Solothurner Schüler
sprechen nicht besonders gut Französisch und gehen selten in den Austausch in
das Welschland. Der Regierungsrat soll nun Schüler-Austauschprojekte fördern.
Wie genau, ist jedoch nicht klar.
Kaum Sprachaufenthalte: Französisch-Unterricht bleibt eine Baustelle, Oltner Tagblatt, 27.11. von Lucien Flury
Um die Französisch-Kenntnisse der Solothurner Schüler
könnte es besser stehen: Obwohl der Kanton nahe an der Grenze zur Westschweiz
liegt, gibt es im Vergleich zu anderen Kantonen relativ wenige Schülerinnen und
Schüler, die zum Sprachaustausch in den anderen Landesteil reisen.
Die Französischkenntnisse der Solothurner
Schülerinnen und Schüler sind zudem nicht auf dem Stand, auf dem sie in anderen
Kantonen sind: Im gesamtschweizerischen Schulvergleich sind die Schüler aus dem
Kanton Solothurn im Fach Französisch im hinteren Teil gelandet. Dies zeigte eine
nationale Erhebung, die im Frühjahr dieses Jahres publiziert worden ist.
Kantonsrat macht Druck
Nun kommt Druck auch aus dem Kantonsparlament,
damit die Situation verbessert wird. Gleich zwei Kantonsräte sind in den
letzten Wochen aktiv geworden: Sowohl der Bellacher SP-Mann Mathias Stricker,
der auch Präsident des kantonalen Lehrerverbandes ist, als auch FDP-Kantonsrat
Martin Rufer (Lüsslingen) forderten, dass der Schüleraustausch verbessert wird.
Kantonsrat Rufer hält dazu fest: Als «Brückenbauer-Kanton an der deutsch-französischen Sprachgrenze» sollten Solothurner Schülerinnen und Schüler bessere Französisch-Kenntnisse vorweisen können. Jeder Schüler sollte während der Volksschule mindestens eine Woche im Welschland verbringen. «Im Idealfall schliesst der Kanton Solothurn mit einem oder mehreren Kantonen aus der Romandie eine Kooperation im Themenbereich des Sprachaustausches ab», so Rufer.
Neu sind die Forderungen nicht: Bereits 2017 musste
der Regierungsrat in Sachen geringer Austauschzahlen gegenüber dem
Kantonsparlament Stellung beziehen. Damals angedeutete Massnahmen würden
offenbar nicht ausreichen, sind sowohl Stricker als auch Rufer mit Blick auf
die Entwicklung überzeugt.
Nicht zuletzt geht es
auch um das Geld
Kritisch gesteht auch das Bildungsdepartement ein:
Die Einführung des Lehrplans 21 und des neuen Fremdsprachenkonzeptes
«Passepartout» habe viele Ressourcen benötigt, heisst es in der Stellungnahme
des Regierungsrates zum Thema. «Daher hatte das Thema Austausch und Mobilität
nicht erste Priorität.» Bereits jetzt gebe es aber Lehrer, die den Austausch
organisierten. «Viele Lehrpersonen stellen fest, dass sich der Aufwand lohnt.»
Weiter soll nun eine «Task-Force» das Solothurner Abschneiden beim nationalen
Vergleich «vertieft analysieren».
Es sei ihm ein wichtiges Anliegen, den Austausch zu
fördern, schreibt der Regierungsrat zudem. Diverse Schritte seien in Planung.
Was er konkret zu tun gedenkt, bleibt der Regierungsrat in der Antwort aber
grösstenteils schuldig. Er verweist etwa auf die kantonale
Austauschverantwortliche: Sie informiere regelmässig über mögliche Programme,
berate Schulen und vernetze sich national mit Austauschorganisationen. Dass
dieses Stellenpensum aber bei den letzten Sparmassnahmen reduziert wurde,
erwähnt der Regierungsrat nicht. So oder so geht es auch um Finanzen: Der
Kanton fordert vom Bund, dass dieser Klassenaustauschprojekte stärker fördere.
Nicht die einzige
Französisch-Baustelle
Der fehlende Austausch ist nicht die einzige
Baustelle im Solothurner Französischunterricht. Teilweise massiv in die Kritik
gekommen waren bereits die obligatorischen Lehrmittel «Mille feuilles» und
«Clin d`oeil». Sie waren gemeinsam mit fünf anderen Kantonen in einem für den
Kanton 6,7 Mio. Franken teuren Projekt erarbeitet worden. Das Buch «Mille
feuilles» musste jedoch in die Überarbeitung geschickt werden. Auf Stufe Sek P
erwies sich das Lehrmittel «Clin d`Oeil» als untauglich. Schliesslich wurde im
Kanton eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die Hilfen für die Anwendung der
Lehrmittel im Unterricht erarbeitete.
Schiffbruch erlitt das Projekt auch im Kanton
Baselland: Dort kippte das Volk am Sonntag an der Urne das Lehrobligatorium für
die beiden umstrittenen Lehrmittel.
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