14. August 2019

"Noch nie so schwierig, genügend Lehrkräfte zu finden"


Einmal mehr gibt Christian Aeberli, Leiter Abteilung Volksschule, Entwarnung: Auch dieses Jahr ist es den Schulleitenden gelungen, dass, pünktlich zum Schulbeginn im neuen Schuljahr, vor jeder Klasse eine Lehrerin oder ein Lehrer steht.
Geschafft: Vor jeder Klasse steht rechtzeitig eine Lehrperson - doch die Situation bleibt prekär, Aargauer Zeitung, 13.8. von Jörg Meier


«Allerdings ist es wohl noch nie so schwierig gewesen, genügend Lehrkräfte zu finden», sagt Aeberli. Besonders prekär sei die Lage an den Primarschulen; dies vor allem in den Gemeinden in der Nähe zum Kanton Zürich. An fünf Schulen mussten die Schulleitungen zu Notmassnahmen greifen, weil sie nicht genügend Lehrpersonen finden konnten. So haben drei Schulen Klassen zusammengelegt, zwei weitere Schulen haben provisorische Lösungen bis im Herbst. Offene Pensen gibt es noch an mehreren Schulen in den Bereichen Heilpädagogik, Logopädie, Deutsch als Zweitsprache oder Begabtenförderung. Dabei macht sich Aeberli keine Illusionen: «Es wird in Zukunft noch schwieriger werden, alle Stellen zu besetzen», sagt Aeberli.

Frauenanteil von 80 Prozent bei den Primarlehrpersonen

Zahlen belegen Aeberlis Aussage: Die schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung in Aarau geht davon aus, dass in der Schweiz pro Jahr rund 11 000 Lehrpersonen ersetzt werden müssen. Demgegenüber bilden die Pädagogischen Hochschulen zurzeit bloss etwa 4000 neue Lehrerinnen und Lehrer aus. Der Rest müsste durch Wiedereintritte in den Beruf, durch mehr Quereinsteiger oder durch Pensenerhöhungen abgedeckt werden.

Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an der Volksschule wächst weiter; sie stieg von 75 522 Schülern im Schuljahr 2018/19 auf 76 900 im neuen Schuljahr 2019/20. 7000 Kinder sind in den Kindergarten eingetreten, rund 6900 Kinder in die 1. Klasse der Primarschule.

Von den Kindern an der Volksschule haben rund 35 Prozent eine andere Muttersprache als Deutsch. Im Vergleich zum schweizerischen Durchschnitt von rund 30 Prozent liegt der Aargau also deutlich höher. Die überdurchschnittliche Entwicklung dieser Quote stelle die Lehrerinnen und Lehrer vor beträchtliche Herausforderungen, sagt Aeberli.

Insgesamt unterrichten 8710 Lehrerinnen und Lehrer an der Volksschule. Sie sind auf 188 Primar- und 66 Oberstufenschulen im Kanton verteilt. Bei den Lehrpersonen beträgt der Frauenanteil rund 80 Prozent, bei den Schulleitenden sind es 58 Prozent.

500 Lehrstellen konnten nicht vergeben werden
Relativ konstant über die Jahre ist die Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die drei Leistungszüge der Oberstufe: Rund 40 Prozent besuchen die Bezirksschule, knapp 40 Prozent die Sekundarschule und gut 20 Prozent sind an der Realschule.

Im Sommer 2019 haben rund 83 Prozent der Jugendlichen gegen Ende der Schulzeit die Absicht, direkt in eine Mittelschule oder eine Berufslehre einzusteigen. 2008 lag dieser Anteil noch bei 77 Prozent.

Letzmals finden externe Evaluationen einzelner Schulen statt. Ab dem nächsten Schuljahr wird die bisherige Schulevaluation durch die kantonale Qualitätskontrolle ersetzt.


Gegenüber dem Vorjahr gibt es an der Oberstufe drei Schulträger weniger: Das Oberstufenzentrum Fischingertal wurde aufgelöst und gehört neu zur Kreisschule Unteres Fricktal. Ebenfalls aufgelöst wurde der Schulkreis Küttigen (neu: Kreisschule Aarau-Buchs) und der Schulverband Oberstufe Eiken-Münchwilen-Stein (neu: Schulkreis Frick/Kreisschule Unteres Fricktal).

Bei den Übertritten in die Sekundarstufe II lässt sich eine leichte Verschiebung zur Berufsbildung feststellen (plus 0,7 Prozent). Bei den Neueintritten in die Berufslehre hat sich zudem der Anteil jener Jugendlichen um 2,6 Prozent erhöht, die sich für eine Lehre mit Berufsmaturität entschieden haben.

Die Gesamtschülerzahlen an der Sekundarstufe II sind zurzeit stabil. In den kommenden Jahren ist aber mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. Dieser Anstieg ist mitverantwortlich dafür, dass im Aargau bis 2030 zwei weitere Mittelschulen gebaut werden müssen.

Von den angebotenen Lehrstellen konnten rund 500 nicht besetzt werden. Andererseits übersteigt bei beliebten Lehrberufen die Nachfrage das Angebot deutlich. Dies gilt etwa für KV- oder Informatikausbildungen.




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