Als ich
letzten Februar mit meiner Familie in den Skiferien weilte, eröffnete mir an
einem Schlechtwetternachmittag unser damals knapp 7-jähriger, die erste Klasse
besuchende Sohn, er wolle seinen liebsten Klassenkameradinnen und -kameraden
gerne Postkarten schreiben. Also begaben wir uns in den Dorfladen des
Ferienorts, um sieben Postkarten auszusuchen und sie mitsamt den erforderlichen
Briefmarken zu kaufen. Zurück in der Ferienwohnung wollte Junior sofort
loslegen. Er holte seine Buntstifte hervor und wir setzten uns gemeinsam an den
Tisch. «Was möchtest du denn schreiben?», fragte ich ihn. «Nicht viel», lautete
die Antwort, «ich will ihnen nur Grüsse aus den Ferien schicken.» – «Gut, dann
machen wir das», sagte ich. Er nahm einen Stift zur Hand und begann mit
Grossbuchstaben zu schreiben: «LIBER FIONN».
Fetische des modernen Schulwesens Episode 3: Fehlertoleranz im Schreibunterricht, lvb inform, Dezember 2018, von Roger von Wartburg
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