Fussballtrainer werden bei Misserfolg oder Unstimmigkeiten gefeuert, die Mannschaft jedoch bleibt. Bei Schulleitern ist das oft umgekehrt: Sie bleiben, die Lehrkräfte aber müssen gehen. Mittendrin in akuten Fällen: zwei ehemalige Spitzensportler.
Unrühmliche Seilschaften an den Schulen, NZZ, 22.6. von Jörg Krummenacher
Der Stil des Ex-Zehnkämpfers
Wigoltingen ist kein Einzelfall. Verwerfungen an Schulen häufen sich auffällig – von der Volksschule bis zur Hochschule. Mittendrin finden sich jeweils die Schulleitungen und Rektorate. Unterschiedliche pädagogische Ansichten gehören zum Lehrerzimmer, beispielsweise bei der Umsetzung des Lehrplans 21. Kommt es aber zur offenen Auseinandersetzung, liegt dies oft am Verhalten der Schulleitung, an Machtspielen und Überforderung. Manche Konflikte legen soziale, fachliche und kommunikative Inkompetenz der Schulleitungen wie auch der zuständigen politischen Behörden offen. Gelegentlich wappnen sich Schulleitung und Aufsichtsbehörde gegen Kritik, indem sie eine unrühmliche Seilschaft bilden. Jeder Fall hat seine eigene Geschichte.
Das Beispiel Wigoltingen: Was ist passiert?
Die Sekundarschule, die idyllisch mitten im Grünen liegt, hat auf dieses Schuljahr hin ein neues Leitungsmodell eingeführt mit Mirko Spada als pädagogischem Leiter sowie einem organisatorischen Leiter. Spada, heute 50-jährig, war 1993 und 1994 Schweizer Meister im Zehnkampf und gründete 2001 die Nationale Elitesportschule Thurgau, die er bis zum Wechsel nach Wigoltingen leitete. Er förderte die heutigen Eishockeystars Timo Meier und Kevin Fiala sowie den erfolgreichen Behindertensportler Marcel Hug. Statt mit jungen, ambitionierten Sportlern hatte er es ab August 2018 mit Sekundarschülern und deren Lehrkräften zu tun. Das wollte nicht zusammenpassen.
Vor zwei Monaten wurde der Konflikt öffentlich, worauf sich Nathalie Wasserfallen, die Präsidentin der Volksschulgemeinde Wigoltingen, umgehend und «unmissverständlich», wie sie in einem Elternbrief schrieb, hinter die Schulleitung stellte. Den «betreffenden Lehrpersonen», also der Mehrheit der Mitarbeitenden, warf sie im Brief vor, «bewusst notwendige Entwicklungsschritte verhindern» zu wollen. Diese sahen sich daraufhin veranlasst, in einem offenen Brief «persönlich desavouierende und in unserer Berufsehre verletzende» Falschinformationen Wasserfallens zu korrigieren. Tatsache sei, dass die Schulleitung Veränderungen in einem Tempo durchziehen wolle, das weder sinnvoll noch wohlüberlegt sei. Hauptgrund für den Konflikt und die Kündigungen sei aber der Führungs- und Kommunikationsstil der Schulleitung.
Weder Mirko Spada, sein Schulleitungskollege noch Schulpräsidentin Wasserfallen zeigten sich bereit, zu Fragen der NZZ Stellung zu nehmen. Die Kommunikation ist bis heute intransparent, der pädagogische Hintergrund des Konflikts diffus. Nachdem Eltern von Sekundarschülern Aufsichtsbeschwerde gegen die Wigoltinger Schulbehörde eingereicht hatten, ist das Thurgauer Amt für Erziehung und Kultur aufsichtsrechtlich aktiv geworden und hat einen Fragebogen verschickt. Derzeit haben die Beteiligten Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge kundzutun. Ein Vorstoss im Kantonsparlament beschreibt den Fall als «dramatisch».
Eine Auswahl weiterer Fälle
Führungsprobleme führen an diversen weiteren Schulen zu Verwerfungen. An den Bezirksschulen Küssnacht haben nach Kritik am Führungsstil des Rektors zehn Personen gekündigt. Der Rektor bleibt. Koni Schuler, Präsident des Schwyzer Lehrerverbands, stellt dazu in der «Luzerner Zeitung» fest, dass Probleme vor allem dort auftauchten, «wo zwischen Politik und Lehrerschaft noch mehrere Hierarchiestufen eingebaut» seien. Weniger Probleme gebe es, wenn die Schulleitungen nahe der Basis seien.
