12. Dezember 2019

Bald wieder Einführungsklassen


Die Pädagogik gleicht gewissen Gesellschaftsspielen:Mal gehtes ein Feld vorwärts, mal eines zurück.In Riehen und Basel haben die Behörden vor Jahren die «integrative Schule» erfunden. Kinder, die früher in Kleinklassen oder Sonderschulen unterrichtet wurden, werden nun im regulären Klassenverband betreut. Das stresste viele Lehrer und Mitschüler. Jetzt geht es in der Landgemeinde und der Stadt zurück auf Feld eins. Der Riehener Gemeinderat – die Exekutive – hat beschlossen, den Übergang vom Kindergarten zur Primarschule neu zu regeln. Es sollen wieder eine oder zwei Einführungsklassen geschaffen werden. 
Das Ende der integrativen Schule naht, Basler Zeitung, 12.12. von Martin Furrer


Dort könnten Kinder, die noch nicht reif für die reguläre Primarschule sind, den Stoff der1.Klasse in zwei Jahren lernen. Laut FDP-Gemeinderätin Silvia Schweizer beantragt die Riehener Exekutive dem Gemeindeparlament dafür einen Kredit von 517000 Franken pro Jahr für zwei Einführungsklassen. 

Weil die Einschulung heute früher erfolgt, stellt sich öfter die Frage nach der Schulreife. Laut Schweizer sol ldeshalb «mit verschiedenen Massnahmen wie der Wiedereinführung der Einführungsklasse ein geeignetes Angebot an der Schnittstelle zwischen Kindergarten und Primarschule geschaffen werden». 

Petition lanciert 
Zurück auf Feld eins will auch der Riehener SVP-Gemeinderat und Heilpädagoge Peter Vogt. Mit Vertretern von Grünen, CVP und EDU hat er eine Petition «für eine Einführungsklasse in Riehen» lanciert. 

«Ein guter Übergang vom Kindergarten in die Primarschule ist
für die gesunde Entwicklung der Kinder von grosser Bedeutung», argumentiert Vogt. «Wir wollen, dass auf das Schuljahr 2020/2021, das im August beginnt, in Riehen mindestens eine Einführungsklasse gebildet wird», sagt er. Diese soll «reserviert sein für Kinder, welche bei Schuleintritt die erforderliche Schulreife noch nicht erreicht haben». Für «verhaltensauffällige Kinder» seien «andere Schulungsmöglichkeiten zu schaffen». 

Silvia Schweizer zeigt sich vom Vorpreschen des Petitionskomitees überrascht. Sie sagt:
«Die Forderung ist zeitlich gesehen sportlich.» Der Riehener Einwohnerrat dürfte sich erst im Frühjahr über das Geschäft beugen. Erst wenn er dem Geschäft zugestimmt und den Kredit bewilligt hat, ist eine Umsetzung überhaupt möglich. 

Vogt sagt: «Wir wollen Tempo machen.» Er bezeichnet Basel-Stadt als gutes Beispiel: «Einführungsklassen waren in Basel während Jahrzehnten eine erfolgreiche Einrichtung, in denen das Schulprogramm der ersten Primarstufe auf zwei Jahre verteilt wurde. Das ermöglichte betroffenen Kindern einen sanften Übergang vom Kindergarten in die Primarschule.» 

Förderangebote ab 2020 
Basel-Stadt macht ebenfalls einen Schritt rückwärts. Das Erziehungsdepartement und der Grosse Rat sind sich einig, dass wieder eingeführt werden soll, was einst abgeschafft wurde: Einführungsklassen. Diese Förderangebote sollen den Schulen ab nächstem Jahr wieder zur Verfügung gestellt werden.



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