23. Oktober 2013

Schere öffnet sich weiter

Eine Leserbriefschreiberin äussert sich zum Text von Urs Schoettli (Lehrplan 21 und Konfuzius) und kommt zum Schluss, dass sich mit dem Lehrplan 21 die Schere zwischen starken und schwachen Schülern noch weiter öffnen wird.
Urs Schoettli spricht die Frage an, ob unsere Jugend mit dem Lehrplan 21 tatsächlich auf ihr künftiges Leben als Mitmenschen und Staatsbürger der direktdemokratischen Schweiz vorbereitet werde. Dieser Auftrag an die Schule ist in allen Zweckartikeln der kantonalen Volksschulegesetze zu finden. Er wurde durch Volksabstimmungen festgelegt und den Vertretern in Bund und Kantonen zur Realisierung übergeben. Bildung für die Zukunft enthält demnach eine umfassende Bildung unserer Jugend.
Im Lehrplan 21 fehlen dazu nicht nur die von Urs Schoettli vermissten Begriffe "Disziplin", "Pflicht" und "Familie". Bildung wird reduziert auf einige gerade moderne Fertigkeiten, Wissenselemente und Bildungsfragmente, die durch Kompetenzen definiert und durch Tests überprüfbar sind. Der Lehrplan 21 reguliert auch nicht einfach die Rahmenbedingungen der Volksschule, wie es sein Verfassungsauftrag wäre, sondern will die professionelle Arbeit der Lehrer auf der Basis einer konstruktiven Bildungsideologie steuern. Die als Lehrplan-21-kompatibel begutachteten neuen Lehrmittel sind auf diesem umstrittenen Bildungsbegriff aufgebaut und werden einen sorgfältigen, in sich logischen Stoffaufbau sehr schwer möglich machen. Von zu Hause aus geförderte Kinder werden sich vermutlich auch damit zurechtfinden. Und was ist mit den anderen? Sie würden Lehrpersonen brauchen, die es sich zur Aufgabe machen, alle Kinder im Sinne einer echten Chancengleichheit aktiv in ihrer ganzen Persönlichkeit zu fordern und zu fördern. Aber diese anleitende und erziehende Rolle ist den Lehrkräften im Lehrplan 21 nicht zugedacht. Damit wird die Schere zwischen guten und schwächeren Schülern noch weiter auseinander gehen und eine schon seit längerem andauernde Senkung des Bildungsniveaus zementieren. Das hat weitreichende Folgen für die Zukunft unserer Jugend und unseres Landes.
Quelle: NZZ, 23.10. von Eliane Gautschi

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen