Der Artikel zum neuen Lehrplan 21
(NZZ 28. 12. 13) bringt es auf den Punkt. In Sachen Fremdsprachen heisst es, in
der Schweiz herrsche keine Einigkeit darüber, welche Fremdsprache als Erste an
die Reihe kommen soll. Anzulasten sei dieser Mangel der Politik. Und dann folgt
der entscheidende, richtige Kernsatz: «Trotzdem stellt sich die Frage, was ein
Lehrplan soll, dessen eigentliches Ziel es ist, die interkantonale Mobilität zu
erleichtern, wenn ausgerechnet die wichtige Fremdsprachenfrage ungeklärt
bleibt.» Die Antwort liegt auf der Hand. Ein solcher Lehrplan wäre schon von
Anfang an lediglich Flickwerk, und angesichts der zahlreichen andern Mängel
würde man am besten auf die ganze teure Übung verzichten. Im Grunde braucht es
nämlich gar keinen neuen Lehrplan; besser als jetzt würde die Schule auch mit
Hunderten von Theorieseiten garantiert nicht funktionieren, und ebenso könnte
das ganze Kompetenzgeschwafel aus den Kindern bestimmt keine besseren
Schulabgänger hervorzaubern.
Hans-Peter Köhli, Zürich
Man kann nun auf die Einwände in der
Konsultation zum Lehrplan 21 eingehen und ihn ein bisschen abspecken, ohne
Grundlegendes zu verändern! Dazu würde die Kompetenzorientierung gehören, die
fälschlicherweise meist auf dem Alltagsgebrauch dieses Begriffs interpretiert
wird; sie ist aber zentraler Bestandteil der konstruktivistischen
Bildungsideologie, die Grundlage des Lehrplans ist. Dieser Paradigmenwechsel
enthält den Wechsel von einer humanistischen Bildung, wie sie in Europa
Tradition hat, hin zu utilitaristischen (Aus-) Bildungsanforderungen, wie sie
im angloamerikanischen Raum üblich sind. Dazu gehören das selbstorganisierte
Lernen und die Rolle der Lehrperson, die lediglich Lernumgebungen
bereitzustellen hat und den Kindern als Coach zu Diensten zu sein. Konzertiert
wird der ganze Vorgang durch bereits hergestellte kompetenzorientierte
Lehrmittel und die pädagogischen Hochschulen, die ihre Studenten bereits heute
entsprechend ausbilden. Eine ausführliche Diskussion über den neuen Lehrplan,
wie sie zu unseren direktdemokratischen Gepflogenheiten gehört, wurde und wird
offenbar gemieden, steht aber weiterhin an.
Eliane Gautschi, Kindhausen
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