An der Berufsschule Gesundheit und Soziales im aargauischen Bruggkam es zu mehreren Wechseln im Führungspersonal, zuletzt musste der Stellvertreter des Rektors mitten im Schuljahr «aufgrund divergierender Vorstellungen über Werte, Führung und Kommunikation» gehen. Der Rektor bleibt.
Auch an der Kantonsschule Sargans darf der Rektor bis heute im Amt bleiben, obwohl ihn das Bundesgericht im Konflikt um die Entlassung eines Mathematiklehrers wegen Amtsgeheimnisverletzung verurteilt hat. Zudem hat der Rektor einräumen müssen, dass er ein weiteres Mal vorbestraft sei. Gegenüber seinem Arbeitgeber, dem Kanton St. Gallen, hatte er dies aber verschwiegen. Das sankt-gallische Bildungsdepartement stellt den Rektor ungeachtet dessen nicht infrage.
An weiteren Orten mussten
Lehrkräfte im Konflikt mit Schulleitungen entnervt kündigen: 2017 kam es im
Kanton Zürich gleich an vier Schulen zu Konflikten, in
Winterthur nahmen an
der Primarschule Brühlberg 18 Lehrkräfte wegen Schulleitung und
Schulpflege den Hut, an der Primarschule
in Ebnat-Kappel verliessen sechs Lehrpersonen wegen eines von
der Schulleitung angerichteten Chaos das Schulhaus. In einem aktuellen Fall an
der Schuleinheit
Luberzen in Dietikonhaben gleich 13 Lehrkräfte gekündigt, vier davon
nennen explizit den Konflikt mit der Schulleitung als Grund. Auch hier stellt
sich die Schulbehörde gemäss «Limmattaler Zeitung» «voll und ganz» hinter die
beiden Schulleiter, die erst relativ kurz im Amt sind.
Eine Frage der Macht
Die genannten Fälle
stellen eine Auswahl von Schulleitungskonflikten dar, die eskaliert und an die
Öffentlichkeit gelangt sind. Haften bleibt der Eindruck zunehmender
Führungsmängel an Schulen, von Grabenkämpfen unter Pädagoginnen und Pädagogen.
«Die Zahl der Konflikte hat sicher nicht abgenommen», sagt Bernard Gertsch, der
den Schweizerischen Schulleiterverband (VSLCH) präsidiert. Gertsch glaubt
jedoch nicht, «dass es mehr schlechte Schulleiter gibt als früher. Es gibt sehr
viele, die sehr gut sind. Gestiegen sind aber die Anforderungen, so dass manche
überfordert sind.» Schulleiter wirkten auf einem Feld mit vielen Turbulenzen.
Neben sozialer Kompetenz, ist Gertsch überzeugt, benötigten sie grosse
Analysefähigkeit. Auch habe das Tempo der Veränderungen im Schulalltag
zugenommen. Schulleitungen müssten zudem mit gestiegenen Ansprüchen und den
Eigenheiten der Lehrkräfte, Schüler und Eltern umgehen können.
Auffällig ist, dass die
Schulleitungen fast immer auf eine teilweise bedingungslose Unterstützung durch
die Schulbehörden zählen können. Diese sind selten bereit, Personen, die sie
selbst eingestellt haben, infrage zu stellen. Das führt zu Seilschaften und zu
Machtspielen, die nicht dem Wohl der Schule dienen, sondern persönlichen, oft
über Jahre gewachsenen Beziehungen geschuldet sind. Folge: Die Schulleitung
bleibt an Bord, den Lehrkräften wird ein Maulkorb verpasst, viele verlassen
frustriert das Boot.
«Der erste Reflex ist
tatsächlich, dass sich eine Behörde bei Konflikten hinter die Schulleitung
stellt», sagt Bernard Gertsch. «Das kann zu einem Ohnmachtsgefühl bei den
Lehrkräften führen.» Verstärkt wird dieses Gefühl, wenn Schulleiter und
Rektoren – wider das Verständnis guter Corporate Governance – gleich auch noch
Mitglied des Behördengremiums sind, das sie beaufsichtigen soll. Wer wen führt,
ist dann oft nicht mehr ersichtlich, zumal in vielen Schulbehörden pädagogische
Laien sitzen, die gerade in Konfliktsituation überfordert sind. Greifen sie
dann einseitig ein, führt das erst recht zur Eskalation – insbesondere wenn der
Wille zu ernsthafter Reflexion, Aufarbeitung und Transparenz fehlt.
