Stimmbürger kennen das Vorgehen von der grossen Politik: Man lässt so lange über ein Thema abstimmen, bis das Resultat gefällt. Beim Amt für Volksschulen (AVS) ist es nicht anders. Nach einer Vernehmlassung zu den neuen Stofflehrplänen in Ergänzung zu den Kompetenzlehrplänen gibt es eine Umfrage. Doch die Fragen werden nicht den neusten Erkenntnissen angepasst: In ihren Antworten hatten sich Experten unisono für einen schlanken Lehrplan der Englischlehrer ausgesprochen und die Monsterversion des AVS verworfen.
Ein Kampf um die Deutungshoheit, Basler Zeitung, 14.5. von Daniel Wahl
Pikant an der Umfrage: Die Fragestellungen sind dort so formuliert, dass ausgerechnet jene Punkte nicht evaluiert werden können, welche Experten und Verbände an der von AVS-Leiter Beat Lüthy aufgezwungenen Vorlage zu kritisieren hatten: etwa den viel zu grossen Umfang oder auch die Tatsache, dass viele Kompetenzbeschreibungen in den neuen Ergänzungslehrplan hinübergerettet wurden. Solche Beschreibungen würden den Teil «Stoffinhalte und Themen» verwässern, fanden die Lehrer. Die Fragestellungen der Umfrage kritisiert Jürg Wiedemann, Alt-Landrat und Gründer der Starken Schule beider Basel. Es sei etw anicht möglich, anzubringen, ob man den Teil A von den umstrittenen Kompetenzbeschreibungen befreien sollte. Er schlug im Rahmen eines Treffens zwischen der Bildungsdirektion und der Starken Schule vor, folgende Frage aufzunehmen: «Wollen Sie einen Teil A ausschliesslich mit klaren Stoffinhalten und Themen, aber ohne Kompetenzbeschreibungen?» Das sei aber nicht zugelassen worden. «Man hatte offensichtlich Angst vor dem Resultat», sagt Wiedemann.
Resultat
vorhersehbar
Dagegen
beinhaltet die Umfrage nun Fragen wie: «Ich finde mich im ‹Lehrplan mit
Stoffinhalten, Themen und Treffpunkten› gut zurecht.» Wer hier «trifft nicht
zu» markiere, mache sich lächerlich. «Das Resultat ist vorhersehbar und entbehrt
so jeder Wissenschaftlichkeit», so Wiedemann. Aufgrund der Bildungsmisere nach Einführung
des Lehrplans 21 mit Kompetenzen forderte das Baselbieter Stimmvolk einen
Stofflehrplan mit konkreten Treffpunkten zur Ergänzung. Diesen Inhalt versuchte
aber AVS-Amtsleiter Lüthy von Beginn an zu manipulieren. Die
Situation eskalierte, nachdem man Lüthy vorgeworfen hatte, seine Arbeitsgruppen
als Marionetten zu missbrauchen.
Und
dieser ignorierte das Vernehmlassungsergebnis der Verbände. Deren Rückmeldungen
werden unter Verschluss gehalten. Heute versucht Regierungsrätin Monica
Gschwind, «Ruhe und einen stabilen Boden in die Schulen» zu bringen. Es sei ihr
wichtig, dass das AVS in Sachen Lehrplan stets im Auftrag des Bildungsrats
agiere: «Wir haben einen umfangreichen Prozess lanciert, um den Praxisbezug des
Lehrplans sicherzustellen und diesen breit abzustützen». Dazu gehöre auch die
Umfrage. Heute soll eine Frage von Landrätin Regina Werthmüller(parteilos)
Klarheit schaffen: «Ist der Regierungsrat bereit, den klaren Willen von Berufsverbänden,
Bildungsorganisationen und dem Stimmvolk umzusetzen und dafür zu sorgen, dass der
Lehrplanteil A aus reinen Stoffinhalten und Themen besteht und nicht aus
Kompetenzbeschreibungen?»– Ob der Regierungsrat darauf mit einem Ja oder Nein antworten
kann?
Information von Daniel Wahl in der BaZ vom 14.5.
AntwortenLöschenDie Baselbieter haben 2018 beschlossen, dem ideologisierten Lehrplan 21 mit 3536 Kompetenzbeschreibungen ein Korsett zur Seite zu stellen: einen Lehrplan als Teil A. Dieser Teil beschreibt die Stoffinhalte und Themen.Teil B besteht aus besagten Kompetenzbeschreibungen. Der Volksentscheid ist Ausdruck eines Unmuts über die Bildungsmisere, die durch Kompetenzlehrmittel entstanden
ist. Für viele Fächer wie Deutsch oder Mathe ist der Teil A bereits verfasst worden. Die Lehrpläne für Englisch und Französisch wurden 2019 erarbeitet. Dabei wollte das Amt für Volksschulen den Arbeitsgruppen vorschreiben, wie sie Teil A zu verfassen hätten. Eine ideologisch vorbereitete Amtsvorlage von Leiter Beat Lüthy, in die Kompetenzbeschreibungen hineingeschmuggelt wurden, fiel bei Experten durch. Man wollte, dass sich der Lehrplan Teil A an einer schlichten, sechsseitigen Version orientiert, wie es die Englischlehrer entworfen hatten. Lüthy missachtete aber das Vernehmlassungsergebnis und versucht nun, seine eigene Version ins Ziel zu bringen, die viele Kompetenzbeschreibungen in den Teil A hinüberrettet. Eine Antwort, weshalb er das tut, bleibt er bis heute schuldig.