Die Pädagogische Hochschule (PH) soll künftigen Lehrkräften den Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Dieser Aufgabe kommt die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), der die PH angegliedert ist, jedoch nur bedingt nach. Zumindest, wenn es nach 91 Studierenden des Studiengangs Sekundarstufe II geht, die unlängst an einer Befragung ihrer Hochschule teilnahmen.Nebst einigen Komplimenten – etwa für die Praktika, die Infrastruktur am Campus in Muttenz oder die Kompetenz der Dozierenden – äussert die Studentenschaft harsche Kritik an der PH. Ihr Fazit: Durch ihr Studium fühlen sie sich nicht ausreichend befähigt, die Herausforderungen des Lehrerberufs souverän zu bewältigen. Eine schallende Ohrfeige für ihre Ausbildungsstätte.
Junge Lehrkräfte fühlen sich schlecht ausgebildet, BZ Basel, 1.10. von Julian Förnbacher
Zu wenig Praxis und keine klare Kommunikation
In einem Schreiben, das der bz vorliegt, nimmt Institutsleiter Guido McCombie gegenüber der Studentenschaft Stellung. Er räumt ein, dass die Umfrageergebnisse für die PH nicht zufriedenstellend sind. Im Detail bemängeln die Studierenden etwa, dass die Organisation des Studiums zuwenig klar geregelt sei. Bei Fragen fühlten sie sich im Stich gelassen – weil nicht deutlich genug kommuniziert werde. Weiter sei die Studienstruktur nicht flexibel genug gestaltet – in einem vornehmlich berufsbegleitenden Umfeld ebenfalls keine Makulatur.
Genauso wie der zuweilen fehlende Praxisbezug und die bemängelte Kohärenz im Studium. Letzteres meint, dass die einzelnen Lehrveranstaltungen in einer Evaluation im Vorjahr zwar positiv bewertet wurden, die Studierenden aber mit dem Gesamtbild ihrer Ausbildung heute dennoch nicht zufrieden seien, weil eine zielgerichtete Abstimmung der Lerninhalte mit ihrem Berufsalltag fehle.
«Viele von uns sehen das Studium mittlerweile nur noch als ein Absitzen. Die Inhalte werden viel zu theoretisch vermittelt, eine konkrete Abstimmung auf den späteren Berufsalltag fehltmanchmal komplett. Dass das für uns enorm unbefriedigendist, zeigt die Umfrage deutlich», erklärt ein PH-Student,der anonymbleibenmöchte. Auf Anfrage betont die PH, dass sie die Anliegen ernst nehme und an einer Lösung arbeite.
Schon 2018 wurde Kritik der Studierenden laut
Die interne Kritik an den PHs in Brugg-Windisch und Muttenz ist indes nicht neu. Schon 2018 fielen sie in einer Befragung rasselnd durch. Lediglich die Schulnote 3,2 gaben ihr die Studierenden. Diese Missstimmung an der PH hält schon seit Jahren an, wie aus Studierendenkreisen zu vernehmen ist.
Im Schreiben an die Studierenden skizziert McCombie Lösungsvorschläge. So wurden in einem ersten Schritt drei Projektgruppen ins Leben gerufen, die sich mit Studierbarkeit, Kommunikation sowie Kohärenz auseinandersetzen sollen. Die Gruppen bestehen aus Institutsleitung, Professurleitenden der Fachbereiche, Dozierenden sowie Stabsmitarbeitenden und haben bereits erste Outputs geliefert. So wurden Erklärvideos zur Studienplanung gedreht, der Webauftritt überarbeitet und ein E-Portfolio vorbereitet, anhand dessen die Verbindung zwischen Lehrveranstaltungen und Studienbereichen klarer werden soll. Studierende sollen erst später einbezogen werden, obwohl man den Austausch mit ihnen intensivieren möchte, wie die Institutsleitung in ihrem Brief schreibt.
Ähnlich klang es schon 2018, als dieselben Probleme angeprangert wurden. Gemäss PH befinde man sich aber auf dem richtigen Weg:«Wichtige Schritte sind bereits realisiert. Aber Strukturveränderungen und neue Angebote brauchen eine Vorlaufzeit, insbesondere, wenn sie unter Mitwirkung der Dozierenden und der Studierenden geplant werden.»
Roger von Wartburg, Präsident des Lehrerverbands Baselland, ist mit der Problematik rund um die PH vertraut. Er erkennt «zumindest Anlass zur Beunruhigung», und präsentiert einen Lösungsansatz:«Wir machen uns dafür stark, dass wieder mehr Lehrpersonen mit langer Praxiserfahrung Laufbahnentwicklungen zu Dozierenden machen können. Der Kern der Kritik, der uns erreicht, bezieht sich oft auf fehlende Verknüpfungen von Theorie und Praxis. Wer sollte das besser leisten können als Lehrerinnen und Lehrer mit entsprechender Zusatzausbildung?»
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