Kein anderes europäisches Land hat so viele junge Kiffer wie die
Schweiz. Das zeigt eine Befragung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die
die Gesundheit und das Sozialverhalten von 11- bis 15-jährigen Schulkindern aus
45 Ländern unter die Lupe genommen hat.
Schweizer Schüler sind Europameister im Kiffen, Blick, 21.5.
Beim allgemeinen Suchtverhalten liegen die Schweizer 15-Jährigen im
internationalen Mittel. 13 Prozent der Knaben und 8 Prozent der Mädchen in der
Schweiz fühlten sich mindestens einmal im Monat richtig betrunken. Frankreich
weist ähnliche Werte aus, Italien höhere sowie Österreich und Deutschland
deutlich höhere. Doch wenn es ums Kiffen geht, sind unsere Jungspunde
Europameister!
Von den befragten Schweizer Teenagern im Pubertätsalter gaben 27 Prozent
der Knaben und 17 Prozent der Mädchen an, bereits einmal Cannabis probiert zu
haben. Zusammengerechnet auf beide Geschlechter kommt kein anderes der 45
teilnehmenden Länder an diesen Wert heran. Im europäischen Schnitt haben 15
Prozent aller 15-jährigen Knaben bereits Cannabis-Erfahrung. Bei den Mädchen
sind es elf Prozent.
13 Prozent der Knaben haben im letzten Monat gekifft
Im Vergleich nicht ganz so dramatisch zeigt sich der Wert des
Cannabiskonsums in den letzten 30 Tagen vor der Befragung: 13 Prozent der
Knaben und 8 Prozent der Mädchen gaben an, im letzten Monat gekifft zu haben.
Hier überflügeln die Jungs aus Bulgarien die Schweizer.
Der Besitz von bis zu 10 Gramm Cannabis ist in der Schweiz für
Volljährige straffrei. Der Konsum in der Öffentlichkeit ist allerdings illegal
und kann mit einer Ordnungsbusse von 100 Franken bestraft werden.
Alkohol bleibt bei unserer Jugend das beliebteste Suchtmittel. Die gute
Nachricht jedoch: Im Zeitvergleich zeigte sich bei Alkohol und auch Zigaretten
ein deutlicher Rückgang. Mindestens einen Glimmstängel zündeten sich 16 Prozent
der männlichen und 15 Prozent der weiblichen Befragten im Monat vor der Umfrage
an.
Jugendliche in Europa klagen über mentale Probleme
Alarmierend ist die WHO-Befragung bezüglich der psychischen Gesundheit.
Jugendliche im Pubertätsalter haben in Europa häufiger mit mentalen Problemen
zu kämpfen. In der Schweiz geht es ihnen allerdings gut. So bezeichnet der
weitaus grösste Teil von ihnen die Lebenszufriedenheit als hoch oder sehr hoch.
Demnach ging das mentale Wohlbefinden der Befragten 2018 im Vergleich zu
2014 in mehreren Staaten zurück. Es nimmt zudem tendenziell mehr ab, je älter
die Kinder werden – und besonders Mädchen sind gefährdet. Die häufigsten
Beschwerden sind demnach Nervosität, Reizbarkeit und Schlafprobleme.
In der Schweiz erwies sich dieses Phänomen als weniger ausgeprägt. 37
Prozent der elfjährigen Mädchen und 50 Prozent der Knaben bezeichneten ihren
Gesundheitszustand als exzellent. International sind es 33 und 41 Prozent.
Die ältesten Befragten – also die 15-Jährigen – erklärten sich in der
Schweiz mit ihrem Leben mehrheitlich zufrieden. Bei den Mädchen waren das 79
Prozent und bei den Knaben 89. Ihre Gesundheit stuften 89 Prozent der
männlichen und 81 Prozent der weiblichen Jugendlichen als gut ein. Allerdings
fühlten sich ein Drittel der Mädchen und über ein Viertel der Knaben von der
Schule gestresst.
78 Prozent der zwischen 11- und 15-jährigen Befragten in der Schweiz
lebten mit beiden Elternteilen zusammen, in den übrigen Fällen war es
überwiegend die Mutter. Dabei erfuhren über drei Viertel von ihnen starken Rückhalt
in der Familie.
Gesunde Ernährung
Beim Essverhalten zeigten sich Schweizer Kinder und Jugendliche im
Vergleich der 45 Länder als ziemlich gesundheitsbewusst. Während im
Länderdurchschnitt 56 Prozent der weiblichen und 48 der männlichen
Heranwachsenden täglich Obst oder Gemüse assen, waren es in der Schweiz 64
respektive 55 Prozent.
Dabei war der Konsum dieser Nahrungsmittel allgemein von den
Einkommensverhältnissen in den Haushalten abhängig: Je reicher desto mehr. Und:
Im Vergleich zu 2014 fiel der Konsum 2018 höher aus, insbesondere bei den
Jüngeren in der Altersgruppe.
45 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Knaben fanden sich in der
Schweiz zu dick. Während der Prozentsatz bei den Mädchen gegenüber 2014
praktisch gleich blieb, stieg er bei den Knaben um vier Punkte. Tatsächlich
übergewichtig ist über die Länder gesehen ein Fünftel der Heranwachsenden, ein
Wert der seit 2014 gestiegen ist.
Mädchen in der Schweiz bewegen sich weniger
Was die Bewegung betrifft, zeigen sich die Teenager allgemein etwas
träge. Nur ein Fünftel von ihnen bewegen sich während einer Stunde täglich so,
wie das die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. In einem Drittel der Länder
nahm die Trägheit sogar zu. Zudem stieg sie mit dem Alter. Und Jugendliche im
Süden bewegten sich auch weniger.
Empfohlen wird Schülerinnen und Schülern täglich eine Stunde Bewegung
mittlerer oder höherer Intensität. In der Schweiz bewegten sich demnach 17,5
Prozent der Knaben und 10,6 Prozent der Mädchen ausreichend, bei den Mädchen
mit sinkender Tendenz. Indessen können 45 Prozent der Jugendlichen hierzulande
als häufig aktiv bezeichnet werden. Der Rest muss als bewegungsarm gelten.
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