Im europäischen Vergleich gehören Schweizer Lehrer auf allen Stufen zu
den Spitzenverdienern. Rund 100'600 Franken verdienen sie nach dem zehnten
Anstellungsjahr im Schnitt, wie eine Studie der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zeigt. Doch Forderungen nach
einem umgekrempelten Schulsystem bringen die Toplöhne ins Wanken.
Boni für Lehrer sollen Schüler-Noten verbessern, 20 Minuten, 4.12. von B. Zanni
«Ich bin dafür, dass Lehrer nach den Leistungen ihrer Schüler bezahlt
werden. Ich bin sicher, sie kämen sehr schnell selbst auf die Idee, ihren
Schülern das Lernen beizubringen», fordert der österreichische Buchautor
Benjamin Hadrigan in seinem Buch «#Lernsieg». Viele Schüler versagten wegen der
«veralteten» Gepflogenheiten wie Hausaufgaben, Noten, Strafen,
Frontalunterricht und Regeln. «Genau deshalb rebellieren Tausende Schüler und
brechen die Schule sogar ab.»
«Bessere Honorare könnten ein Anreiz sein»
FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt hat Sympathien für die Forderung.
«Bessere Honorare für besonders engagierte Lehrer könnten ein Anreiz sein»,
sagt er. Wie in allen Branchen gebe es auch in der Schule Personen, die ihren
Job mit weniger Leidenschaft machten. «Das kann sich dann auf die Schüler
auswirken.»
Allein der Klassendurchschnitt von Prüfungen soll aber nicht zum
Massstab der Lehrerlöhne werden. «Um Boni gerecht verteilen zu können, braucht
es ein 360-Grad-Feedback», sagt Silberschmidt. Er schlägt vor, dass die
Schulleitung in Zusammenarbeit mit neutralen Profis Unterricht und Didaktik,
Unterrichtsmaterial sowie die Klassendurchschnitte analysiert. «Dazu sollen
sich die Lehrer gegenseitig bewerten.» Bewertungen könnten auch die Schüler
abgeben. «Dafür bräuchte es jedoch Fragebögen, die keine subjektiven Antworten
zulassen.»
Schulklassen seien eine Lotterie
Auch für Fabian Camenisch, Mediensprecher der Union der
Schülerorganisationen (USO), sind Anpassungen denkbar. Bessere Evaluationen des
Unterrichts seien dringend nötig. «Man könnte sich allenfalls Bonuszahlungen
für Lehrpersonen überlegen oder die Ergebnisse bei Vertragsverlängerungen
berücksichtigen», sagt Camenisch. Als Option sehe er zum Beispiel einen Bonus
für Lehrpersonen, die besonders stark auf ihre Schüler eingehen. «Dies im
Gegensatz zu beispielsweise einem Physiklehrer, der beim Erklären an der Wandtafel
klebt.»
Ob eine Lehrperson gute oder schlechte Leistungen erbringt, hängt laut
Camenisch am Ende aber von einer Kombination aus «Noten, Unterrichtsmaterialien
und Unterricht» ab. Bei einer einseitigen Bewertung sei die Fairness nicht mehr
gewährleistet. «Schulklassen sind für jeden Lehrer auch eine Lotterie. Hat ein
Lehrer eine schlechte Klasse erwischt, kann er ja auch nichts dafür.»
Als weiteren Anreiz für engagierte Lehrer schlägt Camenisch aber auch
nicht finanzielle Entschädigungen vor. «Man könnte die Arbeit von einer
Lehrperson auch mit einem Weiterbildungs- oder Forschungsurlaub honorieren.»
Lehrer hingegen wollen von Boni nichts wissen.
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