Am ICT Campus in Muttenz lernen Jugendliche jeweils am Samstagmorgen in für sie kostenlosen Kursen unter anderem Programmieren und das Bauen von Robotern. Innerhalb von nur drei Jahren entwickeln sie sich vom Talent zum IT-Crack. Speziell auch Mädchen sollen gefördert werden, die Freude an Informatik haben, aus den verschiedensten Gründen beruflich den Weg dazu aber nur selten finden. Um an die jungen Talente zu kommen und sie auf das Angebot aufmerksam zu machen, besuchen Scouts Sekundarschulen und programmieren in Klassen an einem halben Tag ein Spiel. Dafür brauchen sie das Einverständnis der Schulleitungen. Und genau da hapert es im Kanton Basel-Stadt. Nur gerade zwei der zehn angefragten Sekundarschulen gaben dem ICT Campus die Möglichkeit, ihr Angebot in den Klassen vorzustellen. Gemäss CEO Rolf Schaub hat im Kanton Baselland ein Grossteil der Schulen mitgemacht.
Die Angst der Schulleitungen vor Eliteförderung, Basler Zeitung, 31.8. von Tobias Gfeller
Wenig Engagement
Informatik- und Kommunikationstechnologien als Kompetenzen
sind Teil des Lehrplans 21. Der mittlerweile pensionierte Leiter Volksschulen, Dieter
Baur, hat Rolf Schaub das Engagement des Erziehungsdepartements (ED)
zugesichert und gemeint, dass Basel in diesen Bereichen vorwärtsmachen müsse.
Zwar unterstützt gemäss Sprecher Simon Thiriet das ED den ICT Campus als
freiwilliger Bestandteil der Medien- und Informatikförderung des Kantons
finanziell und indem die Schulleitungen über das Angebot informiert werden,
doch sonst spürt Rolf Schaub wenig vom versprochenen Engagement von Basel-Stadt.
«Bei den Schulleitungen heisst es dann, sie wollen keine Eliteförderung an den
Schulen, sie haben Angst vor der Wirtschaft in den Schulen und geben zu
bedenken, dass so ja alle Berufsgattungen Ansprüche an die Schulen stellen
könnten.»
Der CEO des ICT Campus kann die Bedenken nicht verstehen.
«Wir brauchen die Talente in der immer stärker digitalisierten Berufswelt. Die
Schulen kommen nicht in Berührung mit unseren Sponsoren. Zudem muss man
klarstellen, dass Maurer oder andere Berufe nicht Teil des Lehrplans 21 sind,
Programmieren aber schon.» Rolf Schaub glaubt zudem, dass es an den Basler
Schulen zuletzt zu viele Reformen gegeben habe, sodass die Bereitschaft zu
Neuem heute eher klein sei. Simon Thiriet erinnert daran, dass in Basel-Stadt
die Schulen teilautonom geführt werden, womit die Schulleitungen zusammen mit
den Lehrpersonen selber aus dem Angebot der Medien- und Informatikförderung
wählen können.
Dass an Basler Schulen die Resonanz auf dieses sonst
erfolgreiche und gefragte Kursangebot für Jugendliche so dürftig ist, ruft
Grossrätin Sandra Bothe-Wenk (GLP) auf den Plan. Per Interpellation will sie im
Namen ihrer Partei von der Regierung wissen, inwiefern der ICT Campus Teil der
kantonalen Mint-Förderung – der Fächer Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik – ist. Zudem soll die Regierung darlegen, welche
Sekundarschulhäuser das Scouting des ICT Campus zugelassen haben und welche
nicht.
Fehlende IT-Fachkräfte
Die GLP-Präsidentin Katja Christ kann die Passivität der
Basler Sekundarschulen nicht nachvollziehen. «Gerade für Basel als
Pharmastandort ist die IT-Branche essenziell. Da brauchen wir Fachkräfte, die
ja schon heute fehlen.» Die Grünliberalen sprechen von «Augenwischerei», wenn
im Kanton stets von Mint-Förderung die Rede sei, aber dann ein solch «interessantes
Angebot» nicht ausgeschöpft werde. Gerade auch im Hinblick auf die
Chancengerechtigkeit sei es wichtig, dass sämtliche Schülerinnen und Schüler
die Möglichkeit haben, vom Angebot zu profitieren. «Das Scouting an den Schulen
dauert nur einen halben Schultag. Was spricht denn dagegen?», fragt Katja
Christ irritiert.
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