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Hauswirtschaft ist kein Auslaufmodell, Bild: Alex Spichale
Hat die klassische Kochschule im Aargau ausgedient? Der Lehrplan 21 krempelt das Fach völlig um, Aargauer Zeitung, 31.1. von Janine Gloor
Sie war schon immer eine Hauswirtschaftslehrerin,
die ihren Schülerinnen und Schülern im praktischen Unterricht viel Handlungsspielraum
gelassen hat und versucht hat, ihnen das Verhältnis von Geld und was man damit
kochen kann zu vermitteln. Doch mit dem Lehrplan 21 wird dieser Aspekt des
Unterrichts viel konkreter. Claudia Casarramonas Fach heisst neu Wirtschaft,
Arbeit und Haushalt (mit Hauswirtschaft).
Keine eigentliche «Kochschule» mehr?
Vielleicht verschwindet mit der neuen
Lehrplan-21-Generation der Begriff Kochschule, denn in der Küche wird deutlich
weniger Zeit verbracht. Im aktuellen Lehrplan fand die Hauswirtschaft im 7.
oder 8. Schuljahr statt, vier Lektionen pro Woche. Ab dem Schuljahr 2020/21
geht das Fach Wirtschaft, Arbeit und Haushalt vom 7. über das 8. (jeweils zwei
Lektionen pro Woche) bis zum 9. Schuljahr (1 Lektion pro Woche). Das Kochen
findet im 8. Jahr statt, wie gewohnt vier Lektionen am Stück, dafür nur ein
halbes Jahr.
«Ich finde es schade, dass bei der Ernährungslehre
so gekürzt wird», sagt Claudia Casarramona. Ihren Kolleginnen gehe es gleich.
Mit dem neuen Lehrplan wird sie den grössten Teil ihrer Arbeit im theoretischen
Unterricht verbringen. Sie ist Hauswirtschaftslehrerin mit Leib und Seele und
würde am liebsten ihren Unterricht wie gewohnt weiterführen.
Nicht, dass sie die neuen Unterrichtsbereiche nicht
wichtig fände. Im Lehrplan 21 wird der Haushalt in die Welt der Wirtschaft
eingebettet. Dazu gehören die Prinzipien der Marktwirtschaft, der Umgang mit
Geld und der persönliche Konsum wie auch der Einfluss von der Ernährung auf die
persönliche Gesundheit. Wichtige Themen, die nicht zu früh angesprochen werden
können. Jedoch auf Kosten der Kochzeit.
Lernen die Jugendlichen jetzt weniger gut kochen? Claudia Casarramona hebt die Schultern. Sie
weiss noch nicht genau, wie sie den Hauswirtschaftsunterricht gestalten wird.
«Mein Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern Freude am Kochen zu geben»,
sagt die Lehrerin. Niemand soll das Kochen negativ in Erinnerung behalten.
Es geht darum, ein Grundwissen zu vermitteln
Claudia Casarramona ist sich bewusst, dass auch
heute niemand nach dem Hauswirtschaftsunterricht in der Regelschule einen
Haushalt führen kann oder so virtuos kochen kann, wie sie es im «Res(s)taurant»
vorführt. «Aber ich hoffe, dass sie sich später wieder an den Umgang mit
Rezepten, die Abläufe am Arbeitsplatz und den Umgang mit den Zutaten erinnern
werden», sagt sie. Sie wird versuchen, in Zukunft in der halben Zeit den
Schülerinnen und Schülern ein Grundwissen zu vermitteln, auf das sie aufbauen
können. Auf jeden Fall werde weniger Zeit für Repetition bleiben.
Dass sich die Zeiten geändert haben und viele Leute
heute keine Zeit mehr haben, um stundenlang in der Küche zu werken, kann sie
verstehen. Das deshalb viele auf Convenienceprodukte zurückgreifen, nicht. «Es
gibt genug Gerichte, die man auch mit wenig Zeit machen kann», sagt sie. Die
Hauswirtschaftslehrerin macht natürlich alles selber. «So weiss ich, was drin
ist», sagt sie. Und genau deshalb sei der Hauswirtschaftsunterricht auch heute
überhaupt kein Auslaufmodell. Hier lernt man die Grundlage für die spätere
Routine.
Kommentare aus der Aargauer Zeitung
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