Frauenfelder Oberstufenschüler lästern auf Instagram über Lehrer und
Schüler. Garniert mit Fotos, die auch in den Lektionen aufgenommen wurden. Die
Schulleitung informierte Anfang dieser Woche die Eltern, stellte klar, dass es
sich nicht um einen «harmlosen Scherz» handle. Drohungen gegen Schüler brachten
im Februar Aadorf in die Schlagzeilen. Die Schule informierte; die
Jugendanwaltschaft ermittelte.
Kantonsräte fordern Nulltoleranz bei Mobbing an Thurgauer Schulen, Thurgauer Zeitung, 21.11. von Sebastian Keller
Im Dezember 2018 orientiere die Schulleitung von Wigoltingen in einem
Elternbrief über Vorfälle – auch Cybermobbing. Die systematische Ausgrenzung
oder Abwertung wird im Begriff Mobbing zusammengefasst. Mobbing macht weder vor
Bürotüren noch vor Schulzimmern Halt.
GP-Kantonsrätin Karin Bétrisey hat Kenntnis von mehreren Fällen aus
ihrem Umfeld. Weitere wurden ihr zugetragen. «Es wird beim Mobbing oft
weggeschaut», stellt die Politikerin aus Kesswil fest. «Es ist eine schwierige
Situation.» Ihr sind mehrere Fälle bekannt, bei denen Eltern keinen anderen
Ausweg sahen, als ihr Kind von der Schule zu nehmen. Gemobbte Kinder suchen oft
erst spät Hilfe. Bétrisey:«Und wenn sie es tun, ist es umso schlimmer, wenn
dann nicht umgehend gehandelt wird.»
«Besser wäre es, wenn Lehrpersonen genau beobachten und früh selbst
korrigierend eingreifen, vor allem bei Kindern, die sich nicht selbst wehren
können.» Deshalb sei Prävention so wichtig, damit Ausgrenzung gar nicht
stattfinde. Zusammen mit Cornelia Zecchinel (FDP, Kreuzlingen), Barbara
Dätwyler (SP, Frauenfeld) und Roland A. Huber (BDP, Frauenfeld) verlangt
Bétrisey, dass der Regierungsrat das Thema an der Wurzel anpackt. Mit 43
Mitunterzeichnern haben sie am Mittwoch eine Leistungsmotion eingereicht.
«Nulltoleranz bei Mobbing an Thurgauer Schulen», lautet der Titel.
Darin fordern sie zum Beispiel eine höhere Sensibilisierung der
Lehrpersonen und Schulleitungen beim Thema Cybermobbing sowie Hate-Speech.
Zudem müsse dem Thema ein fester Platz im Unterricht eingeräumt werden. Weiter
fordern sie, es seien Ressourcen zur professionellen Unterstützung der
Schulsozialhilfe vor Ort bereitzustellen. Zudem soll eine Stelle bezeichnet
werden, an die sich Eltern und Opfer hinwenden können, «falls Lehrpersonen und
Schulleitung nicht handeln», wie es im Vorstoss heisst. «Denkbar ist ein
Ombudsstelle», sagt Bétrisey.
Die Motionäre fordern eine einheitliche Handhabung. Denn es gebe
überforderte Lehrpersonen und Schulleiter. Aber auch solche, die vorbildlich
handeln und eine Atmosphäre der Toleranz schaffen, wo Mobbing keinen Platz
habe.
Lehrerverband: Schwierig ist, Mobbing
zu erkennen
Anne Varenne präsidiert Bildung Thurgau. Sie schickt voraus: «Das Thema
Mobbing ist wichtig.» Es dürfe kein Kind gemobbt werden – leider sehe die
Realität anders aus. Sie sagt: «Ich bin der Meinung, dass der Mobbing-Situation in
den Schulen aufmerksam begegnet wird.»
«Schwierig ist aber, Mobbing überhaupt zu entdecken.» Gemobbte Kinder
trauen sich nicht in jedem Fall, sich Eltern oder Lehrpersonen zu öffnen. Zudem
haben auch Lehrpersonen keinen allmächtigen Blick – auf dem Schulweg sind sie
nicht dabei, ebenso wenig in der Garderobe. «Nicht zu vergessen im digitalen
Raum», sagt Varenne.
Die Präsidentin von Bildung Thurgau verweist auf die «wichtige Rolle der
Schulsozialarbeit». Diese Fachleute seien dazu da, bei Problemen zu helfen.
«Sie können beim Aufdecken von Mobbing helfen.» Doch sei eine Schulsozialarbeit
nicht an jeder Schule installiert. Wichtig erscheint ihr, dass an Schulen ein Klima
von «Mut und Offenheit» geschaffen und gepflegt wird.
Auch wenn die Präsidentin des Bildungsverbandes sich nicht zu den
detaillierten Forderungen der Leistungsmotion äussert, erklärt sie sich mit
deren Ziel einverstanden. «Nulltoleranz beim Mobbing muss das Ziel sein», sagt
auch Anne Varenne. «Dazu brauchen wir aber auch die Eltern.»
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