Der radikale Umbau der KV-Ausbildung mit dem Projekt «Kaufleute 2022» ist Teil der Vision «Berufsbildung 2030» der vom Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI 2016 gestartet wurde, um sämtliche Berufe der bisher weltweit erfolgreichen Schweizer Berufsausbildung total auf eine «Schmalspurausbildung» umzubauen. Die EDK-Präsidentin Silvia Steiner befürchtete bereits 2018, dass das heutige Berufsbild KV in zehn Jahren nicht mehr existieren werde.
Ohne Grundlagen- und Fachwissen in die Zukunft? 12.4. von Peter Aebersold
Das dürfte für alle Berufe gelten, denn die sogenannte
«Kompetenzorientierung» mit dem «selbstgesteuerten Lernen» (SOL), wie wir sie
vom umstrittenen Lehrplan 21 kennen, wird auch in anderen Berufen «Schule
machen». Hinter verschlossenen Türen wird schon seit längerer Zeit an der
KV-Reform 2022 gearbeitet, selbst die dortigen Lehrer erfahren kaum etwas. Die
Promotoren der Reform wollen «kein Wissen auf Vorrat» mehr vermitteln. Die
bisherigen Fächer werden abgeschafft und durch schwammige «Handlungsfelder»
ersetzt. Statt eines breiten, kaufmännischen Fundaments sollen neu
«Handlungskompetenzen» aufgebaut werden. KV-Lehrer befürchten deswegen einen
massiven Abbau von Grundlagenwissen und Fachkompetenzen. Mit der geplanten
À-la-carte-Ausbildung wird das bisher allgemein anerkannte Eidgenössische
Fähigkeitszeugnis zu einem wertlosen Stück Papier. Beim ersten, vergleichsweise
kleinen Umbauschritt der KV-Lehre von 2003, der sogenannten «neue kaufmännische
Grundbildung» sollen allein im Grossraum Zürich 1000 von ursprünglich 9000 KV-
Lehrstellen innert drei Jahren verschwunden sein, vermutete der Kaufmännische
Verband Zürich (KVZ). Wie viele Lehrstellen werden wohl schweizweit mit dem
vorgesehenen Totalumbau der Schweizer Berufsausbildung verloren gehen?
Mit nur noch einer obligatorischen Fremdsprache im KV bahnt sich ein neuer Sprachenstreit an. Zusätzlich würde die Rolle des Französischen an der Oberstufe noch mehr geschwächt.
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