Kinder werden als
Entdecker und Entdeckerinnen geboren, sie wollen lernen, immer und überall.
Demnach sollten sich lauter hoch motivierte, lernfreudige Geister in einer
Schulklasse oder um den Familientisch tummeln, das suggeriert zumindest diese
Erkenntnis.
"Noten bilden nicht ab, was noch möglich ist", Berner Oberländer, 18.1. von Susanna Valentin
Natürlich
hat sie durchaus ihre Berechtigung, schliesslich entwickeln sich Neugeborene in
wenigen Jahren zu sprechenden, aufrecht gehenden Persönlichkeiten. Warum also
verlieren Kinder hier und da ihren Forscherdrang? Die Sache hat einen Haken:
Kinder müssen darin unterstützt werden, an ihre eigene Entwicklungsfähigkeit zu
glauben.
«Meine
Ausbildung als Quereinsteigerin war gut, aber mir fehlte ein Werkzeug, wie ich
die Motivation der Schulkinder aufrechterhalten kann», erklärt Branka Rezan.
Das Buch «Selbstbild» der amerikanischen Psychologin Carol Dweck sei da schon
fast eine Offenbarung gewesen.
Darin
unterscheidet die Autorin aufgrund diverser Untersuchungen zwischen einem
statischen und einem dynamischen Selbstbild. Kinder mit einem dynamischen
Selbstbild glauben im Gegensatz zu Gleichaltrigen mit statischem Selbstbild
daran, ihre Fähigkeiten weiterentwickeln zu können, sofern sie sich darum
bemühen. Ein Prinzip, das die Küsnachter Lehrerin überzeugt hat.
Kommunikation ist zentral
Wie
ist es nun möglich, einem Kind zu einem dynamischen Selbstbild zu verhelfen?
«Durch sorgfältige Kommunikation», sagt Rezan. Den Umgang mit Lob hat Dweck in
Rezans Leben neu eingeordnet. «Die Bemühung für etwas ist es wert, gelobt zu
werden», erklärt sie, «nicht das Endprodukt oder gar das Talent.»
So
lerne ein Kind, dass Mühe sich lohne, auch wenn etwas nicht auf Anhieb gelinge.
Diese Erkenntnis sei massgebend für ein dynamisches Selbstbild. Nur so können
Fehler als Lernfelder verstanden und Kritik als Anregung aufgefasst werden.
Dementsprechend seien Noten nur ein Abbild des momentanen Zustandes und keine
Aussage dazu, was noch möglich sei. «Wird dies einem Kind in der Schule und im
Elternhaus so vermittelt, kann es an seinen Fähigkeiten schleifen», führt die
Pädagogin aus.
Steht
sie im Klassenzimmer, arbeitet sie gern mit Bildern. Im Schulzimmer hängt
eines, auf welchem ein Hirn Hanteln stemmt. Jedes Kind wolle ein stärkeres
Hirn. Ihre Primarschüler dafür zu begeistern, habe sich sehr bewährt.
Schnellere werden gefragt, ob sie wirklich schon genug trainiert haben,
Langsamere dazu angespornt, die Hantel noch einmal zu stemmen. Das Tempo spiele
dabei keine Rolle. «Hauptsache, es geht vorwärts und das Hirn bleibt aktiv», so
die Unterstufenlehrerin. Mit selbst kreierten Mitmach-Büchern animiert die
47-Jährige ihre Schüler auf spielerische Weise, ihre Erfahrungen mit
Herausforderungen zu reflektieren.
Verantwortung übernehmen
«Erwachsene
haben eine Verantwortung, welches Selbstbild sie Kindern nahelegen», sagt
Rezan. «Ich komme meiner Verantwortung nicht nach, wenn ich Schüler schon beim
Schulbeginn in Schubladen für begabte und unbegabte Kinder stecke.» Ihr Antrieb
sei es, ihre Schützlinge auf deren Lernweg zu begleiten und sie zu befähigen,
an sich zu glauben.
Aber
auch zu Hause achte sie im Umgang mit ihren eignen drei Kindern darauf, welche
Botschaften sie ihnen vermittle. «Sich seiner Kommunikation bewusst zu sein,
ist ein fortlaufender Prozess», erklärt die Lehrerin. Sie arbeite auch selbst
an sich. Sie möchte aber nicht nur sich selbst und ihren Schulkindern zu einem
dynamischen Selbstbild verhelfen. Längst ist es zu ihrer Passion geworden,
diese Inhalte über soziale Medien und ihre Homepage zugänglich zu machen. Denn
Branka Rezan ist überzeugt: «Nur wer selbst ein dynamisches Selbstbild pflegt,
kann dieses weitergeben.»
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