Statt bloss auf Defizite zu achten, sollen Schulen künftig mehr Talente entdecken
Fast in jeder Klasse sitzen Schüler, die zu deutlich mehr fähig wären, als sie tagtäglich zeigen. Bloss erkennt niemand ihr Talent. Zu diesem Schluss kommt der Schweizer Lehrerverband.
Jedes fünfte Kind wird in der Schule zu wenig gefördert, Aargauer Zeitung, 14.1. von Yannick Nock
Statt Förderung herrscht Langeweile – was schlimmstenfalls zu schlechten Noten führt. Die Lehrerinnen und Lehrer gehen davon aus, dass jedes fünfte Kind besser gefördert werden müsste. Die Pädagogen fordern deshalb in einem neuen Positionspapier Massnahmen: «Jede Schule benötigt mindestens eine Lehrperson mit Ausbildung in der Begabtenförderung», heisst es darin. Heute konzentrieren sich Schulen vor allem auf die Defizite der Kinder. Abgeklärt wird fast alles: Legasthenie, die Psychomotorik, sonstige Schwächen. Ergotherapien werden verschrieben, aber die Talente bleiben unentdeckt. Eine flächendeckende Potenzialförderung über alle Stufen hinweg soll das künftig ändern.
Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm begrüsst die Idee. Es sei oft so, dass nicht die begabtesten Schüler später ans Gymnasium gehen, sondern jene aus gut situiertem Elternhaus, die ihre Kinder zu einer akademischen Kariere drängen. Talente bleiben auf der Strecke. Das zu ändern, könnte allerdings schwierig werden. Stamm glaubt, dass eine flächendeckende Begabtenförderung aufgrund der Sparmassnahmen in vielen Kantonen kaum umzusetzen ist.
«Zuletzt wurden Förderprogramme gestrichen, nicht neue aufgebaut», sagt sie. Stamm plädiert deshalb für einen flexiblen Schuleintritt. Der Entwicklungsstand der Buben und Mädchen müsse bei der Einschulung berücksichtigt werden. So liessen sich Defizite und Talent früh erkennen.
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