Zu schnell zu viel
Gemeinsam ist manchen
Fällen eine krass divergierende Wahrnehmung und Darstellung der Vorgänge und
Ursachen durch die Beteiligten, verbunden mit tiefen Gräben in der Belegschaft.
Die Zerstrittenheit führt auch zum Bruch von Freundschaften. Konfliktursachen
ortet Bernard Gertsch im Spannungsfeld von Tradition und Innovation: «Wenn
Schulleitungen scheitern, dann oft, weil sie zu schnell zu viel wollen – nicht
umgekehrt.»
Um Konflikte nicht
eskalieren zu lassen, müssten diese in einer möglichst frühen Phase angegangen
werden, ist Gertsch überzeugt. Dies zu lernen, gehört zur Ausbildung
«CAS Schulleitung», die das pädagogische, personelle und
betriebliche Rüstzeug mitgibt und berufsbegleitend an pädagogischen Hochschulen
angeboten wird. Sie dauert insgesamt ein halbes Jahr und führt zu einem
Zertifikat. Die meisten Schulleiter verfügen über diese Ausbildung, aber längst
nicht alle. Mit jährlichen Fachtagungen und spezifischen Weiterbildungen bemüht
sich der Schulleiterverband, die Professionalisierung voranzutreiben. Die
Aktivitäten erfolgen Hand in Hand mit dem Schweizerischen Lehrerverband.
Gemeinsam ist der Verein
Profil Qgegründet worden, um die schulinterne
Qualitätsentwicklung zu stärken.
Lernprozesse sind damit
noch nicht garantiert: nicht bei den Schulleitungen, schon gar nicht auf der
politischen Führungsebene. Bernard Gertsch weist auch auf jene Konflikte hin,
die sich zwischen Schulbehörden und Schulleitungen abspielen und selten in der
Öffentlichkeit landen. Sie kämen am häufigsten vor, und auch sie nähmen zu.
Sichtbar wird dies anhand der Rechtsschutzversicherung, die der
Schulleiterverband anbietet. Sie werde zunehmend in Anspruch genommen, sagt
Gertsch. Als Beispiel lässt sich ein Fall
aus Ipsach bei Biel anführen, als die Schulkommission einen
beliebten Schulleiter drängte, selbst zu kündigen, jedoch am Widerstand von
Schule, Eltern und Kindern scheiterte. Auslöserin des Konflikts war anscheinend
die verantwortliche Gemeinderätin; sie trat schliesslich zurück.
Dass Konflikte aber auch
zu Verbesserungen führen können, zeigt sich am Beispiel des Kantons
St. Gallen: Am Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum geriet der
Rektor 2017 massiv in die Kritik: Er pflege rüde Umgangsformen und habe ein
«System der Einschüchterung» installiert. Der Fisch stinke vom Kopf her. Die
öffentlich ausgetragene Debatte endete zu seinen Gunsten: Die zuständige
Berufsfachschulkommission, ein Laiengremium, stellte sich unreflektiert hinter
ihn. Der Rektor war von der Kommission gewählt worden und gehörte ihr selbst
an. Die Politik reagierte, indem sie diese Struktur korrigierte und entfilzte.
Im November 2018 hiess das Stimmvolk mit 82 Prozent Ja-Stimmen die
entsprechende Reform gut, welche die Kumpanei von Aufsichtsorgan und
Schulleitung künftig zumindest erschwert. Andere Kantone sind noch nicht so
weit. Der «Filz» lebt.
Fall Kreuzlingen: Solidarität mit dem
Prorektor
Auch an der Pädagogischen
Hochschule Thurgau (PHTG) eskalierte ein Konflikt mit der Schulleitung, sprich:
der Rektorin Priska Sieber. Er versetzte die PHTG «in Totenstarre», wie
es in einem Vorstoss heisst,ausgelöst «durch ein irregeleitetes
Verständnis von Führungsstrukturen, Hierarchien und Organisationsprozessen».
Konsequenz: Der Hochschulrat stellte sich uneingeschränkt hinter die
umstrittene Rektorin und verfügte die Kündigung und Freistellung des Prorektors
Matthias Begemann, der die 2003 gegründete Schule mit aufgebaut hatte. Grund:
«unüberbrückbare Differenzen» mit der Rektorin, die seit 2012 im Amt ist.
