Mit einer in rüdem Ton gehaltenen Petition
versucht die Kantonale Stufenkonferenz Primarschule (PLK) die umstrittenen
Sprachlehrmittel Mille feuilles, Clin d’Oeil und New World zu retten. Diese
sollen ungehindert und ohne neue Wörter- und Grammatiklisten weiter eingesetzt
werden. Alternative Lehrmittel sollen nur zugelassen werden, wenn zuvor der
Bedarf abgeklärt wurde. Die Petition steht morgen auf der Traktandenliste des
Landrats. Die Bildungs-, Kultur- und Sportkommission beantragt dem Rat, die
Petition zur Kenntnis zu nehmen – und damit ihr Anliegen nicht weiter zu
verfolgen.
Rettung für Mille feuilles? Basler Zeitung, 28.11. von Thomas Dähler
Mit dem im Juni eingereichten Begehren fordern die 40
Unterzeichner den Landrat dazu auf, die vom Parlament im vergangenen Februar
gutgeheissene Volksinitiative für einen «Ausstieg aus dem gescheiterten
Passepartout-Fremdsprachenprojekt» nicht umzusetzen. Dieser Parlamentsentscheid
hat die PLK, wie sie selber schreibt, in «ungläubiges Staunen» versetzt. Die
gutgeheissene, nichtformulierte Initiative sieht vor, dass die umstrittenen
Sprachlehrmittel nicht mehr eingesetzt werden und im Unterricht wieder auf
Grammatik und Grundwortschatz Wert gelegt wird. Mit der Annahme der Initiative
ist die Regierung verpflichtet, dem Landrat eine Umsetzungsvorlage vorzulegen.
Gemäss den Bestimmungen der Verfassung muss der Landrat innert zwei Jahren eine
Vorlage beschliessen, mit der das Volksbegehren umgesetzt wird.
Breiter Konsens
Inzwischen wurde auch ein breiter Konsens zur Umsetzung der
Initiative gefunden. Hinter dem Kompromiss steht auch die Amtliche
Kantonalkonferenz, die der PLK zugehörige Dachorganisation. Gemäss dem
Kompromiss sollen künftig die Lehrerinnen und Lehrer in allen Fächern aus
mehreren didaktisch unterschiedlichen Lehrmitteln auswählen können. Damit
würden Mille feuilles, Clin d’Oeil und New World zwar nicht verboten, doch
marginalisiert. Die beiden unbeliebten Französisch-Lehrmittel würden jedoch
wahrscheinlich innert kurzer Zeit aus den Schulzimmern verschwinden.
Inzwischen ist bereits eine Arbeitsgruppe mit
Fachlehrerinnen und -lehrern mit dem Umsetzungskonzept beschäftigt. Diese
evaluiert die neuen Lehrmittel. Beschliessen wird die Lehrmittelliste der
Bildungsrat. Dieser hat kürzlich per Communiqué bekräftigt, dass für alle
Fächer und Schulstufen «ein methodisch und didaktisch vielfältiges Angebot an
Lehrmitteln» zur Auswahl stehen werde. Die Regierung hat angekündigt, dass die
Vorlage im Februar verabschiedet werden soll. Stimmt der Landrat der Vorlage
zu, kann das Volk im November 2019 darüber abstimmen.
Bei einem Ja wäre der Kanton Baselland der erste Kanton,
der bei den Frühfremdsprachen von der umstrittenen Mehrsprachendidaktik
abrückte. Diese war einst von den sechs Kantonen Baselland, Basel-Stadt, Bern,
Solothurn, Freiburg und Wallis gemeinsam eingeführt worden. Der entsprechende
Zusammenarbeitsvertrag ist im vergangenen Sommer ausgelaufen.
Die PLK jedoch möchte die Abkehr von den «bewährten
Lehrmitteln» der Mehrsprachendidaktik unterlaufen. In ihrer Petition weist die
PLK darauf hin, dass die Primarlehrerinnen und -lehrer nach wie vor hinter
Mille feuilles, Clin d’Oeil und New World stehen würden, gemäss einer von der
PLK inszenierten Umfrage mit grosser Mehrheit. Die Umfrage steht allerdings im
Widerspruch zu den Ergebnissen der vor einem Jahr vom Amt für Volksschulen
durchgeführten Fachhearings.
Im Begleitschreiben zur Petition verteidigt die PLK die
umstrittenen Lehrmittel und weist auf die «unzähligen« Weiterbildungsmassnahmen
hin, zu denen die Lehrkräfte gezwungen wurden. Zudem hätten ihnen die
Harmonisierungsmassnahmen eine «enorme Menge an Zusatzarbeiten» auferlegt. Das
Ja des Landrats zur Initiative mache «diese anspruchsvolle und aufwendige Arbeit
zunichte», heisst es.
Von der Sek bevormundet
Gemäss dem Bericht der Bildungs-, Kultur- und
Sportkommission wehrten sich die Unterzeichner der Petition bei der Anhörung
auch gegen Abmachungen, die zwischen den Primar- und Sekundarschulen gälten.
Die von den Sekundarschulen für den Fremdsprachenunterricht verlangten
Materialien wie Umsetzungshilfen und Wörterlisten seien überflüssig.
Primarlehrerinnen und -lehrer empfänden solche Abmachungen als Bevormundung
durch die Sekundarschule.
Bei einem Teil der landrätlichen Bildungskommission
stiessen die Petenten durchaus auf Verständnis. Immerhin war damals im
Parlament die Zustimmung zur Ausstiegs-Initiative nur mit einem knappen
Resultat erfolgt. Der Antrag, die Petition als Prüfungsauftrag in Form eines
Postulats zu überweisen und damit weiter zu bearbeiten, fand jedoch in der
Kommission keine Mehrheit. Mit sieben zu vier Stimmen beantragt die Bildungs-,
Kultur- und Sportkommission dem Rat, die Petition lediglich zur Kenntnis zu
nehmen.
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