7. Januar 2014

Fünf Ratschläge für eine bessere Bündner Schule

Mein aktueller Beitrag im Blog der "Südostschweiz" handelt von der Steigerung der Schulqualität in Graubünden.
Wir wollen das neue Jahr nicht beginnen, ohne einen Blick nach vorne zu wagen und uns zu fragen, wie die Bündner Volksschule auf einfache, kostengünstige Weise verbessert werden könnte. Hier also fünf Vorschläge.

1. Sofortiger Vermerk aller Absenzen im Zeugnis. Ja, Sie lesen richtig. In Graubünden – der Ferienecke der Schweiz – wird die Anzahl der verpassten Lektionen nicht im Zeugnis vermerkt. Auch sollte der Unterschied zwischen Ganzjahres- und Semesterzeugnis, bzw. zwischen Niveau I und Niveau II auch dem letzten Gewerbler und Personalchef  im Kanton endlich klar gemacht werden.


2. Wie das Zeugnis ohne Absenzen stammt auch das Modell C aus der wohlriechenden Küche namens „Chancengerechtigkeit“. Nach mehrjährigen Planungsphasen in Chur und anderswo hat das Niveaumodell ziemlich viel Lack verloren. Nachdem die Subventionen gestrichen sind, wird es nun –wenn überhaupt – nur noch als zweistufiges Rauf und Runter angeboten. Deshalb diese unausgegorene Zucker und Peitsche-Gesprächstherapie abbrechen oder dann vernünftig erweitern und die massiven Mängel dieser Planungsruine beheben.
 3. Den Lehrern endlich beibringen, wie man sinnvolle und aussagekräftige Tests macht. Das beinhaltet, dass die Lehrer wissen, was sie testen und dass sie die gewonnenen Informationen weiter in ihren Unterricht einfliessen lassen. Prüfungen, die auf den Lernstand einer Klasse ausgerichtet sind, sind die effektivste Methode, um die Leistungen der Schüler zu steigern. Das findet übrigens nicht nur Hattie.

4. Abschaffung der Schulevaluationen. Dieses Ritual wurde bereits in anderen Kantonen kritisch unter die Lupe genommen. Wer macht Schulevaluationen? Lehrer, die aus dem Schulzimmer geflüchtet sind und nun durch den Kanton touren und ihre ehemaligen Kollegen evaluieren. Im Kanton Graubünden läuft dies in sogenannten Zyklen ab, in denen alle Schulen des Kantons besucht werden. Der Mitarbeiterstab pro Fachstelle beträgt sechs bis zehn. Eine einzige Evaluation kostet zwischen 20'000 und 60‘000 Franken. Und der Nutzen? Beat Zemp, Zentralpräsident LCH, meint: "Für den überwiegenden Teil der guten Schulen bringt die externe Schulevaluation nichts, beziehungsweise zu wenig". Das dafür ausgegebene Geld ist besser investiert in den direkten Support der Lehrpersonen, z.B. in Form gezielter Weiterbildung (siehe oben).

5. Erhöhung der Ausbildungsqualität an der PHGR durch klare Eintrittsbeschränkungen. Wer während der Ausbildung zur Primarlehrerin (Stufe Hochschule) noch immer Mühe hat, die Schweizer Kantone auf einer Karte zu finden, sollte (obwohl toll aussehend) in einem Bündner Lehrerzimmer nichts verloren haben. Die PHGR rekrutiert ihre Studenten unter Leuten, die einer seriösen Ausbildung auf Fachhochschulstufe nicht gewachsen sind. Dass sich die Bündner Lehrerschmiede zu sehr ihren Kunden anpasst, hinterlässt ihre Spuren. Warum nicht die Evaluationsteams, als letzten Akt sozusagen, an die PHGR vorbeischicken?

Urs Kalberer, 7. Januar 2014 

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