13. Dezember 2011

Chaos statt Sicherheit

Franziska Laur kommentiert die Schulsituation 
In den Schulen herrschen Verunsicherung und Chaos. Reformen stehen an, die
kaum einer der Protagonisten mittragen will – die Lehrpersonen leiden. Sie leiden unter ihrem schlechten Ruf und unter den überhöhten Ansprüchen von Politik, Eltern und Wirtschaft. Kommt hinzu, dass sie sich täglich mit einer Schar übersättigter und verzogener Schüler auseinandersetzen müssen. Und weil kaum jemand ausserhalb des Bildungssystems die Probleme richtig wahrhaben will, werden die Lehrkräfte auf den Pfad des Selbstbetrugs gedrängt. Sie negieren ihre eigenen Probleme und pathologisieren die Schüler bei den kleinsten Schwierigkeiten. Denn sind diese einmal an die Medizin abgeschoben, so muss man sich mit den tatsächlichen Problemen nicht mehr auseinandersetzen. So nimmt man einer ganzen Generation die Chance, an Problemen zu wachsen und Grenzen zu finden. Die Politik andererseits bietet auch keine nachhaltigen Lösungen. Die Schulen sind zur Beute der Parteien geworden und amtierende Bildungsdirektoren wollen mit grossen Würfen Zeichen setzen. So wird die Schule in Unruhe gehalten: Fächerübergreifender Unterricht, Mitbestimmungsmodelle, Elternbeteiligungen, immer wieder neue Qualitätsstandards, die Einführung von zusätzlichen Fächern und Tests auf mögliche psychologische Defekte. Und kaum ist das eine eingeführt, wird es schon wieder gestrichen. Anstatt Planungssicherheit herrscht das Chaos. Die Folge: ausgebrannte Lehrer, verwirrte Kinder und zweifelnde Eltern. Profitieren tut höchstens das Heer an Therapeuten, das auf eine ellenlange Warteliste verweist und sich über einen florierenden Markt die Hände reibt. Tatsache ist allerdings, dass es nicht zuletzt mit Multikulti-Klassen für die Lehrer immer schwieriger wird. Im Kleinbasel etwa haben die meisten Kinder Eltern mit Migrationshintergrund und viele von ihnen müssen sich mit den hiesigen Traditionen erst vertraut machen. Dies bringt mit sich, dass die Schule nicht nur den Lernplan einhalten, sondern auch Integrations- und Erziehungsaufgaben übernehmen muss. Daher wird es immer wichtiger, den Schulalltag nicht zu überfrachten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.100000 Franken kostet ein Kind im Laufe seiner Volksschulzeit den Steuerzahler – ohne Sondertherapien und Förderunterricht. Bei der Verwendung dieses Geldes gilt es, Sorge zu tragen – und zur Zukunft unserer Kinder sowieso.
Quelle: Basler Zeitung, 13.12. von Franziska Laur

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