4. Dezember 2018

Unkritischer Klimaabend


Ich war wieder einmal an einem Elternabend. Die neun 7. Klassen des Spiegelfeld-Schulhauses in Binningen hatten vergangene Woche gemeinsam zu einem «Klima-Abend» eingeladen. Kleines Theaterstück, ein paar Songs wie «Earth-Song» oder «Heal the World» von Michael Jackson – ein Einblick ins Schaffen der Schüler wurde den Eltern gewährt.
Am Klima-Abend brummen Autos, Basler Zeitung, 4.12. von Daniel Wahl


Die Jackson-Songs sind nicht leicht zu singen; das haben ausgewählte Solisten-Schüler und die Band ganz toll hingebracht. Erstaunt hat mich jedoch, dass der gut 200-köpfige Chor kaum zwei Stimmen auf die Bühne bringen konnte und viel leiser war als eine Schulklasse, die einen Bus stürmt. Zweistimmiges Singen brachten wir zu unserer Zeit schon in der 5. Klasse hin. Offenbar trainiert die Schule heute andere Kompetenzen als Musik. Wir hatten damals auch keine Scheinwerfer und keine elektrische Band, höchstens Blockflöte, wenn wir den Eltern vortrugen. Fortschritt braucht Energie. Womit wir beim steigenden Energieverbrauch und somit wieder beim Abend-Thema «Klima» sind.

Theatralisch auf den Punkt gebracht zeigten die Schüler, wie sie während ihrer Skiferien den Schnee in den Alpen vermissen, und sie beklagten auch den dramatischen Gletscher-Rückgang. Dann setzten Chor und Band ein: «Heal the World».

Die Bemerkung eines Vaters, dass man mit dem Skitourismus massgeblich zum Gletscher-Rückgang beitragen dürfte, sofern man der CO2-These folgt, kommentierte eine Schülerin nur mit: «Oops.» Und selbstverständlich waren am Klima-Abend auch Atomkraftwerke ein Thema. Das, obschon die fossilfreie Energiegewinnung im Kern wohl gerade nichts zur Klima-Erwärmung beiträgt.

Darf man von einer Schule, die das Denken fördern soll, erwarten, dass sie sich den Sachthemen im Geist der Aufklärung stellt? Sollte ein Lehrer nicht gerade den widersprüchlichen Umgang unserer Gesellschaft mit der Klima-Erwärmung herausschälen. Ich stelle vermehrt fest, dass selbst staatliche Bildungsinstitute nicht mehr zu einer kritischen Reflexion beitragen, sondern im Chor der Propaganda mitsingen.

Übrigens: Viele Schüler gingen nach dem Klima-Abend zu Fuss nach Hause. Aber die Auto-Schlange der SUV-Fahrer, die ihre Sprösslinge in der dunklen und kalten Novembernacht ins Auto einsteigen liessen, um diese selbst innerhalb des Dorfes Binningen nach Hause zu chauffieren, reichte von der Hauptstrasse (Oberwilerstrasse) bis zum Spiegelfeldschulhaus hinauf.

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