Zum Schulbeginn neue iPads Erstmals werden alle neuen Sekundarschülerinnen und -schüler im Baselbiet mit einem persönlichen iPad ausgerüstet. Das eröffnet neue Möglichkeiten für den Unterricht.
Der Unterricht wird digital, Basler Zeitung, 11.8. von Daniel Aenishänslin
«Wir sind stolz, dass wir das
geschafft haben», verkündete Christoph Straumann. Der Leiter Stab Informatik
der Baselbieter Bildungsdirektion lobte seine Mitarbeiter für ein 60-seitiges
Dokument. Damit würden die neuen Geräte innerhalb von 30 Minuten für den
Unterricht genutzt werden können. Seit gestern verfügen im Baselbiet alle
Sekundarschülerinnen und -schüler der ersten Klasse über ein persönliches iPad
(One-to-One). Bis in zwei Jahren sollen auf diesem Weg alle Schüler und
Lehrpersonen ihr iPad für die Schule in Händen halten. Ausgegangen wird von
insgesamt 9700 Stück bis 2022, was Nettokosten von 4,8 Millionen Franken
entspreche. Nach drei Jahren gehen die Geräte zurück an die Schule.
Die Digitalisierung stand im
Fokus des ersten Schultags in der Sekundarschule Reigoldswil, zu der die
Bildungdirektion eingeladen hatte. «Der mit insgesamt zwölf Klassen kleinsten
Sekundarschule im Baselbiet», wie ihr Schulleiter, Hansruedi Hochuli,
ausführte. Als Grund für die Gastgeberrolle seiner Schule nannte Hochuli das
Homeschooling vor den Sommerferien. Damals hatte die Sekundarschule Reigoldswil
bereits erste iPads im Einsatz. «Wir haben den Digitalisierungsschub des
Lockdown voll zu spüren bekommen», konstatierte Hochuli.
Digitale Geräte seien
«allgegenwärtig», gab die Baselbieter Bildungsdirektorin, Monica Gschwind, zu
bedenken. «Die Institution Schule muss dieser Entwicklung Rechnung tragen.»
Nach Abschluss der Volksschule sollten alle über diese neuen Kulturtechniken,
über Anwender- und Medienkompetenz verfügen. «Die Jugendlichen sollen
reflektiert, verantwortungsvoll mit den digitalen Geräten umgehen können.»
«Das braucht Zeit»
Lukas Dettwiler vom Stab
Informatik bezeichnete die neue Ausrüstung als Grundlage «für einen Unterricht,
der zunehmend digital wird». Eine Studie zeige, dass diese Arbeitsweise Motivation
und Selbstständigkeit der Schüler fördere. Für die Lehrpersonen stelle es
bestimmt eine Herausforderung dar, mit den neuen didaktischen Möglichkeiten
umzugehen. «Das braucht Zeit.»
Letztlich müsse flächendeckend
gehandelt werden, erklärte Monica Gschwind. Deshalb warf sie ein Schlaglicht
auf die Primarschulen. Der Kanton biete den Gemeinden Hand für die
Ausgestaltung der Informations- und Kommunikationstechnik an ihren Schulen. «Es
gibt Primarschulen mit technischen Voraussetzungen, die schlicht nicht mehr
genügen», räumte sie ein. Doch gebe es Lösungsansätze. Der Kanton arbeite zu
diesem Zweck eng mit dem Verband Basellandschaftlicher Gemeinden zusammen
Von einer grossen Sicherheit,
dass es klappt, sprach Christoph Straumann. Seinen Optimismus führe er darauf
zurück, dass bereits 14 von 17 Sekundarschulen im Kanton an der Pilotphase
teilgenommen hatten. Dem Datenschutz werde Rechnung getragen. Fast alles laufe
über Liestal. Seine Mitarbeiter könnten beobachten, wann ein Gerät
eingeschaltet ist und welche App benutzt werde. Wie die App benutzt werde
jedoch nicht. «Installierbar sind nur von uns freigegebene Apps.»
Der erste Kanton
Gegenüber dem Internet seien die
Geräte durch einen Content-Filter gesichert. Seiten, welche die
Bildungsdirektion nicht zugänglich wissen möchte, seien dadurch gesperrt. Dies
habe auch schon eine Lehrperson erfahren müssen - als sie über das von der
Schule zur Verfügung gestellte iPad keinen Wein ordern konnte. «Wir sind der
erste Kanton, der Lehrpersonen ein Standardgerät anbieten wird», ergänzte
Straumann.
Es brauche eine übergeordnete
Digitalisierungsstrategie mit einer ganz klaren Vision, die als Grundlage für
die ganzen pädagogischen Entwicklungen, Konzepte und Lehrpläne diene, sagte
Monica Gschwind. Weiterhin stehe der Mensch, nicht die Technik, im Zentrum.
Deshalb brauche es «massgeschneiderte» Aus- und Weiterbildungen für die
Lehrpersonen. «Wir haben die erste Etappe der Digitalisierung erfolgreich
abgeschlossen, aber wir sind noch lange nicht am Ziel.»
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