Im
Magazin «Rundgang» des Verlags Klett und Balmer antwortet LCH-Zentralpräsident
Beat W. Zemp auf die Frage, was eine gute Lehrperson ausmache: «Das
Allerwichtigste ist die intrinsische Motivation. Man muss den Beruf als innere
Berufung verstehen. Kinder und Jugendliche spüren, ob in einer Lehrperson das
‹feu sacré› lodert oder nicht. Das muss vorhanden sein, wenn man Kompetenzen
bei Heranwachsenden fördern will.»
Dienst nach Vorschrift? ZLV-Magazin 5/18, Dezember 2018, Leserbrief von Walter Leuthold
Ich freue
mich über diese klare Stellungnahme. Die Güte jeder Schulreform müsste sich
daran messen lassen, inwieweit sie die intrinsische Motivation stärkt oder
zumindest schützt. Unter diesem Blickwinkel kommt der neue Berufsauftrag
denkbar schlecht weg. Das ganze Messen, Ausrechnen, Anrechnen, Verrechnen
bringt einen Denkansatz in die berufliche Tätigkeit der Lehrpersonen ein, der
früher oder später manch ein «feu sacré» ersticken wird. Es lohnt nicht,
weiter Zeit, Geld und Energie in die Standardisierung des Lehrberufs zu
investieren: Flow setzt Gestaltungsfreiheit voraus, geht unmöglich zusammen mit
Erbsenzählen. Abbruch der Übung ist angesagt. Besser heute als morgen.
Wie
müsste eine Mitarbeiterbeurteilung beschaffen sein, die sich in den Dienst der
intrinsischen Motivation stellen würde? Allem voran sollte man endlich davon absehen,
Konkurrenz zu kultivieren, indem man Lehrpersonen in verschiedene Güteklassen
auseinanderdividiert. Womöglich gekoppelt mit variablen Vergütungen. Gewiss ist
es nötig, festzustellen, ob eine Lehrerin oder ein Lehrer ihre/seine Aufgabe
erfüllt. Das ist anspruchsvoll genug. Was darüber hinausgeht, schafft Raum für
Willkür. Die politisch orchestrierte Schulentwicklung im Kanton Zürich ist
daraufhin angelegt, Dienst nach Vorschrift zu generieren. Das Konzept, alle
Kantonsangestellten über den gleichen Leisten zu schlagen, wirkt sich
unglücklich aus.
Damit
wird vielen Schülerinnen und Schülern die Chance genommen, über das «feu
sacré» der Lehrperson für ein Schulfach oder Thema Feuer zu fangen und ihren
eigenen Schatz an intrinsischer Motivation zu mehren. Das sind Entwicklungen,
die in Beziehung zur Globalisierung stehen. Spätestens seit PISA gibt
Konkurrenz einen Takt vor. Aktuell erleben wir extreme Zuspitzungen. Eine
Belastungspyramide baut sich auf, im Wechselspiel von Wirtschaft, Politik und
der Schule, im Wechselspiel von Elternhaus und Schule. Schliesslich erreicht
sie ihre Spitze bei Lehrpersonen, die das Unterrichten, vor allem aber bei
Kindern und Jugendlichen, die das Lernen satt haben, ja darob verzweifeln.
Gemäss einem Beitrag in der «Sonntagszeitung» vom 19.8.18 leidet ein Drittel
aller Schülerinnen und Schüler an Burn-out-Symptomen.
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