4. Dezember 2019

Stern plädiert für Physik ab der 3. Primar


Auf einer IQ-Weltkarte fallen die Chinesen mit sehr hohen Werten auf.Sind sie intelligenter als die Europäer? 
Es gibt keine Belege für ethnische Unterschiede in den biologischen Grundlagen der Intelligenz. Menschen aus dem ostasiatischen Raum haben kein anderes Gehirn als wir und können Informationen auch nicht per se effizienter verarbeiten. In manchen Intelligenztests schneiden Chinesen jedoch sehr gut ab, insbesondere
in solchen zur Visualisierung von Information. Das kann auf die sehr ausgiebige Übung der Chinesen mit ihrem Symbolschriftsystem zu tun haben.
"Bereits in der Primarschule mit Physik beginnen", Basler Zeitung, 4.12. von Barbara Reye


Wie erklären Sie sich, dass Estland jetzt so gute Noten erhielt? 
In einem kleinen Land können gute Ideen schneller umgesetzt werden. Allein aus statistischen Gründen findet man aber auch, dass es bei Messungen in kleineren Gruppen eher zu Extremwerten kommt – im Guten wie im Schlechten.

Ist es für Schüle rbesser, ihre Recherchen statt im Internet in einem Lehrbuch zu machen, in dem es nicht so viele Antworten auf eine Frage gibt? 
Man muss stets berücksichtigen, dass die Informationen dort nicht gottgegeben und daher auch mit Vorsicht zu verwenden sind. Das Beispiel Estland zeigt, dass die
Digitalisierung des Unterrichts offenbar keine Nachteile hat.Es hängt aber auch immer viel davon ab, wie gut Lehrpersonen ihren Schülern den Unterrichtsstoff vermitteln.

Die Schweiz ist in Mathe gut,in den Naturwissenschaften und beim Lesen etwas schlechter. Wie erklären Sie sich dies? 
Die Sekundarlehrer für Mathematik machen einen guten Job, was sich aber nicht automatisch auf die Leistung am Gymnasium auswirkt, wie andere Studien zeigen. Bei den Naturwissenschaften ist es sicher ein Problem, dass in der Schweiz viel zu spät damit begonnen wird. Wir haben in einer Studie mit 13000 Schülern und Schülerinnen gezeigt, dass es sehr sinnvoll ist, bereits in der Primarschule ab der dritten Klasse mit dem Physikunterricht zu beginnen. Mädchen und Jungen haben dabei gleich viel dazugelernt. Bei der Lesekompetenz muss die Schweiz unbedingt aufholen, weil diese eine wichtige Grundvoraussetzung für alle anderen Fächer ist.


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