Die Fakten stellen Schweizer Knaben kein gutes Zeugnis aus. Schulisch werden sie von den Mädchen abgehängt. Es gibt mehr Maturandinnen und Studentinnen. Mehr Buben als Mädchen repetieren Klassen. Mehr Knaben leiden an ADHS. «Es gibt eine grosse Pathologisierung der Knaben», sagt Allan Guggenbühl, Schweizer Psychologe und Experte für Jugendgewalt. «Wären das Mädchen, wäre es ein nationaler Skandal, bei den Buben wird das übersehen oder sogar hingenommen.» Dabei gäre das Thema im Untergrund. «Lehrer und Lehrerinnen kommen zu mir und reden darüber, aber kein Politiker würde es wagen, die Geschlechterdifferenz anzusprechen. Es ist schlicht nicht diskutierbar.» Ihm selbst sei schon untersagt worden, an Veranstaltungen darüber zu reden.
"Wären es Mädchen, wäre es ein Skandal", NZZaS, 13.9., von Peter Hossli
Der Therapeut erlebt in seiner Praxis, dass Schweizer Buben
«mit der Einstellung aufwachsen, benachteiligt zu sein». Deshalb würden sich
weit mehr Buben als Mädchen in der Schule ausklinken und alternative Wege
suchen. «Statt ein Studium anzutreten oder eine Lehre zu machen, werden sie
Gamer oder investieren an der Börse.» Zudem komme das schweizerische
Bildungssystem den Mädchen entgegen. Knaben würden sich in schulische Themen
nur dann hineinknien, wenn es sie wirklich interessiert. Mädchen hingegen
passten sich an und beschäftigten sich auch mit unbeliebten Stoffen. Männliche
Attribute wie Mut oder Kreativität hingegen seien an den Schulen selten
gefragt. Ohnehin sei es in der Schweiz «unsagbar geworden», männliche
Eigenschaften in der Öffentlichkeit positiv zu erwähnen. «Wir schauen nur noch
auf die Schatten der Männer, Frauen aber haben in der öffentlichen Wahrnehmung
keine Schatten mehr», sagt Guggenbühl.
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