Vor genau
30 Jahren, als noch niemand vom Lehrplan 21 sprach, wurde im Schuljahr 1989/90
bei der Schule für Kunst und Sport in Zürich erstmals das «selbstgesteuerte
Lernen» un ter
der
harmlosen Bezeichnung «Wochenplan» eingeführt. Das Reformelement
«selbstgesteuertes
Lernen» nimmt im Lehrplan 21 eine zentrale Rolle ein und führt beim Lehrerberuf
und beim
Unterricht zu einer dramatischen Veränderung: Der Lehrer wird zum Lernbegle iter/Coach
degradiert und darf nicht mehr vor der ganzen Klasse unterrichten, sondern nur
noch
«individuell begleiten», weil das Lernen der Kinder laut den
Schulreformern nur
«authentisch» ist, wenn die Schüler «selbstgesteuert» sozusagen das Rad neu
erfin den
können. Das «kostengünstige» selbstgesteuerte Lernen ist dem traditionellen,
erfolgreichen
Ansatz des Klassenunterrichts komplett entgegengesetzt. Wenn die wahren
Ursachen für den
von den kritischen Bildungsfachleuten vorausgesagten Bildungsabbau
weiterhin
nicht zur
Kenntnis genommen werden, wird sich die Bildungsqualität unweigerlich weiter
verschlechtern.
12. Juni 2019
Wahre Ursachen des Bildungsabbaus zur Kenntnis nehmen
Die Ergebnisse
des ersten nationalen Bildungsvergleichs sind unbestritten miserabelausgefallen (NZZ 25. 5. 19). Von dem bei Pisa 2018 noch hochgejubelten
«Europameister im
Rechnen» erreichen 40 Prozent der Schüler die minimalen Grundkompetenzen in
Mathema tik
nicht. Die sprachlichen Kompetenzen wurden nur teilweise überprüft, für
Sprechen und
Schreiben liegen keine Testergebnisse vor. Kein Wunder, hat sich die EDK erst
nach zwei
beziehungsweise drei Jahren getraut, die Resultate zu
veröffentlichen. Über die
Ursachen gibt
es viele Spekulationen. Nur eines scheint gemäss den Bildungsverantwortlichen
klar zu sein:
Mit dem Reformpaket Lehrplan 21 habe es nichts zu tun, weil er zur Testzeit
2016/17 noch
gar nicht eingeführt gewesen sei. Auffallend ist, dass die R esultate
bei den weniger
reformfreudigen Kantonen meist besser ausgefallen s ind.
NZZ, 12.6. Leserbrief von Peter Aebersold
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