Schule in der Froschperspektive sieht anders aus, 1.3. von Hanspeter Amstutz
Doch da
liegt der Hase im Pfeffer. Die meisten Pädagogischen Hochschulen sind nicht
bekannt dafür, dass sie einer souveränen Klassenführung und den erzieherischen
Aufgaben die höchste Aufmerksamkeit schenken. Viel lieber werden neue didaktische
Konzepte entwickelt, die auf Klassen mit guter Disziplin aufbauen. Besonders
ärgerlich dabei ist, dass diese wichtige pädagogische Vorleistung oft mit
Methoden, die als rückständig gelten, in Verbindung gebracht wird. Ja, wer in
sehr unruhigen Klassen zuerst einmal einiges an erzieherischer Schwerarbeit
leistet und eine Klasse mit viel Frontalunterricht zu einer Gemeinschaft
zusammenwachsen lässt, ist oft ungerechtfertigter Kritik ausgesetzt.
Die
Geringschätzung dieser fundamentalen Aufgabe richtet gewaltigen Schaden in
unseren Schulen an. Manche ausgezeichnete Lehrformen mit starker erzieherischer
Wirkung werden heute vernachlässigt, weil sie scheinbar nicht zu aktuellen
Dogmen in den Erziehungswissenschaften passen. Doch unsere Schüler fragen nicht
nach Dogmen. Sie möchten Lehrerinnen und Lehrer, die mit Können und Begeisterung
eine Klasse führen. Jugendliche wollen sich durch direkte Instruktion in
anschaulicher Weise Neues aneignen und sind bereit mit Einsatz zu üben, wenn
sie gut motiviert werden. Sie freuen sich auf spannenden Geschichten und
aufregende Experimente im naturwissenschaftlichen Unterricht. Aber die meisten
wollen nicht zu einer vorzeitigen Selbständigkeit im Lernen verurteilt werden,
wenn ein Lernbereich durch eine kompetente Lehrperson viel einfacher
erschlossen werden kann.
Es ist
an der Zeit, dass Erziehungswissenschafter die alltägliche Arbeit unserer
Lehrerinnen und Lehrer wieder stärker aus der Froschperspektive betrachten. Als
Adler hoch über dem Geschehen zu kreisen und dabei nicht genau zu sehen, was
unten im Detail abläuft, muss ein erhebendes Gefühl sein. Auch als Lehrer
möchte man da ab und zu mitfliegen. Auf diese Weise hält man das ganze Schulgeschehen besser im
Auge und ist offen für neue Ideen. Doch es ist ein Skandal, wenn engagiert
arbeitende Lehrerinnen und Lehrer mit schrägen Blicken diffamiert werden, nur
weil sie nicht auf bewährte Lehr- und Lernmethoden verzichten wollen. Reden wir
endlich mehr von der Wirkung von Methoden im Unterricht statt von ihrer vermeintlichen
Grossartigkeit auf dem Reissbrett!
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