Die
Pädagogik gleicht gewissen Gesellschaftsspielen:Mal gehtes ein Feld vorwärts, mal
eines zurück.In Riehen und Basel haben
die Behörden vor Jahren die «integrative Schule» erfunden. Kinder, die früher in
Kleinklassen oder Sonderschulen unterrichtet wurden, werden nun im regulären
Klassenverband betreut. Das stresste viele Lehrer und Mitschüler. Jetzt geht es
in der Landgemeinde und der Stadt zurück auf Feld eins. Der Riehener Gemeinderat –
die Exekutive – hat beschlossen, den Übergang vom Kindergarten zur Primarschule
neu zu regeln. Es sollen wieder eine oder zwei
Einführungsklassen geschaffen werden.
Das Ende der integrativen Schule naht, Basler Zeitung, 12.12. von Martin Furrer
Dort könnten Kinder, die noch
nicht reif für die reguläre Primarschule sind, den Stoff der1.Klasse in zwei Jahren
lernen. Laut FDP-Gemeinderätin Silvia Schweizer beantragt die Riehener Exekutive dem Gemeindeparlament dafür einen Kredit von
517000 Franken pro Jahr für zwei Einführungsklassen.
Weil die Einschulung heute
früher erfolgt, stellt sich öfter die Frage nach der Schulreife. Laut
Schweizer sol ldeshalb «mit verschiedenen Massnahmen wie der
Wiedereinführung der Einführungsklasse ein geeignetes Angebot an der Schnittstelle zwischen
Kindergarten und Primarschule geschaffen werden».
Petition lanciert
Zurück auf
Feld eins will auch der Riehener SVP-Gemeinderat und Heilpädagoge Peter Vogt.
Mit Vertretern von Grünen, CVP und EDU hat er eine Petition «für eine
Einführungsklasse in Riehen» lanciert.
«Ein guter Übergang vom Kindergarten in die Primarschule ist
für die gesunde Entwicklung der
Kinder von grosser Bedeutung», argumentiert Vogt. «Wir wollen,
dass auf das Schuljahr 2020/2021, das im August beginnt, in Riehen mindestens eine
Einführungsklasse gebildet wird», sagt er. Diese soll «reserviert sein für
Kinder, welche bei Schuleintritt die erforderliche Schulreife noch nicht erreicht
haben». Für «verhaltensauffällige Kinder» seien «andere Schulungsmöglichkeiten zu
schaffen».
Silvia Schweizer zeigt sich vom Vorpreschen des Petitionskomitees
überrascht. Sie sagt:
«Die
Forderung ist zeitlich gesehen sportlich.» Der Riehener
Einwohnerrat dürfte sich erst im Frühjahr über das Geschäft beugen. Erst wenn er dem Geschäft
zugestimmt und den Kredit bewilligt hat, ist eine Umsetzung überhaupt möglich.
Vogt sagt: «Wir wollen Tempo machen.» Er bezeichnet Basel-Stadt als gutes
Beispiel: «Einführungsklassen waren in Basel während Jahrzehnten eine erfolgreiche
Einrichtung, in denen das Schulprogramm der
ersten Primarstufe auf zwei Jahre verteilt wurde. Das ermöglichte
betroffenen Kindern einen sanften Übergang vom Kindergarten in die
Primarschule.»
Förderangebote ab 2020
Basel-Stadt macht ebenfalls einen Schritt
rückwärts. Das Erziehungsdepartement und der Grosse Rat sind sich einig, dass
wieder eingeführt werden soll, was einst abgeschafft wurde: Einführungsklassen.
Diese Förderangebote sollen den Schulen ab nächstem Jahr wieder zur Verfügung
gestellt werden.
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