Der Kanton Basel-Stadt will die Sicherheit auf den
Schulwegen verbessern. 350'000 Franken will er für bessere Signalisation und
eine wirkungsvollere Verkehrsberuhigung im Umkreis von Primarschulen und
Kindergärten ausgeben. In den Fokus rücken auch die Eltern, die ihre Kinder mit
den Autos in die Schule fahren und damit andere Kinder gefährden. Angedacht
seien «Massnahmen zur Minimierung verkehrlicher Risiken von Elterntaxis», wie
dem Ausgabenbericht der Regierung zu entnehmen ist.
Fertig Elterntaxi: Basel-Stadt will sicherere Schulwege, BZ Basel, 29.1. von Leif Simonsen
Das Problem der Elterntaxis hat sich verschärft.
«Im Vergleich zu früher werden mehr Kinder zur Schule gefahren», bestätigt
Valérie Rhein, Sprecherin des Basler Erziehungsdepartements. Vermehrt würden
die Lehrerinnen und Lehrer die Eltern darauf hinweisen, dass die Kinder den
Schulweg doch zu Fuss erleben sollten. Die Problematik ist nicht
flächendeckend. Einige Schulstandorte sind besonders betroffen. «Das Phänomen
von Elterntaxis tritt dort stärker auf, wo die Schulwege der Kinder etwas
länger sind, wo in den Wintermonaten dunklere Strassen und Wege begangen werden
müssten oder wo Familien leben, für die das Elterntaxi zur Normalität
dazugehört», sagt Rhein – dies sei beispielsweise bei Expats häufig der Fall.
Bei den Schulen soll nicht generell «Tempo 30»
gelten
Das Gesamtpaket «Verkehrssicherheit bei Schulen und
Kindergärten» will sich auf jene 110 Schul- und Kindergartenstandorte in
Basel-Stadt konzentrieren, die «nahe an verkehrsorientierten Strassen» seien,
wie dem Ausgabenbericht zu entnehmen ist. Einer davon dürfte die Primarschule
Dreirosen sein, die bereits im vergangenen Jahr in den Fokus rückte.
Im Frühling 2019 wurde hier die Kampagne «kids
& cops» lanciert. Auf einem Flyer werden die Eltern in sechs Sprachen
darauf hingewiesen, dass sie ihre Kinder besser nicht zur Schule fahren sollen
– dies unter anderem mit Hinweis darauf, dass Fahrzeugansammlungen in der Nähe
der Schule «eine Gefahr für die zu Fuss gehenden Schüler» darstelle. Neun
Unfälle ereigneten sich gemäss einer Auswertung der polizeilich registrierten
Strassenverkehrsunfälle von 2013 bis 2017 im Umkreis von hundert Metern von
Schulhäusern und Kindergärten. Sechs der betroffenen Kinder waren zu Fuss
unterwegs, drei auf dem Velo.
Der institutionelle Kampf gegen die Elterntaxis
steckt in den Anfängen – Konkretes konnten die Basler Behörden gestern nicht
sagen. Denkbar wären beispielsweise Halteverbote vor Schulhäusern – in der
Zürcher Gemeinde Wallisellen ging im vergangenen Sommer ein zweiwöchiger Pilotversuch
erfolgreich über die Bühne. Doch: Nachdem das Halteverbot wieder aufgehoben
worden war, stieg die Zahl der Elterntaxis erneut an.
Eine andere Idee, wie die Sicherheit auf den
Schulwegen verbessert werden könnte, hatte der ehemalige grünliberale Grossrat
Aeneas Wanner aufgeworfen. In einem Vorstoss verlangte er generell «Tempo 30»
im Umkreis von Schulen – dies im Zeitraum von einer Stunde vor bis einer Stunde
nach dem Unterricht.
Im jüngst publizierten Bericht zeigt sich der Kanton diesem Ansinnen gegenüber skeptisch. Die Einführung von «Tempo 30» müsse im Einklang mit der schweizerischen Strassenverkehrsordnung stehen und immer gut zu begründen sein. Der Regierungsrat lässt durchblicken, dass die generelle «Tempo 30»-Forderung zu weit geht. Siebzig «Tempo-50»-Abschnitte wären betroffen – entsprechende Verkehrsanordnungen könnten angefochten werden und würden einem allfälligen Rekursverfahren voraussichtlich nicht standhalten, so die Begründung. Zudem würde eine generelle Einführung von «Tempo 30» die Sicherheit auf dem Schulweg wenig oder gar nicht steigern.
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