Die fristgerechte Einführung des Leistungslohns
für Lehrerinnen und Lehrer im Baselbiet ist noch nicht sichergestellt. Das neue
Lohnsystem sei für die Lehrkräfte erst anwendbar, wenn eine Lösung für die
Einführung eines lohnrelevanten Mitarbeitergesprächs gefunden sei, erklärte
gestern Bildungsdirektorin Monica Gschwind an ihrer Jahresmedienkonferenz in
Liestal.
Zoff um die Noten für Lehrerinnen und Lehrer, Basler Zeitung, 25.1. von Thomas Dähler
Gemäss
der Vorlage zum Personaldekret, das nächste Woche im Parlament verabschiedet
werden soll, müssen bereits ab nächstem Jahr mit allen Lehrkräften
lohnrelevante Mitarbeitergespräche geführt werden.
Instrumente
fehlen noch
Gschwind
erklärte, dass die Arbeitsgruppe, die dafür einen Vorschlag erarbeitet, ihre Arbeit
aufgenommen hat. «Es braucht ein taugliches Instrument für die Beurteilung»,
meinte die Bildungsdirektorin. «Wenn wir die Instrumente dafür nicht
rechtzeitig haben, müssen wir schauen, was wir dann machen», sagte Gschwind auf
eine entsprechende Frage bei dem Hintergrundgespräch. Sie sei sich bewusst,
dass man sich über die Modalitäten nicht einig sei. Die Herausforderung an die
einzelnen Schulen sei verschieden. Es gebe Schulleiter, denen bis zu 50
Lehrerinnen und Lehrer unterstellt seien. Gschwind: «Ich nehme die vorhandenen
Ängste und Kritiken sehr ernst.»
Die
Landratsvorlage sieht den Leistungslohn für alle Kantonsangestellten sowie für
die bei den Gemeinden angestellten Lehrerinnen und Lehrer ab dem Jahr 2021 vor.
Die dazu notwendigen Mitarbeitergespräche finden bereits ab diesem Jahr statt,
für die Lehrerinnen und Lehrer aber gemäss heutigem Stand verspätet erst ab
nächstem Jahr. Vorgesehen ist für die Entlöhnung der Kantonsangestellten ein
Konkurrenzsystem, das auf Leistungsbeurteilungen beruht und insgesamt
kostenneutral ist. Die Entlöhnung soll in einem Lohnband erfolgen, bei dem sehr
gute Leistungen einen überdurchschnittlichen Lohnaufstieg zulasten von nur
guten oder ungenügenden Leistungen anderer Mitarbeiter zur Folge hat. Die
individuelle Lohnentwicklung wird jährlich festgelegt und muss sich auf eine
Mitarbeiterbeurteilung abstützen.
Grundlage
ist ein Dekret, das der Landrat nächste Woche verabschieden wird. Eine
Volksabstimmung dazu wird es nicht geben.
Der
Leistungslohn ist umstritten, ganz besonders im Falle der Lehrerinnen und
Lehrer. Im Vernehmlassungsverfahren sprachen sich sämtliche Organisationen aus
dem Bereich der Schulen gegen einen Leistungslohn für Lehrkräfte aus – von den
Musikschulen bis zu den Schulleitungskonferenzen.
Keine
Einwände gegen das neue System haben SVP und FDP. Die CVP fordert einen
Verzicht bei den Lehrerinnen und Lehrern.
Schulentwicklung
«in Gefahr»
Die
Schulleitungen wiesen im Vernehmlassungsverfahren darauf hin, dass die
Führungsspanne in den Schulen zu gross sei, und schon heute ein bis zwei
Schulbesuche die Kapazitäten überschreiten würden. Die Arbeitsgemeinschaft der
Personalverbände befürchtet, dass das System zu Auseinandersetzungen zwischen
Mitarbeitenden und Vorgesetzten führt, in deren Folge Rechtsmittel ergriffen
werden. Die Konferenz der Schulratspräsidenten sagt eine Verschlechterung der
Arbeitszufriedenheit voraus, was zu häufigeren Stellenwechseln führen werde.
«Die Schul- und Qualitätsentwicklung ist in Gefahr», behaupten die Präsidenten
der Schulräte sogar.
Mitarbeitergespräche
mit Lehrkräften gibt es zwar schon heute, jedoch nicht jährlich und nicht auf
eine Leistungsbeurteilung fokussiert. Die Kriterien, die künftig lohnmassgebend
sein sollen, wurden bisher nicht festgelegt – und dürften noch zu Auseinandersetzungen
führen. In vielen Schulen fehlen den Schulleitungen zurzeit auch die
Ressourcen, um die zusätzlich notwendigen Gespräche im erforderlichen
Jahresrhythmus durchzuführen. Gemäss der Landratsvorlage ist jedoch keine
Anpassung der Personalressourcen vorgesehen, sodass der zusätzliche Zeitaufwand
zulasten anderer Aufgaben anfallen wird.
Generalsekretär
Severin Faller wollte gestern noch nichts zu den Diskussionen in der
Arbeitsgruppe sagen. Das Dekret eröffne bei der Umsetzung «einen gewissen
Spielraum», sagte Faller. Zur Debatte stehe auch ein Zweijahreszyklus für die
Mitarbeitergespräche. Das Dekret sieht allerdings im vorliegenden Entwurf eine
jährliche Beurteilung vor.
Bildungsdirektorin Gschwind schloss gestern die
Möglichkeit nicht aus, dass die Gespräche erst verspätet gestartet würden, wenn
die nötigen Instrumente bereit seien. Sie zeigte sich jedoch optimistisch: «Wir
müssen es auch als Chance ansehen.»
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