Leistungsschwache Schülerinnen und Schüler profitieren nicht von leistungsstarken: Die Primarschulen in Basel-Stadt schaffen es nicht, den Leistungsrückstand der Kinder aus bildungsfernen Familien zu verringern. Das zeigen die veröffentlichten Ergebnisse der Schulchecks der 3.Klassen aus dem vergangenen Jahr. Sie zeigen auf, dass die Leistungsunterschiede bei den Drittklässlern in Basel-Stadt erheblich grösser sind als in den Kantonen Baselland, Aargau und Solothurn. Auch nahmen die Leistungsunterschiede in Basel-Stadt im Vergleich zu den Vorjahren zu.
Bildungsgraben in Basler Primarschulen, Basler Zeitung, 5.10. von Thomas Dähler
Immerhin gibt es für das Erziehungsdepartement von Regierungsrat Conradin Cramer auch eine gute Nachricht: Im interkantonalen Vergleich der Drittklässler konnte Basel-Stadt die Rote Laterne abgeben. Die besten Check-Ergebnisse bei den Drittklässlern schaffte der Kanton Aargau, gefolgt von Baselland, Basel-Stadt und Solothurn. Die Ranglisten der beiden getesteten Fächer Deutsch und Mathematik sind gleich.
Grosse sprachliche Defizite
Die Verbesserung um einen Rang hat der Kanton Basel-Stadt seinen leistungsstarken Schülerinnen und Schülern zu verdanken. Besonders gut schneiden diese beim Lesen ab.Generell zeigt der interkantonale Vergleich, dass die Spitzenschüler im Stadtkanton in den Checks gar besser abschneiden als in den anderen Nordwestschweizer Kantonen.
Erschreckend sind hingegen die Resultate der schwachen Schüler bei Sprachverständnis. Dies dürfte auf die Lernvoraussetzungen zurückzuführen sein. 45 Prozent der Basler Drittklässler sind bereits durch den Bildungsabschluss ihrer Eltern benachteiligt. In den anderen Kantonen liegt dieser Wert zwischen 15 und 23 Prozent.
Die Schulchecks, bei den Lehrerinnen und Lehrern seit jeher umstritten, finden in den vier Nordwestschweizer Kantonen jeweils zeitgleich statt. Für die Drittklässler sind diese jeweils im September. Es handelt sich dabei um Prüfungen, die in sämtlichen Schulklassen inhaltlich identisch und nach standardisierten Regeln durchgeführt werden. Ausgewertet werden sie vom Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich.
Die Checks dienen dazu – so weist es der Ergebnisbericht aus –, die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage ihrer individuellen Ergebnisse gezielt zu fördern. Veröffentlicht wird danach lediglich eine Übersicht über die Gesamtergebnisse in den geprüften Fächern und Kompetenzbereichen. In Basel-Stadt, Baselland und Aargau werden alle Schülerinnen und Schüler zu den Checks verpflichtet,während sie in den Solothurner Schulen fakultativ sind.
Im Ergebnisbericht werden lediglich die Checks der Schülerinnen und Schüler mit regulären Lernzielen berücksichtigt. Die Checks der Schülerinnen und Schüler mit reduzierten Lernzielen (3 bis 6 Prozent) haben demnach keinen Einfluss auf die Auswertung.Die Lernvoraussetzungen werden durch einen Fragebogen erhoben, den die Lehrerinnen und Lehrer ausfüllen. Die Fragen betreffen den sozialen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler, insbesondere den Bildungsabschluss der Eltern.
Fortschritt im Genderbereich
Die Resultate aus Basel-Stadt zeigen auf, dass die Primarschulen von der Chancengleichheit weit entfernt sind. Die soziale Herkunft ist unzweifelhaft der Hintergrund der grossen Leistungsdifferenz bei den Primarschülerinnen und -schülern. Offensichtlich sind auch die Erfolge der Zusatzlektionen Deutsch als Zweitsprache (DAZ) bescheiden. Diese in Basel-Stadt kontingentierte Zusatzförderung soll die sprachlichen Rückstände der Kinder mit einer anderen Muttersprache beheben. In Basel-Stadt sind 48,1 Prozent der Drittklässler nicht mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen – das ist fast die Hälfte. In Baselland sind es 32,3 Prozent, im Aargau 40,6 Prozent und im Kanton Solothurn 38,9 Prozent. Im Genderbereich haben die Basler Primarschulen hingegen die Aufgaben gemacht. Nach wie vor sind zwar die Buben besser in Mathematik und die Mädchen in Deutsch. Gegenüber den Vorjahren haben sich jedoch die Unterschiede verringert.
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