7. Januar 2014

Lehrplan 21 im Brennpunkt der Kritik

Die beiden Leserbriefe, die heute in der NZZ erschienen sind, kann ich Ihnen nicht vorenthalten. 

Der Artikel zum neuen Lehrplan 21 (NZZ 28. 12. 13) bringt es auf den Punkt. In Sachen Fremdsprachen heisst es, in der Schweiz herrsche keine Einigkeit darüber, welche Fremdsprache als Erste an die Reihe kommen soll. Anzulasten sei dieser Mangel der Politik. Und dann folgt der entscheidende, richtige Kernsatz: «Trotzdem stellt sich die Frage, was ein Lehrplan soll, dessen eigentliches Ziel es ist, die interkantonale Mobilität zu erleichtern, wenn ausgerechnet die wichtige Fremdsprachenfrage ungeklärt bleibt.» Die Antwort liegt auf der Hand. Ein solcher Lehrplan wäre schon von Anfang an lediglich Flickwerk, und angesichts der zahlreichen andern Mängel würde man am besten auf die ganze teure Übung verzichten. Im Grunde braucht es nämlich gar keinen neuen Lehrplan; besser als jetzt würde die Schule auch mit Hunderten von Theorieseiten garantiert nicht funktionieren, und ebenso könnte das ganze Kompetenzgeschwafel aus den Kindern bestimmt keine besseren Schulabgänger hervorzaubern.
Hans-Peter Köhli, Zürich
Man kann nun auf die Einwände in der Konsultation zum Lehrplan 21 eingehen und ihn ein bisschen abspecken, ohne Grundlegendes zu verändern! Dazu würde die Kompetenzorientierung gehören, die fälschlicherweise meist auf dem Alltagsgebrauch dieses Begriffs interpretiert wird; sie ist aber zentraler Bestandteil der konstruktivistischen Bildungsideologie, die Grundlage des Lehrplans ist. Dieser Paradigmenwechsel enthält den Wechsel von einer humanistischen Bildung, wie sie in Europa Tradition hat, hin zu utilitaristischen (Aus-) Bildungsanforderungen, wie sie im angloamerikanischen Raum üblich sind. Dazu gehören das selbstorganisierte Lernen und die Rolle der Lehrperson, die lediglich Lernumgebungen bereitzustellen hat und den Kindern als Coach zu Diensten zu sein. Konzertiert wird der ganze Vorgang durch bereits hergestellte kompetenzorientierte Lehrmittel und die pädagogischen Hochschulen, die ihre Studenten bereits heute entsprechend ausbilden. Eine ausführliche Diskussion über den neuen Lehrplan, wie sie zu unseren direktdemokratischen Gepflogenheiten gehört, wurde und wird offenbar gemieden, steht aber weiterhin an.

Eliane Gautschi, Kindhausen

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