Begemann leitete den
Bereich Lehre, die weitaus grösste Abteilung an der PHTG. Umgehend stellte sich
die Mehrzahl der Mitarbeitenden in einem Brief hinter ihn und zeigte sich
schockiert über die Kündigung, die «grundlegende Fragen zur Zusammenarbeits-,
Debattier- und Konfliktkultur» aufwerfe. In einem nächsten Schreiben verlangte
das Leitungsteam des Prorektorats Lehre eine «nachvollziehbare Begründung für
diesen schwerwiegenden Entscheid» sowie eine unabhängige Untersuchung. Der
nationale Ruf der PHTG stehe in Gefahr, ebenso die Erneuerung der nationalen
Akkreditierung. Der Leiter des Studiengangs Primarstufe kündigte aus Protest.
Seither untersuchen die Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GPK) des
Grossen Rats sowie der Regierungsrat den Fall. Bis Ende Juni will die Regierung
einen Bericht vorlegen. Bis heute fehlt die eingeforderte «nachvollziehbare
Begründung» für die Entlassung Begemanns.
Der Fall veranschaulicht
das strukturelle und persönliche Beziehungsgeflecht auf Behördenebene, das eine
objektive Aufklärung zumindest erschwert. Gewählt wurde Rektorin Priska Sieber
vom Hochschulrat, in dem sie seither mit beratender Stimme sitzt. Beim
Kündigungsentscheid gegen Begemann sei sie allerdings nicht selbst dabei
gewesen, schreibt sie auf Anfrage. Eine zentrale Rolle nimmt Hans Munz ein, der
den Hochschulrat präsidiert und sich mit Priska Sieber auch im Vorstand des
Fördervereins der PHTG trifft.
Munz ist Jurist,
ehemaliger FDP-Kantonsrat und Sohn des 2013 verstorbenen Alt-Ständerats
gleichen Namens. Er war Anwalt von FDP-Regierungsrat Walter Schönholzer im Fall
des Tierquälers von Hefenhofen und wendete ein Verfahren gegen diesen wegen
Amtsgeheimnisverletzung ab. Zudem vertrat
Munz die Thurgauer Gesamtregierung vor Bundesgericht im Skandal
um den Bau eines neuen Kunstmuseums. Die Regierung hatte Lotteriefondsgelder
missbräuchlich verwendet und eine Volksabstimmung umgangen. Just diese
Regierung soll nun «unabhängig» entscheiden, ob ihr Anwalt Hans Munz bei der
Freistellung des Prorektors Begemann korrekt vorgegangen ist.
Derzeit bemüht sich die
Leitung der PHTG um Schadensbegrenzung. Rückblickend glaubt Munz, dass die
Trennung von Begemann «möglicherweise zu vermeiden gewesen wäre, wenn wir uns
zu einem früheren Zeitpunkt aktiv mit den Problemen auseinandergesetzt hätten».
Auch Rektorin Priska Sieber meint, dass man zu lange daran geglaubt habe, die
Meinungsunterschiede konstruktiv auflösen zu können. Aus heutiger Sicht würde
sie «früher und dezidierter handeln». Matthias Begemann sieht das gänzlich
anders: Die Verantwortlichen in Hochschulrat und Hochschulleitung hätten «die
eigentlichen Konfliktursachen bis heute nicht verstanden. Anstatt den
Mitarbeitenden Wertschätzung und Vertrauen entgegenzubringen», kritisiert er
auf Anfrage der NZZ, «dominieren nach wie vor Kontrolle und Misstrauen das rigide
und streng hierarchische Führungshandeln».
Fall Schaffhausen: Hosenlupf mit dem
Schwingerkönig
Auch am
Berufsbildungszentrum BBZ in Schaffhausen stellte sich die Aufsichtsbehörde
hinter den Rektor. Dieser heisst Ernst Schläpfer und war 1980 und 1983 Schwingerkönig.
Doch dann wendete sich die Geschichte. Aber der Reihe nach.
Schläpfer leitete ab 1993
das BBZ. Eine Auseinandersetzung zwischen ihm und einem Lehrer vom letzten
Sommer wuchs sich in diesen Frühling zu einer Krise aus, welche die gesamte Schaffhauser
Politlandschaft erfasst hat. Ausgangspunkt: Die Kritik an Schläpfers rauem
Führungsstil, persönliche Verletztheiten, Mobbing.
