23. September 2011

Schule und Wirtschaft mit gemeinsamem Ziel

Wer nach der Schule eine Lehre machen will, dem wäre mit etwas mehr Wissen über seinen künftigen Beruf und über die Anforderungen in der Lehre bisweilen sehr gedient. Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) und die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) haben deshalb beschlossen, gemeinsam ein computerbasiertes und interaktives Hilfsmittel zu entwickeln, das Schulabgängern eine gute Berufswahl erleichtern soll. Hintergrund des Vorhabens sind eine geschätzte hohe Zahl von Lehrabbrüchen in der Schweiz und die Klagen der Wirtschaft, es mangle an geeigneten Jugendlichen in Handwerks- und Dienstleistungsberufen. Das Projekt von EDK und SGV mit dem Namen «Schulische Anforderungsprofile für die berufliche Grundbildung» ist freilich nicht der erste Versuch, die Nahtstelle zwischen Volksschule und Lehre zu verbessern.
Wie EDK-Generalsekretär Hans Ambühl am Donnerstag vor den Medien in Bern sagte, gehe es nicht darum, dass die Wirtschaft der Schule vorschreibe, was sie zu tun habe. Die Verständigung auf gemeinsame Anforderungsprofile könne die Zahl der Lehrabbrüche aber verringern und Misserfolge bei Lehrabschlussprüfungen reduzieren. Die Anforderungsprofile sollen im 8. Schuljahr im Rahmen einer individuellen Standortbestimmung eingesetzt werden. SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler betonte, dass es sich dabei nicht um ein Selektionsverfahren, sondern um ein Förderinstrument handle. Jugendlichen solle gezeigt werden, wo sie hinsichtlich ihrer Kompetenzen und mit Blick auf ihre Berufswünsche stehen. Festgestellte Lücken sollen sodann mit schulischen Fördermassnahmen geschlossen werden. Gelingt dies nicht, wird mit den Jugendlichen über eine alternative Berufswahl diskutiert.
Zunächst werden bis Februar 2012 mit den Berufsverbänden die Profile für Polymechaniker sowie Angestellte im Gesundheitsbereich und Detailhandel erstellt. Zwölf weitere Anforderungsprofile entstehen bis zum Herbst des nächsten Jahres. Die restlichen sollen nach einer gründlichen Analyse folgen.
Aus: NZZ, 23.9. von Michael Schönenberger

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen