4. Dezember 2019

Boni als Anreiz


Im europäischen Vergleich gehören Schweizer Lehrer auf allen Stufen zu den Spitzenverdienern. Rund 100'600 Franken verdienen sie nach dem zehnten Anstellungsjahr im Schnitt, wie eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zeigt. Doch Forderungen nach einem umgekrempelten Schulsystem bringen die Toplöhne ins Wanken.
Boni für Lehrer sollen Schüler-Noten verbessern, 20 Minuten, 4.12. von B. Zanni


«Ich bin dafür, dass Lehrer nach den Leistungen ihrer Schüler bezahlt werden. Ich bin sicher, sie kämen sehr schnell selbst auf die Idee, ihren Schülern das Lernen beizubringen», fordert der österreichische Buchautor Benjamin Hadrigan in seinem Buch «#Lernsieg». Viele Schüler versagten wegen der «veralteten» Gepflogenheiten wie Hausaufgaben, Noten, Strafen, Frontalunterricht und Regeln. «Genau deshalb rebellieren Tausende Schüler und brechen die Schule sogar ab.»

«Bessere Honorare könnten ein Anreiz sein»
FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt hat Sympathien für die Forderung. «Bessere Honorare für besonders engagierte Lehrer könnten ein Anreiz sein», sagt er. Wie in allen Branchen gebe es auch in der Schule Personen, die ihren Job mit weniger Leidenschaft machten. «Das kann sich dann auf die Schüler auswirken.»

Allein der Klassendurchschnitt von Prüfungen soll aber nicht zum Massstab der Lehrerlöhne werden. «Um Boni gerecht verteilen zu können, braucht es ein 360-Grad-Feedback», sagt Silberschmidt. Er schlägt vor, dass die Schulleitung in Zusammenarbeit mit neutralen Profis Unterricht und Didaktik, Unterrichtsmaterial sowie die Klassendurchschnitte analysiert. «Dazu sollen sich die Lehrer gegenseitig bewerten.» Bewertungen könnten auch die Schüler abgeben. «Dafür bräuchte es jedoch Fragebögen, die keine subjektiven Antworten zulassen.»

Schulklassen seien eine Lotterie
Auch für Fabian Camenisch, Mediensprecher der Union der Schülerorganisationen (USO), sind Anpassungen denkbar. Bessere Evaluationen des Unterrichts seien dringend nötig. «Man könnte sich allenfalls Bonuszahlungen für Lehrpersonen überlegen oder die Ergebnisse bei Vertragsverlängerungen berücksichtigen», sagt Camenisch. Als Option sehe er zum Beispiel einen Bonus für Lehrpersonen, die besonders stark auf ihre Schüler eingehen. «Dies im Gegensatz zu beispielsweise einem Physiklehrer, der beim Erklären an der Wandtafel klebt.»

Ob eine Lehrperson gute oder schlechte Leistungen erbringt, hängt laut Camenisch am Ende aber von einer Kombination aus «Noten, Unterrichtsmaterialien und Unterricht» ab. Bei einer einseitigen Bewertung sei die Fairness nicht mehr gewährleistet. «Schulklassen sind für jeden Lehrer auch eine Lotterie. Hat ein Lehrer eine schlechte Klasse erwischt, kann er ja auch nichts dafür.»

Als weiteren Anreiz für engagierte Lehrer schlägt Camenisch aber auch nicht finanzielle Entschädigungen vor. «Man könnte die Arbeit von einer Lehrperson auch mit einem Weiterbildungs- oder Forschungsurlaub honorieren.» Lehrer hingegen wollen von Boni nichts wissen.

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