22. Mai 2020

Europameister im Kiffen

Kein anderes europäisches Land hat so viele junge Kiffer wie die Schweiz. Das zeigt eine Befragung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die die Gesundheit und das Sozialverhalten von 11- bis 15-jährigen Schulkindern aus 45 Ländern unter die Lupe genommen hat.

Schweizer Schüler sind Europameister im Kiffen, Blick, 21.5.

Beim allgemeinen Suchtverhalten liegen die Schweizer 15-Jährigen im internationalen Mittel. 13 Prozent der Knaben und 8 Prozent der Mädchen in der Schweiz fühlten sich mindestens einmal im Monat richtig betrunken. Frankreich weist ähnliche Werte aus, Italien höhere sowie Österreich und Deutschland deutlich höhere. Doch wenn es ums Kiffen geht, sind unsere Jungspunde Europameister!

Von den befragten Schweizer Teenagern im Pubertätsalter gaben 27 Prozent der Knaben und 17 Prozent der Mädchen an, bereits einmal Cannabis probiert zu haben. Zusammengerechnet auf beide Geschlechter kommt kein anderes der 45 teilnehmenden Länder an diesen Wert heran. Im europäischen Schnitt haben 15 Prozent aller 15-jährigen Knaben bereits Cannabis-Erfahrung. Bei den Mädchen sind es elf Prozent.

13 Prozent der Knaben haben im letzten Monat gekifft

Im Vergleich nicht ganz so dramatisch zeigt sich der Wert des Cannabiskonsums in den letzten 30 Tagen vor der Befragung: 13 Prozent der Knaben und 8 Prozent der Mädchen gaben an, im letzten Monat gekifft zu haben. Hier überflügeln die Jungs aus Bulgarien die Schweizer.

Der Besitz von bis zu 10 Gramm Cannabis ist in der Schweiz für Volljährige straffrei. Der Konsum in der Öffentlichkeit ist allerdings illegal und kann mit einer Ordnungsbusse von 100 Franken bestraft werden.

Alkohol bleibt bei unserer Jugend das beliebteste Suchtmittel. Die gute Nachricht jedoch: Im Zeitvergleich zeigte sich bei Alkohol und auch Zigaretten ein deutlicher Rückgang. Mindestens einen Glimmstängel zündeten sich 16 Prozent der männlichen und 15 Prozent der weiblichen Befragten im Monat vor der Umfrage an.

Jugendliche in Europa klagen über mentale Probleme

Alarmierend ist die WHO-Befragung bezüglich der psychischen Gesundheit. Jugendliche im Pubertätsalter haben in Europa häufiger mit mentalen Problemen zu kämpfen. In der Schweiz geht es ihnen allerdings gut. So bezeichnet der weitaus grösste Teil von ihnen die Lebenszufriedenheit als hoch oder sehr hoch.

Demnach ging das mentale Wohlbefinden der Befragten 2018 im Vergleich zu 2014 in mehreren Staaten zurück. Es nimmt zudem tendenziell mehr ab, je älter die Kinder werden – und besonders Mädchen sind gefährdet. Die häufigsten Beschwerden sind demnach Nervosität, Reizbarkeit und Schlafprobleme.

In der Schweiz erwies sich dieses Phänomen als weniger ausgeprägt. 37 Prozent der elfjährigen Mädchen und 50 Prozent der Knaben bezeichneten ihren Gesundheitszustand als exzellent. International sind es 33 und 41 Prozent.

Die ältesten Befragten – also die 15-Jährigen – erklärten sich in der Schweiz mit ihrem Leben mehrheitlich zufrieden. Bei den Mädchen waren das 79 Prozent und bei den Knaben 89. Ihre Gesundheit stuften 89 Prozent der männlichen und 81 Prozent der weiblichen Jugendlichen als gut ein. Allerdings fühlten sich ein Drittel der Mädchen und über ein Viertel der Knaben von der Schule gestresst.

78 Prozent der zwischen 11- und 15-jährigen Befragten in der Schweiz lebten mit beiden Elternteilen zusammen, in den übrigen Fällen war es überwiegend die Mutter. Dabei erfuhren über drei Viertel von ihnen starken Rückhalt in der Familie.

Gesunde Ernährung

Beim Essverhalten zeigten sich Schweizer Kinder und Jugendliche im Vergleich der 45 Länder als ziemlich gesundheitsbewusst. Während im Länderdurchschnitt 56 Prozent der weiblichen und 48 der männlichen Heranwachsenden täglich Obst oder Gemüse assen, waren es in der Schweiz 64 respektive 55 Prozent.

Dabei war der Konsum dieser Nahrungsmittel allgemein von den Einkommensverhältnissen in den Haushalten abhängig: Je reicher desto mehr. Und: Im Vergleich zu 2014 fiel der Konsum 2018 höher aus, insbesondere bei den Jüngeren in der Altersgruppe.

45 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Knaben fanden sich in der Schweiz zu dick. Während der Prozentsatz bei den Mädchen gegenüber 2014 praktisch gleich blieb, stieg er bei den Knaben um vier Punkte. Tatsächlich übergewichtig ist über die Länder gesehen ein Fünftel der Heranwachsenden, ein Wert der seit 2014 gestiegen ist.

Mädchen in der Schweiz bewegen sich weniger

Was die Bewegung betrifft, zeigen sich die Teenager allgemein etwas träge. Nur ein Fünftel von ihnen bewegen sich während einer Stunde täglich so, wie das die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. In einem Drittel der Länder nahm die Trägheit sogar zu. Zudem stieg sie mit dem Alter. Und Jugendliche im Süden bewegten sich auch weniger.

Empfohlen wird Schülerinnen und Schülern täglich eine Stunde Bewegung mittlerer oder höherer Intensität. In der Schweiz bewegten sich demnach 17,5 Prozent der Knaben und 10,6 Prozent der Mädchen ausreichend, bei den Mädchen mit sinkender Tendenz. Indessen können 45 Prozent der Jugendlichen hierzulande als häufig aktiv bezeichnet werden. Der Rest muss als bewegungsarm gelten.

 


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