Wenn der Microsoft-Gründer Bill Gates seine Kinder in eine Schweizer Schule geschickt hätte, wären sie krasse Aussenseiter gewesen. Erst im Alter von 14 Jahren erhielten sie ihr erstes eigenes Handy. Gemäss Zahlen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften besitzen hierzulande schon 97 Prozent der 12-Jährigen ein eigenes Gerät. Doch Bill Gates ist mit seiner Skepsis nicht alleine: Amazon-Gründer Jeff Bezos ist stolz darauf, dass sein Sohn als letzter der Klasse ein Smartphone erhielt. An einer Waldorf-Schule im Silicon Valley, die Computer und Gadgets verbietet, haben drei Viertel der Kinder Eltern, die in einem Tech-Konzern arbeiten, so die «New York Times».
Schaden Schulen Kindern mit neuen Medien? 20 Minuten, 1.1. von Stefan Ehrbar
Dass ausgerechnet jene, die mit der Technologie ihr Geld verdienen, in
Erziehungsfragen konservativ sind, nehme er «mit einem Schmunzeln» zur
Kenntnis, sagt Jürg Schüepp. Er ist Präsident der Assoziation Montessori, in
der die Schweizer Montessori-Schulen vereinigt sind. «Wir haben eine klare
Haltung: Je jünger das Kind, desto weniger Technologie sollte es nutzen.»
Verweigerer seien sie nicht, aber: «Es ist aus der Neuropsychologie bestätigt,
dass Kinder durch das Haptische lernen.» Handys und Computer reduzierten die
Dimensionen. Dabei sei es für die Hirnbildung wichtig, Dinge greifen zu können,
also vom Greifen zum Begreifen.
«Dass so viele Kinder schon früh ein eigenes Handy haben, wird
ungünstige Folgen haben», sagt Schüepp. Er beobachte eine Art Hype. Gerade
junge Eltern würden es häufig wichtig finden, dass ihre Kinder schon früh mit
neuen Medien in Kontakt kommen. Dass dem Thema viel Beachtung geschenkt werde,
zeige sich auch der Lehrplan 21 mit dem neuen Fach Medien und Informatik. «Die
Volksschulen springen auf diesen Hype auf», sagt Schüepp. « Davon raten wir
ab.»
Beat Zemp, Präsident des Dachverbands der Lehrer, sagt, die Schule sei
jahrelang getrieben worden, die neuen Medien im Unterricht zu thematisieren.
Diesem Wunsch sei man mit dem Lehrplan 21 entgegengekommen. «Ich teile die
Skepsis, dass man nicht zu früh beginnen und die Kinder schon in der Unterstufe
mit Tablets ausrüsten sollte», sagt er. Im Lehrplan sei das denn auch in der 5.
und 6. Klasse angedacht. «Es ist richtig, dass man vor allem über das
Haptische, also das Greifen lernt. Das kann ein Computer nicht ersetzen.»
Kein Programmieren in der 1. Klasse
Er sei klar gegen Forderungen etwa von Exponenten der ETH, wonach bereits in der 1. Klasse das Programmieren gelehrt werden soll. «Aber die neuen Medien gar nicht zu thematisieren, ist keine Option. Die Kinder kommen damit in Kontakt und müssen den richtigen Umgang lernen», sagt Zemp. «Ein Teil von ihnen hat Mühe mit dem richtigen Umgang. Hier kann die Schule helfen.»
Elektronische Medien aus den Schulzimmern bis mindestens zur 6. Klasse verbannt haben die Steiner-Schulen. Diese Haltung sei zwar meist nicht der ausschlaggebende Grund für die Eltern, ihre Kinder zu ihnen zu schicken, sagt Sprecherin Vanessa Pohl. «Viele suchen aber eine Schule, die diese Zurückhaltung teilt.» Die Steiner-Schulen haben ein Medienkonzept erarbeitet, in dem der Umgang mit neuen Medien geregelt wird. Sie betonen, dass vor dem Umgang mit digitalen Medien, die Kinder sich mit analogen Medien auseinander setzen sollen.
Bis zur Oberstufe lehnen die Steiner-Schulen den Einsatz von Medien im Unterricht generell ab. Auch die Kinderzimmer sollten medienfrei sein. Dazu wird mit den ElSchadtern eine Vereinbarung aufgestellt, die an Elternabenden überprüft wird. Ab der 7. Klasse sehen die Steiner-Schulen eine zurückhaltende Auseinandersetzung mit den neuen Medien etwa im Rahmen von Projekten vor.
