Der
Zeitdruck sei sehr gross gewesen. Die eingeführten Massnahmen zur
Stabilisierung der Gymnasialquote bereits auf das Schuljahr 2018/19 hätten
deswegen nicht mit allen relevanten Gremien vertieft besprochen werden können,
verteidigte Erziehungsdirektor Conradin Cramer gestern im Grossen Rat sein
Vorgehen. Gleichzeitig sprach er aber auch von einem «Ausnahmefall». Mit der
Schulharmonisierung ist die Gymnasialquote im Kanton BaselStadt sprunghaft
angestiegen. In diesem Jahr auf rund 45 Prozent. Damit werde das Ziel der
Harmonisierung, der Stärkung der Berufsbildung und der Stabilisierung der
Gymnasialquote, verfehlt. Cramer führt die hohe Quote unter anderem darauf
zurück, dass im höchsten Niveau der Sekundarstufe, im P-Zug, teilweise zu hohe
Noten vergeben werden. Die Anforderungen wurden deshalb verschärft.
Cramer verteidigt Notendeckel, Basellandschaftliche Zeitung, 13.9.
Verunsicherung ausgelöst
Im Parlament hat das Fragen aufgeworfen: Werden
Schüler in leistungsstarken Klassen nun benachteiligt, wollte SP-Grossrat
Claudio Miozzari unter anderem wissen. Denn die Art des Eingriffs des
Departements in die Notengebung an den Schulen «hat Verunsicherung bei
Schülerinnen und Schülern, Erziehungsberechtigten und Lehrpersonen ausgelöst».
LDP-Regierungsrat Cramer sieht die Chancengleichheit jedoch nicht gefährdet.
Ein Klassennotenschnitt zwischen 4,0 und 5,0 sei ein breites Notenband,
innerhalb dessen die Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Klassen gut
abgebildet werden könnten. Zudem stünde Schülern nach der Volksschule neben den
Gymnasien durch die berufliche Grundbildung und die Fachmaturitätsschule ein
breites und qualitativ hochstehendes Bildungsangebot zur Verfügung.
«Schülerinnen und Schüler, die diesen Weg einschlagen, erhalten ebenfalls
gerechte Chancen und die Übertritte sind passend», sagte Cramer.
Keine schlechtere
Uni-Quote
Unterstützung fand der Erziehungsdirektor etwa bei EVP-Grossrätin
Annemarie Pfeifer. Es sei bedenklich, dass 22 Prozent aller Basler Maturanden,
die 2010 ein Studium an der Universität aufgenommen haben, dieses mittlerweile
abgebrochen hätten oder im 16. Semester noch immer ohne Bachelor-Abschluss
dastünden. Die Eingrenzung der Übertritte ans Gymnasiums sei deshalb zwar
richtig. Der Fokus sei aber vermehrt auf dem Aufzeigen von Alternativen zu
richten.
Cramer ist nur teilweise einverstanden: Die Studiendauer an der Uni
Basel weiche nicht auffällig von anderen Universitäten ab, betonte er. «Dass
einige junge Leute sich während des Studiums umorientieren oder etwas länger
studieren als die Norm, gehört in vielen Fällen zu dieser Lebensphase.» Die
Unileitung sei aber dazu angehalten, mit angemessenen Massnahmen der
Verlängerung der Studiendauer entgegenzuwirken. Gleichzeitig hätten
Studierende, die sich entschliessen, ihr Studium nicht fortzusetzen,
Umsteigemöglichkeiten und nutzten diese aus. Insbesondere die Studienberatung
unterstütze die Studierenden bei der Umorientierung nach der Universität. «Es
ist jedoch nicht Sache des Regierungsrats, in die persönlichen
Laufbahnentscheide einzugreifen», stellte Cramer klar.
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