4. Oktober 2019

Kindergarten wird verschult


In Zukunft sollen die Kinder mit fünf, wenn sie nach dem August geboren sind mit viereinhalb Jahren, obligatorisch eingeschult werden. Seit der gewonnenen Abstimmung gegen den Beitritt zum Harmoskonkordat weiss man, wie wichtig es den Eltern in unserem Kanton ist, über die Einschulung ihrer kleinen Kinder selber entscheiden zu können. Darum wurde die Freiwilligkeit des Kindergartens im Schulgesetz verankert! Freiwilligkeit und Eigenständigkeit des Kindergartens sind aber nicht mit dem Zyklensystem des Lehrplan 21 vereinbar. Das war immer schon klar. 
Südostschweiz, 3.10. Leserbrief von Marlies Klesse (Komitee Gute Schule Graubünden)


Um den vorauszusehenden Widerstand aber zu verhindern, wurde dieses Thema in der Diskussion um den Lehrplan 21 vom Legr (Lehrpersonen Graubünden) bewusst verschwiegen. Jetzt ist der Lehrplan 21 Pflicht und der Leger verlangt ein gesetzliches Obligatorium. Anlässlich der Abstimmung über die Initiative «Gute Schule Graubünden» im letzten November, wiesen wir deutlich darauf hin, dass der Kindergarten von der Schule vereinnahmt werden wird. Gegen besseres Wissen hat man versichert, dass sich bezüglich des Kindergartens nichts ändern werde! Heute spielt der Legr die Brisanz immer noch herunter. Es gehe mit der sogenannten «Gleichstellung» (Obligatorium) des Kindergartens mit der Schule um eine rein formelle Angelegenheit. Man tut so, als würde sich nichts ändern, offensichtlich fürchtet man die Opposition der Eltern immer noch. Tatsache ist, dass man den Kindergarten verschulen muss, damit das neue System mit den Zyklen umgesetzt werden kann. Zwei Kindergartenjahre und erste und zweite Klasse werden zu einer einzigen durchlässigen Stufe, den 1. Zyklus. Die Kinder sollen individuell und nach ihrem Tempo diese vierjährige Stufe durchlaufen. Die logische Folge ist eine schleichende Umstrukturierung, bei der nichts übrig bleiben wird vom Kindergarten, wie wir ihn kennen. Man spricht vom obligatorischen Kindergarten, vielmehr handelt es sich aber um eine vorverlegte Schulpflicht. Wenn jetzt anstelle der Freiwilligkeit des Kindergartens das Obligatorium im Gesetz verankert werden soll, dann nicht ohne das Volk. Ehrliche Information und eine Volksabstimmung sind der einzige Weg, der unserer Demokratie würdig ist. Danke den Lehrern, und den Schulhausteams, die an der Delegiertenversammlung des Legr auf den Volkswillen aufmerksam gemacht und sich damit für die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung der Familien eingesetzt haben. 

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