Smartphone, Tablet und Laptop: Digitale Medien sind aus dem Schulalltag
nicht mehr wegzudenken. Mit den neuen Medien sind aber nicht nur die
Möglichkeiten, sondern auch die Anforderungen gewachsen. Um das Lehrpersonal zu
unterstützen, hat die Schule Uzwil eine neue Stelle geschaffen. Primarlehrer
Manuel Zürcher fungiert seit kurzem als Leiter Medien und Informatik. Seine
Aufgaben: der technische Support sowie die pädagogische Unterstützung und
Begleitung der Lehrpersonen in Sachen Medien und Informatik.
Recherchieren statt Gamen: Wie die Schule Uzwil versucht, Smartphones & Co. sinnvoll in den Unterricht zu integrieren, St. Galler Tagblatt, 10.8. von Tobias Söldi
Wie gehen Sie
persönlich mit den neuen Medien um?
Manuel Zürcher: Ich bin seit Jahrzehnten sehr PC-affin und eigentlich
täglich auf verschiedenen Medien unterwegs. Mit der Stelle als Leiter Medien
und Informatik kann ich mein privates Interesse und meine Berufserfahrung als
Primarlehrer miteinander verbinden.
Welche Chancen
sehen Sie im Umgang mit den neuen Medien?
Die obligatorische Schulzeit hat die Aufgabe, die Schüler auf die Zeit
danach vorzubereiten. Und die Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler, sich
Kompetenzen anzueignen, sind mit den neuen Medien stark angewachsen. Wenn
jemand etwas nicht verstanden hat, kann er sich das Wissen auch auf Youtube
oder einer Website wie Sofatutor aneignen.
Wie hat das den
Unterricht verändert?
Gar nicht so stark, wie man meinen könnte. Klar, der Unterricht wird
digitaler, es werden Online-Tools genutzt, es gibt neue Wege, um an
Informationen zu gelangen, wir nutzen Smartboards. Aber die Fächer als solche
und deren Inhalte haben sich wenig verändert.
Umso mehr aber die
Rolle der Lehrperson.
Ja. Das Wissen der Lehrperson ist nicht mehr die einzige Quelle. Schüler
können Informationen selbst verifizieren, und zwar sehr schnell. Das ist neu.
Und es bedeutet auch, dass der Lehrer nicht auf seinem Wissen sitzenbleiben
darf.
Wie gut kommen die
Lehrpersonen mit den neuen Medien klar?
Es gibt wie überall affine und weniger affine Leute.
Ein Problem ist aber, dass vielen Lehrpersonen zu
wenig Zeit bleibt, sich in diesem Bereich weiterzubilden. Sie haben keine
Kapazitäten, ein neues Tool oder neue Konzepte auszuprobieren. Als Leiter Medien
und Informatik gebe ich auch Unterrichtsvorschläge und Inputs.
Und wie sieht es
bei der jungen Generation aus?
Auch da gibt es beides. Was aber auffällt: Im Gebrauch ihrer Apps sind
viele junge Leute sehr versiert, das oberflächliche Wissen ist gross. Sobald es
aber einen Schritt tiefer geht, wird es schnell schwierig. Das hat auch mit der
Vereinfachung der Benutzeroberfläche zu tun: Es gibt junge Leute, die nicht
wissen, was eine Adressleiste ist, weil sie nur über Google auf eine Website
gelangen.
Warum müssen in der
Schule überhaupt digitale Kompetenzen vermittelt werden?
Die Lernenden nutzen die neuen Medien, ob wir das wollen oder nicht. Die
Gefahr geht dabei vom unbegleiteten Umgang mit den neuen Medien aus.
Umso wichtiger ist es, dass die Schüler den
richtigen Umgang früh lernen, dass sie lernen, diese Tools sinnvoll
einzusetzen.
Was ist der
richtige Umgang?
Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Geräte nicht nur zum Chatten
oder Gamen gebrauchen, sondern als sinnvolles Arbeitsgerät. Wie findet man
online gute Informationen? Wie lassen sich gute von schlechten Quellen
unterscheiden?
Wie digital muss
der Schulunterricht sein?
Das ist schwierig zu sagen. Es braucht aber eine gesunde Mischung von
Digitalem und Analogem. Die Schülerinnen und Schüler müssen genauso lernen, mit
digitalen wie mit analogen Medien umzugehen.
Wie wichtig sind
«analoge» Fähigkeiten?
Genauso wichtig. Es gibt viele Tätigkeiten, die übertragbar sind und in
beiden Bereichen gefragt sind.
Können Sie uns ein
Beispiel dafür geben?
Bei der Informationssuche etwa. Egal, ob man die Fragen im physischen
Lexikon oder im Internet bezieht, man muss sie genauso herunterbrechen und zum
Beispiel für einen Vortrag aufbereiten können.
Wie stehen Sie zum
Einsatz von eigenen Geräten in den Schulzimmern?
Aus meiner Sicht spricht nichts gegen private Geräte im Unterricht.
Sollte kein persönliches Gerät vorhanden sein, kann die Schule solche leihweise
zur Verfügung stellen.
Smartphone und Co.
werden nicht nur in der Schule, sondern auch Zuhause genutzt. Wird Ihr
Fachwissen auch den Eltern zur Verfügung stehen?
In erster Linie bin ich als Unterstützung für die Lehrpersonen der
Gemeinde Uzwil angestellt. Ich unterstütze diese bei Bedarf aber auch in der
Elternarbeit. Ansprechperson für die Eltern ist und bleibt aber die
Klassenlehrperson.
Die digitale Umwälzung
scheint erst am Anfang. Was kommt noch auf uns zu?
Das kann ich nicht sagen.
Es ist unglaublich, wie schnell der Fortschritt in
diesem Bereich geschieht.
Heute habe ich ein Smartphone in der Hosentasche, mit dessen Leistung
mein Laptop vor zehn Jahren kaum mithalten konnte. Es sind aber auch extrem
spannende Veränderungen.
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