Primarschule ohne Hausaufgaben: Das tönt
für viele Schülerinnen und Schüler, aber auch für viele Eltern verlockend.
Kriens hat zu Beginn des Schuljahres 2018/19 auf der Primarstufe die
klassischen Hausaufgaben abgeschafft und stattdessen obligatorische und
freiwillige Lernzeiten eingeführt. Mit der neuen Praxis hat die Schule national
das Interesse auf sich gezogen. «Viele Schulen aus der ganzen Schweiz haben
sich gemeldet oder weisen darauf hin, dass sie den Prozess in Kriens verfolgen,
weil er bedeutsam ist», sagt Markus Buholzer, Rektor der Volksschule Kriens auf
Anfrage.
Rektor der Volksschule Kriens: "Auf Prüfungen lernen ist nicht verboten", Luzerner Zeitung, 1.2. von Susanne Balli
Nach dem ersten Schulhalbjahr ohne
Hausaufgaben zieht er ein durchwegs positives erstes Fazit, «auch wenn es da
und dort noch Entwicklungen braucht». Die Lernziele können laut Buholzer auch
ohne Hausaufgaben erreicht werden. «Schüler fühlen sich nach der Schule
entlastet», sagt er. Es gebe sehr viele positive Rückmeldungen und auch
konstruktive Fragen, die zeigen, dass eine Schule ohne Hausaufgaben eine breite
Akzeptanz erfahre. «Es ist aber ein Prozess. Hausaufgaben sind stark verankert.
Dieses Schema zu durchbrechen und eine Schule ohne Hausaufgaben zu
positionieren, braucht Zeit», so Buholzer.
Transparenz bei Lernzielen wichtig
Mit den eingeführten Lernzeiten haben
laut Buholzer alle Kinder die Möglichkeit, sich in schulischen Fragen begleiten
zu lassen. «Natürlich wird zu Hause beispielsweise noch auf Prüfungen gelernt.
Das ist ja nicht verboten», sagt der Rektor. Die Prüfungsvorbereitung beginne
mit der Lernzieltransparenz, also ganz zu Beginn einer Unterrichtseinheit.
Darum müsse dem Prozess «Lernen lernen» viel Bedeutung beimessen. Ziel müsse
sein, dass die Kinder im Verlaufe des Lernprozesses alle Inhalte des Lernziels
kennen. «Kinder haben die Fähigkeit zu merken, was sie brauchen. Viele Kinder
können das schon gut, andere müssen herangeführt werden.» Darum lege die Schule
Kriens schon seit Jahren Wert auf kooperative Unterrichtsformen.
Buholzer sieht im neuen System noch
Verbesserungspotenzial. So müssen Lernprozesse neu verstanden werden. «Lernen
findet oft auch in der Freizeit statt.» Darum sei die freie Zeit für die Kinder
sehr wichtig. Draussen verbunden sein mit anderen Kindern, Spiele, Sport, Musik
und anderes lösen wichtige Lernprozesse aus. «Dieses andere Lernverständnis
muss noch besser akzeptiert werden», sagt er. Auch müsse die Rolle der
Lehrperson während der freiwilligen Lernzeit da und dort noch geklärt werden.
Auch eine möglichst hohe Transparenz den Eltern gegenüber sei Thema im
Optimierungsprozess.
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