Zunächst passierte das
Übliche: Das Schaffhauser Erziehungsdepartement setzte eine Subkommission ein,
welche die Vorwürfe untersuchte. Sie kam zum Schluss, dass Schläpfer eine
respektierte Führungsperson sei, deren Führungsstil «von allen Befragten als
zielführend beurteilt» werde. Als Präsident der Subkommission war Erwin Gfeller
eingesetzt worden, der auch die ordentliche Aufsichtskommission der BBZ
präsidiert. Dieser gehört Schläpfer ebenfalls an. Auch Erziehungsdirektor
Christian Amsler ist Mitglied. Gfeller, Schläpfer und Amsler sind seit drei
Jahrzehnten eng verbandelt: Sie sassen während Jahren gemeinsam in Bildungskommissionen.
Gfeller wie Schläpfer unterstützten die Wahlkämpfe von Christian Amsler,
Gfeller war Leiter von dessen Wahlausschuss. Gfeller und Amsler kannten sich
schon aus der gemeinsamen Tätigkeit im Gemeinderat von Stetten.
Doch die Dinge haben sich
in Schaffhausen anders entwickelt als anderswo. Die Regierung hat Schläpfer
Ende Mai geschasst und per sofort freigestellt. Gfeller ist zurückgetreten. Man
deckt sich gegenseitig mit Vorwürfen ein.
Es begann damit, dass die Subkommission
unter Gfeller nicht nur Schläpfer reinwusch, sondern auch ein
«Führungsdefizit» bei Regierungsrat Amsler ausmachte, worauf die Regierung den
Bericht der Subkommission zurückwies. Eine externe Fachperson, zusätzlich mit
der Untersuchung beauftragt, erkannte, «dass die Subkommission die Untersuchung
nicht vollkommen neutral und unabhängig durchgeführt hat». Die BBZ vermittle
das Bild einer geteilten Lehrerschaft, es herrsche eine «allgemeine
Angstkultur», der Rektor verhalte sich persönlichkeitsverletzend. In der Folge
gab Amsler beim Winterthurer Rechtsanwalt Florian Schneider noch einen dritten
Bericht in Auftrag. Schneider kam zum Schluss, dass die beiden anderen Berichte
«mit Vorsicht zu geniessen» seien und beide die Kriterien einer unabhängigen
und objektiven Beurteilung nicht erfüllten. Offensichtlich sei aber, dass sich
Ernst Schläpfer öfters im Ton vergreife, Lehrkräfte diffamiere und in Kauf
nehme, dem Ruf des BBZ Schaden zuzufügen. Zur
Freistellung Schläpfers führte schliesslich ein aus Sicht der
Regierung inakzeptabler Brief an Amsler. In diesem warf Schläpfer dem
Erziehungschef vor, er verstosse «immer wieder gegen die Rechtsordnung». Er
drohte ihn einzuklagen, bezichtigte ihn des Mobbings.
Der erbitterte Hosenlupf
zwischen Schläpfer und Amsler, der 2018 Bundesrat werden wollte, dauert an. Er
hat politische und juristische Nachbeben. Die SVP nutzt die Entlassung
Schläpfers, der auch schon für die SP als Regierungsrat kandidierte, zur
Kampagne gegen Amsler, der nun für die FDP als Ständerat kandidiert. Und Schläpfer
geht gegen die Kündigung vor Gericht.
Der Fall dürfte auch in
Schaffhausen zur Einsicht führen, dass Schulleitungen in ihrer eigenen
Aufsichtskommission nichts zu suchen haben. Und dass, wie es der Bericht von
Rechtsanwalt Schneider verlangt, Schulbehörden zu verpflichten sind, in ihrer
Aufsichtsfunktion «die Grundsätze von Neutralität und Unabhängigkeit zu
beachten». Zum Wohl der Schule.
Die Aufzählung von Problemfällen lässt sich erweitern:
AntwortenLöschenDie "berühmte" Sekundarschule Niederhasli, wo Eltern gegen die Methoden der Schulleitung protestierten. St. Gallen, wo Reallehrern missbräuchlich gekündigt wurde. Die Sekundarschule March SZ. Konflikte und Machtkämpfe dürfte es noch an vielen weiteren Schulen geben - die dabei entstehenden Reibungsverluste belasten alle an einer guten Schule interessierten Kreise, besonders aber die Schulkinder.