Mediale Eindrücke schadeten Kindern, weil sie ein Vielfaches ärmer an Eindrücken seien als reale Erfahrungen, wird die Haltung begründet. Deshalb behinderten Facebook, Youtube und Co. die Synapsenbildung, heisst es im Medienkonzept. «Es ist erwiesen, dass die Strukturbildung des Gehirns wesentlich von den Tätigkeiten und Erfahrungen des Kindes abhängt». Frühkindlicher Medienkonsum sei demnach als «subtile Form der Körperverletzung» anzusehen. Hinzu kämen Bewegungsmangel und Aufmerksamkeitsstörungen.
Steiner-Schulen ziehen nach
Auch auf der Unter- und Mittelstufe würden neue Medien Gefahren bergen. Die Bilder, denen Kinder in den neuen Medien begegneten, seien problematisch – und der Konsum fertiger Bilder reduziere Phantasie und Vorstellungskraft und «die Basis für spätere intellektuelle und kreative Leistungen». Der zunehmende Konsum elektronischer Medien sei Hauptursache abnehmender Lese- und Schreibfähigkeiten und somit Ursache für Schulversagen, heisst es im Konzept.
Den gesellschaftlichen Realitäten entkommen allerdings auch die Steiner-Schulen nicht. Das Medienkonzept werde derzeit überarbeitet, sagt Sprecherin Pohl. «Wir werden schauen, wie sich die neuen Medien ab der 7. Klasse sinnvoll einbeziehen lassen», sagt sie – «wie das viele Schulen bereits machen.»
Kein Programmieren in der 1. Klasse
Er sei klar gegen Forderungen etwa von Exponenten der ETH, wonach bereits in der 1. Klasse das Programmieren gelehrt werden soll. «Aber die neuen Medien gar nicht zu thematisieren, ist keine Option. Die Kinder kommen damit in Kontakt und müssen den richtigen Umgang lernen», sagt Zemp. «Ein Teil von ihnen hat Mühe mit dem richtigen Umgang. Hier kann die Schule helfen.»
Elektronische Medien aus den Schulzimmern bis mindestens zur 6. Klasse verbannt haben die Steiner-Schulen. Diese Haltung sei zwar meist nicht der ausschlaggebende Grund für die Eltern, ihre Kinder zu ihnen zu schicken, sagt Sprecherin Vanessa Pohl. «Viele suchen aber eine Schule, die diese Zurückhaltung teilt.» Die Steiner-Schulen haben ein Medienkonzept erarbeitet, in dem der Umgang mit neuen Medien geregelt wird. Sie betonen, dass vor dem Umgang mit digitalen Medien, die Kinder sich mit analogen Medien auseinander setzen sollen.
Bis zur Oberstufe lehnen die Steiner-Schulen den Einsatz von Medien im Unterricht generell ab. Auch die Kinderzimmer sollten medienfrei sein. Dazu wird mit den ElSchadtern eine Vereinbarung aufgestellt, die an Elternabenden überprüft wird. Ab der 7. Klasse sehen die Steiner-Schulen eine zurückhaltende Auseinandersetzung mit den neuen Medien etwa im Rahmen von Projekten vor.
Mediale Eindrücke schadeten Kindern, weil sie ein Vielfaches ärmer an Eindrücken seien als reale Erfahrungen, wird die Haltung begründet. Deshalb behinderten Facebook, Youtube und Co. die Synapsenbildung, heisst es im Medienkonzept. «Es ist erwiesen, dass die Strukturbildung des Gehirns wesentlich von den Tätigkeiten und Erfahrungen des Kindes abhängt». Frühkindlicher Medienkonsum sei demnach als «subtile Form der Körperverletzung» anzusehen. Hinzu kämen Bewegungsmangel und Aufmerksamkeitsstörungen.
Steiner-Schulen ziehen nach
Auch auf der Unter- und Mittelstufe würden neue Medien Gefahren bergen. Die Bilder, denen Kinder in den neuen Medien begegneten, seien problematisch – und der Konsum fertiger Bilder reduziere Phantasie und Vorstellungskraft und «die Basis für spätere intellektuelle und kreative Leistungen». Der zunehmende Konsum elektronischer Medien sei Hauptursache abnehmender Lese- und Schreibfähigkeiten und somit Ursache für Schulversagen, heisst es im Konzept.
Den gesellschaftlichen Realitäten entkommen allerdings auch die Steiner-Schulen nicht. Das Medienkonzept werde derzeit überarbeitet, sagt Sprecherin Pohl. «Wir werden schauen, wie sich die neuen Medien ab der 7. Klasse sinnvoll einbeziehen lassen», sagt sie – «wie das viele Schulen bereits machen.»
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