Einmal mehr gibt Christian Aeberli, Leiter
Abteilung Volksschule, Entwarnung: Auch dieses Jahr ist es den Schulleitenden
gelungen, dass, pünktlich zum Schulbeginn im neuen Schuljahr, vor jeder Klasse
eine Lehrerin oder ein Lehrer steht.
Geschafft: Vor jeder Klasse steht rechtzeitig eine Lehrperson - doch die Situation bleibt prekär, Aargauer Zeitung, 13.8. von Jörg Meier
«Allerdings ist es wohl noch nie so schwierig gewesen, genügend Lehrkräfte zu
finden», sagt Aeberli. Besonders prekär sei die Lage an den Primarschulen; dies
vor allem in den Gemeinden in der Nähe zum Kanton Zürich. An fünf Schulen
mussten die Schulleitungen zu Notmassnahmen greifen, weil sie nicht genügend
Lehrpersonen finden konnten. So haben drei Schulen Klassen zusammengelegt, zwei
weitere Schulen haben provisorische Lösungen bis im Herbst. Offene Pensen gibt
es noch an mehreren Schulen in den Bereichen Heilpädagogik, Logopädie, Deutsch
als Zweitsprache oder Begabtenförderung. Dabei macht sich Aeberli keine
Illusionen: «Es wird in Zukunft noch schwieriger werden, alle Stellen zu
besetzen», sagt Aeberli.
Frauenanteil
von 80 Prozent bei den Primarlehrpersonen
Zahlen belegen Aeberlis Aussage: Die
schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung in Aarau geht davon
aus, dass in der Schweiz pro Jahr rund 11 000 Lehrpersonen ersetzt werden
müssen. Demgegenüber bilden die Pädagogischen Hochschulen zurzeit bloss etwa
4000 neue Lehrerinnen und Lehrer aus. Der Rest müsste durch Wiedereintritte in
den Beruf, durch mehr Quereinsteiger oder durch Pensenerhöhungen abgedeckt
werden.
Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an der Volksschule wächst weiter; sie
stieg von 75 522 Schülern im Schuljahr 2018/19 auf 76 900 im neuen
Schuljahr 2019/20. 7000 Kinder sind in den Kindergarten eingetreten, rund 6900
Kinder in die 1. Klasse der Primarschule.
Von den Kindern an der Volksschule haben
rund 35 Prozent eine andere Muttersprache als Deutsch. Im Vergleich zum
schweizerischen Durchschnitt von rund 30 Prozent liegt der Aargau also deutlich
höher. Die überdurchschnittliche Entwicklung dieser Quote stelle die Lehrerinnen
und Lehrer vor beträchtliche Herausforderungen, sagt Aeberli.
Insgesamt unterrichten 8710 Lehrerinnen und
Lehrer an der Volksschule. Sie sind auf 188 Primar- und 66 Oberstufenschulen im
Kanton verteilt. Bei den Lehrpersonen beträgt der Frauenanteil rund 80 Prozent,
bei den Schulleitenden sind es 58 Prozent.
500
Lehrstellen konnten nicht vergeben werden
Relativ konstant über die Jahre ist die
Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die drei Leistungszüge der
Oberstufe: Rund 40 Prozent besuchen die Bezirksschule, knapp 40 Prozent die
Sekundarschule und gut 20 Prozent sind an der Realschule.
Im Sommer 2019 haben rund 83 Prozent der
Jugendlichen gegen Ende der Schulzeit die Absicht, direkt in eine Mittelschule
oder eine Berufslehre einzusteigen. 2008 lag dieser Anteil noch bei 77 Prozent.
Letzmals finden externe Evaluationen einzelner Schulen statt. Ab dem nächsten Schuljahr wird die bisherige Schulevaluation durch die kantonale Qualitätskontrolle ersetzt.
Gegenüber dem Vorjahr gibt es an der Oberstufe drei Schulträger weniger: Das Oberstufenzentrum Fischingertal wurde aufgelöst und gehört neu zur Kreisschule Unteres Fricktal. Ebenfalls aufgelöst wurde der Schulkreis Küttigen (neu: Kreisschule Aarau-Buchs) und der Schulverband Oberstufe Eiken-Münchwilen-Stein (neu: Schulkreis Frick/Kreisschule Unteres Fricktal).
Bei den Übertritten in die Sekundarstufe II lässt sich eine leichte Verschiebung zur Berufsbildung feststellen (plus 0,7 Prozent). Bei den Neueintritten in die Berufslehre hat sich zudem der Anteil jener Jugendlichen um 2,6 Prozent erhöht, die sich für eine Lehre mit Berufsmaturität entschieden haben.
Die Gesamtschülerzahlen an der Sekundarstufe II sind zurzeit stabil. In den kommenden Jahren ist aber mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. Dieser Anstieg ist mitverantwortlich dafür, dass im Aargau bis 2030 zwei weitere Mittelschulen gebaut werden müssen.
Von den angebotenen Lehrstellen konnten rund 500 nicht besetzt werden. Andererseits übersteigt bei beliebten Lehrberufen die Nachfrage das Angebot deutlich. Dies gilt etwa für KV- oder Informatikausbildungen.
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