10. März 2019

Scheinwelt der Beziehungslosigkeit


Als ich vor kurzem bei anbrechender Dämmerung nach Hause fuhr, entdeckte ich am Strassenrand einen kleinen Traktor. Ein Spielzeug zum Draufsitzen und Herumfahren, wie es sich viele Kinder wünschen. Ich stellte mir vor, wie es am Geburtstag mit glänzenden Augen ausgepackt worden war. Nun hatte das Gefährt schon einige Fahrten hinter sich. Der Traktor ging mir nicht mehr aus dem Kopf und regte mich zum Nachdenken an.

Gute Gewohnheiten – eine Schatztruhe fürs Leben
Warum stand der Traktor einsam am Strassenrand? Und wie kommt er wieder nach Hause? Jemand musste sich dafür verantwortlich fühlen; so wie sonst für vieles im Leben auch. Einige Kinder gingen mir durch den Kopf. Wir sind am Arbeiten und brauchen die Schere. «Wo ist meine Schere?», kommt schon die erste Frage. Ich muss den Impuls unterdrücken, meine Augen schweifen zu lassen. Und tatsächlich, nun wird das fragende Kind aktiv und beginnt seine Sachen selbst zu durchsuchen und überlegt, wo es zum letzten Mal die Schere verwendet hat. Schon bald ist sie gefunden, und die Arbeit kann weitergehen. Sehr gut, denn diese vermeintlich kleinen und unwichtigen Situationen legen den Grundstein zu altersgemässer Eigenständigkeit und Selbstverantwortung (wie sie heute so oft von Kindern am falschen Ort gefordert wird). Und der Traktor? War es wohl so, dass der kleine Besitzer des Gefährtes sich nicht gewohnt war, für sein Eigentum zu schauen, es sorgfältig zu behandeln und zu verwahren? Seine Aufgaben, auch im Spiel, zu Ende zu führen? Eine hilfreiche Gewohnheit, auf die auch später im Leben zurückgegriffen werden kann! Sie entsteht aus feinen Fäden, die sich zu einem starken Zwirn verdrehen lassen und Sicherheit und Halt geben. Wie hätte er das lernen können?
Der einsame Traktor oder einige Gedanken zur Erziehung, Zeit-Fragen, 26.2. von Eliane Perret

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen