In den
Schulen herrschen Verunsicherung und Chaos. Reformen stehen an, die
kaum einer
der Protagonisten mittragen will – die Lehrpersonen leiden. Sie leiden unter
ihrem schlechten Ruf und unter den überhöhten Ansprüchen von Politik, Eltern
und Wirtschaft. Kommt hinzu, dass sie sich täglich mit einer Schar übersättigter
und verzogener Schüler auseinandersetzen müssen. Und weil kaum jemand
ausserhalb des Bildungssystems die Probleme richtig wahrhaben will, werden die Lehrkräfte
auf den Pfad des Selbstbetrugs gedrängt. Sie negieren ihre eigenen
Probleme und pathologisieren die Schüler bei den kleinsten Schwierigkeiten.
Denn sind diese einmal an die Medizin abgeschoben, so muss man sich mit den
tatsächlichen Problemen nicht mehr auseinandersetzen. So nimmt man einer ganzen
Generation die Chance, an Problemen zu wachsen und Grenzen zu finden. Die
Politik andererseits bietet auch keine nachhaltigen Lösungen. Die Schulen sind
zur Beute der Parteien geworden und amtierende Bildungsdirektoren wollen mit
grossen Würfen Zeichen setzen. So wird die Schule in Unruhe gehalten: Fächerübergreifender
Unterricht, Mitbestimmungsmodelle, Elternbeteiligungen, immer wieder neue Qualitätsstandards,
die Einführung von
zusätzlichen Fächern und Tests auf mögliche psychologische Defekte. Und kaum
ist das eine eingeführt, wird es schon wieder gestrichen. Anstatt
Planungssicherheit herrscht das Chaos. Die Folge: ausgebrannte Lehrer,
verwirrte Kinder und zweifelnde Eltern. Profitieren tut höchstens das Heer an Therapeuten,
das auf eine ellenlange Warteliste verweist und sich über einen florierenden
Markt die Hände reibt. Tatsache ist allerdings, dass es nicht zuletzt mit
Multikulti-Klassen für die Lehrer immer schwieriger wird. Im Kleinbasel etwa
haben die meisten Kinder Eltern mit Migrationshintergrund und viele von ihnen
müssen sich mit den hiesigen Traditionen erst vertraut machen. Dies bringt mit
sich, dass die Schule nicht nur den Lernplan einhalten, sondern auch Integrations-
und Erziehungsaufgaben übernehmen muss. Daher wird es immer wichtiger, den
Schulalltag nicht zu überfrachten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.100000
Franken kostet ein Kind im Laufe seiner Volksschulzeit den Steuerzahler
– ohne Sondertherapien und Förderunterricht. Bei der Verwendung dieses Geldes
gilt es, Sorge zu tragen – und zur Zukunft unserer Kinder sowieso.
Quelle: Basler Zeitung, 13.12. von Franziska Laur
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