Zu Beginn
des Schuljahres 2018/19 hat die Volksschule Kriens auf der Primarstufe die
klassischen Hausaufgaben abgeschafft. Stattdessen wurden obligatorische
Lernzeiten im Rahmen des Unterrichts am Vormittag sowie freiwillige Lernzeiten
an zwei Nachmittagen eingeführt. Ob Kriens mit seinem neuen Modell für andere
Schulen Vorbildcharakter hat, erläutert Pirmin Hodel. Er ist Präsident des
Schulleiterinnen- und Schulleiterverbands der Volksschulen des Kantons Luzern
und Rektor der Volksschule Willisau.
Pirmin
Hodel, ist die Abschaffung der klassischen Hausaufgaben, wie dies die
Volksschule Kriens macht, im Schulleiterverband ein Thema?
Ja. Wir
haben das Thema wahrgenommen und auch diskutiert. Es war jetzt aber kein
Hauptthema, bei dem wir selber aktiv wurden. Wir finden es aber grundsätzlich
gut, dass man diese Diskussion rund um Hausaufgaben führt.
Warum?
Wir
stellen fest, dass das Thema Hausaufgaben besonders die Eltern bewegt. Nicht
alle Eltern haben die gleichen Möglichkeiten, ihre Kinder bei den Hausaufgaben
zu unterstützen oder zu begleiten. Darum erachten wir es als sehr wichtig, dass
die Gemeinden lokal ein Angebot zu Hausaufgaben im Rahmen der Tagesstrukturen
anbieten. Solche Hausaufgabenhilfen nach der Schule werden heute
glücklicherweise bereits vielerorts angeboten.
Wie
stehen Sie als Verbandspräsident zu Hausaufgaben?
Man
sollte Hausaufgaben nicht nur verteufeln. Hausaufgaben bringen auch Vorteile
mit sich. Zum Beispiel können die Eltern fortlaufend sehen, welche Themen in
der Schule behandelt werden und wo ihr Kind steht. Und unser Verband ist sich
einig, dass es gerade im Bereich Fremdsprachen unabdingbar ist, dass man zu
Hause lernt, zum Beispiel, wenn es um neue Vokabeln geht. Auch im Hinblick auf
Prüfungen sollen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich zu
Hause mittels Lernzielen vorzubereiten.
Genau.
Das ist auch in Kriens weiterhin der Fall. Und hier gibt es Kritik. Einige
Eltern sagen, sie wissen über längere Zeit nicht, was ihr Kind in der Schule
macht, und dann wird von der Lehrperson ein Prüfungstermin und der konkrete
Stoff mitgeteilt. Je nach Wissensstand des Kindes kann das für die Familie viel
Stress bedeuten, weil dann plötzlich intensiv und täglich der Stoff gebüffelt
werden muss. Auch ohne Hausaufgaben habe der Druck auf die Kinder nicht
unbedingt abgenommen.
Diese
Kritik kann ich gut nachvollziehen.
Trotzdem
zieht Kriens bisher eine positive erste Bilanz.
Ob sich
dieses Modell über längere Zeit bewährt, wird sich in den nächsten Jahren
zeigen. Grundsätzlich bin ich dankbar, dass Kriens diese Pionierrolle übernimmt
und den Mut hat, sich zu exponieren und eine Diskussion anzustossen. Dies hat
an anderen Schulen und auch bei uns in Willisau dazu geführt, über Hausaufgaben
und deren Wert nachzudenken.
Mit
welchen Resultaten?
Hausaufgaben
müssen weiterentwickelt werden. Wir müssen unbedingt von quantitativen
Hausaufgaben weg- und hin zu qualitativen Hausaufgaben kommen.
Was sind
qualitative Hausaufgaben?
Qualitative
Hausaufgaben sind gute Hausaufgaben, die variabel, also nicht für alle Kinder
gleich sind. Sie müssen dem Wissensstand der einzelnen Kinder angemessen sein.
Zu empfehlen sind auch kreative Aufgaben, bei denen die Kinder selber etwas in
ihrem Umfeld erforschen und als spannend empfinden.
Und wie
viele Hausaufgaben sind Ihres Erachtens sinnvoll?
Man
sollte von starren Regeln weggekommen und auch vom Umfang her variieren. Es
können mal sehr kurze Aufgaben sein, dann wieder etwas längere.
Werden
weitere Schulen im Kanton Luzern dem Beispiel von Kriens folgen?
Die eine
oder andere Schule wird sicherlich neue Wege im Bereich Hausaufgaben
einschlagen. Wir warten alle gespannt ab, wie sich das in Kriens weiter
entwickelt.
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