Als vor sechs
Wochen der Bundesrat die Schliessung aller Schulen in der Schweiz anordnete,
waren die meisten überrascht: Wenig hatte auf eine derart drastische Massnahme
hingedeutet, galten die Kinder damals doch als kaum durch Covid-19 gefährdet,
und auch eine Übertragung des Virus durch sie war alles andere als
nachgewiesen.
Führungsstärke ist nicht nur beim Lockdown gefragt, NZZaS, 26.4. von René Donzé
Jetzt ist man nicht viel weiter. Der Corona-Delegierte Daniel
Koch sagte am Freitag zwar, Kinder würden «kaum krank und können wiederum kaum
andere Personen anstecken». Doch die Statistik zeigt, dass sich in der Schweiz
immerhin gut 100 Kinder unter 10 Jahren und knapp 800 Personen zwischen 10 und
20 infiziert haben. Das ist vergleichsweise wenig, es reicht aber, um Eltern
und Lehrer zu verunsichern.
Ist das Virus wirklich ungefährlich für Kinder und ihre
Bezugspersonen? Oder werden die Schulen bloss geöffnet, weil die Wirtschaft die
Eltern wieder als Arbeitskräfte braucht? Wäre der pädagogische Schaden eines
längeren Shutdown einfach zu gross? Und warum brauchen Schulen ein Schutzkonzept,
wenn das Virus dort nichts anrichten kann?
Genauso wie der Bundesrat am 13. März Führungsstärke bewies, als
er das Bildungssystem stoppte, braucht er jetzt den Mut zu klaren Worten und
Massnahmen, um es wieder in Fahrt zu bringen. Das ist er den Eltern und Lehrern
schuldig.
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