Kaum etwas, was das Leben und die Gesellschaft derart prägt wie Politik.
Bereits als Kind oder Jugendlicher wird man damit konfrontiert. Gemäss
Landrätin Céline Huber (CVP, Altdorf) macht die Schule aber zu wenig für das
wichtige Thema. Sie fordert, dass der politischen Bildung im Lehrplan 21 im
Kanton Uri ein wesentlich höherer Stellenwert beigemessen werden soll. Im Juni
reichte sie ein entsprechendes Postulat ein. Ihr fehlt ein konkreter Auftrag,
sich mit den Mechanismen der Demokratie, der politischen Meinungsbildung, dem
Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft oder der Siedlungsraumgestaltung
auseinanderzusetzen.
Urner Regierung erteilt Schulfach "Politische Bildung" eine Abfuhr, Luzerner Zeitung, 18.9. von Philipp Zurfluh
Der Regierungsrat hat das Postulat zur Bearbeitung an den Erziehungsrat
weitergegeben.
«Die Rahmenbedingungen für das Unterrichten politischer Themen sind in
den Urner Schulen auf Basis des Lehrplans 21 umfassend gegeben. Die Schaffung
eines eigenen Fachs ‹Politische Bildung› ist in der Volksschule weder
erforderlich noch zielführend.» Die Vermittlung von Kompetenzen in der
politischen Bildung liege freilich nicht allein im Verantwortungsbereich der
Volksschule, heisst es in der Antwort des Urner Regierungsrats.
Kindern soll sich eigene Meinung
bilden können
Laut Regierung umfasst der Lehrplan 21 für den Kanton Uri die relevanten
Inhalte politischer Bildung auf Primar- wie auch auf Sekundarstufe. Auf
Primarstufe sollen die Kinder lernen, miteinander umzugehen, die Gemeinschaft
mitzugestalten und sich eine eigene Meinung zu bilden. Auf Sekundarstufe würde
dann eine Einführung in politische Systeme und Demokratiekonzepte, in die
schweizerische Demokratie, aber auch die Sensibilisierung für Rechte und
Pflichten, insbesondere für Verfassungs- und Menschenrechte, und die
Positionierung der Schweiz in Europa stattfinden.
«Bei Kindern und Jugendlichen im Volksschulalter steht somit die
Vermittlung von Grundlagen für das gemeinschaftliche Zusammenleben im
Vordergrund», so die Regierung. Die politischen Abläufe, an denen sich die
Schüler beteiligen können (Wahlen oder Abstimmungen) würden zeitlich relativ weit
weg liegen, und deswegen sei das Interesse eher gering. «Die Vermittlung der
spezifischen Instrumente der schweizerischen Politik ist deshalb nicht primäre
Aufgabe der Volksschule, sondern der Sekundarstufe II», betont der
Regierungsrat.
Landrätin Huber ist der Meinung, dass die Einführung eines eigenen Fachs
für politische Bildung im Lehrplan geprüft werden müsse, um negativen
Entwicklungen in Uri entgegenzuwirken. Dazu würde gehören, dass bei der Jugend
mangelnde Kenntnisse und Interessen an politischen Vorgängen und Kenntnisse der
staatlichen Institutionen bestehen würden, und die Stimmbeteiligung abnehmend
sei. «Insbesondere in kleinen Gemeinden hat man Schwierigkeiten, Ämter in den
Behörden zu besetzen», schrieb die CVP-Landrätin in ihrem Postulat.
Regierungsrat spricht Geld für
politische Projekte
In seiner Antwort verweist der Regierungsrat auf die Tatsache, dass im
ausserschulischen Bereich der Kanton denn auch zahlreiche Projekte und
Initiativen unterstütze, welche die Auseinandersetzung von Jugendlichen und
jungen Erwachsenen mit der Politik und dem Milizsystem fördern würden.
Beispiele seien unter anderem die vom Jugendrat Uri organisierten Polittouren
im Berufs- und Weiterbildungszentrum Uri und an der Kantonalen Mittelschule
Uri, die finanziell vom Kanton Uri unterstützt würden und junge Erwachsene
direkt mit bereits politisch aktiven Jungpolitikern zusammenbrächten. «Das alle
zwei Jahre stattfindende kantonale Jugendparlament wird sowohl finanziell als
auch administrativ vom Kanton unterstützt.» Mit einem finanziellen Beitrag
ermöglichte der Kanton im Weiteren das Projekt Politcast School: Das von
Politcast Uri geschaffene Lehrmittel vermittle in wenigen Lektionen die
Grundlagen, wie eine Diskussionssendung produziert werde.
Wie aus der Antwort hervorgeht, ist sich die Regierung der Relevanz der
Förderung der politischen Bildung auch im ausserschulischen Bereich bewusst und
sie werde deshalb auch in Zukunft entsprechende Projekte fördern.
Schulleitungen sind zu
sensibilisieren
Dennoch ist die Regierung der Ansicht, dass die Lehrpersonen aller
Stufen und insbesondere die Schulleitungen indes darauf zu sensibilisieren
seien, den politischen Themen als Grundlage für das Zusammenleben in der
Demokratie die nötige Beachtung zu schenken. Dazu seien verschiedene Mittel
denkbar wie beispielsweise spezifische Angebote der Lehrerweiterbildung, den
Schulstoff anders zu verteilen oder entsprechende Veranstaltungen für
Schulleiter anzubieten. Der Regierungsrat empfiehlt dem Landrat, das Postulat
zu überweisen und es gleichzeitig als materiell erledigt abzuschreiben.
Der Landrat befindet in der Session vom 2. Oktober über das Postulat.
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