergebildet, da der Kanton
bekanntlich über keine finanziellen Ressourcen verfügt.
Dem Druck nicht
nachgeben
Wären
die Finanzen trotzdem gesichert, würde es Jahre dauern, bis kompetente
Lehrkräfte in den Schulstuben stehen würden. Ist das unseren Schülerinnen und
Schülern zumutbar?
Wir
können die Idee von harmonisierten Schulen nur umsetzen, falls genügend Zeit
und Geld vorhanden ist. Beides ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfüllt. Es
wäre pädagogisch fatal, dem derzeitigen, unverzüglichen Realisierungsdruck
eines in Bälde scheidenden Bildungsdirektors nachzugeben und sich mit einem
halb fertigen, wenig durchdachten Produkt schnellstmöglich auf den Weg zu
begeben.
Zu
meinen, wir begännen einfach mal, es werde sich dann schon einrenken, ist
blauäugig. Harmos ist unter den heutigen Voraussetzungen zu refüsieren.
Wir können die Idee von harmonisierten Schulen nur mit genügend
Zeit und Geld umsetzen.
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