13. September 2018

Cramer verteidigt Notendeckel

Der Zeitdruck sei sehr gross gewesen. Die eingeführten Massnahmen zur Stabilisierung der Gymnasialquote bereits auf das Schuljahr 2018/19 hätten deswegen nicht mit allen relevanten Gremien vertieft besprochen werden können, verteidigte Erziehungsdirektor Conradin Cramer gestern im Grossen Rat sein Vorgehen. Gleichzeitig sprach er aber auch von einem «Ausnahmefall». Mit der Schulharmonisierung ist die Gymnasialquote im Kanton BaselStadt sprunghaft angestiegen. In diesem Jahr auf rund 45 Prozent. Damit werde das Ziel der Harmonisierung, der Stärkung der Berufsbildung und der Stabilisierung der Gymnasialquote, verfehlt. Cramer führt die hohe Quote unter anderem darauf zurück, dass im höchsten Niveau der Sekundarstufe, im P-Zug, teilweise zu hohe Noten vergeben werden. Die Anforderungen wurden deshalb verschärft. 
Cramer verteidigt Notendeckel, Basellandschaftliche Zeitung, 13.9.


Verunsicherung ausgelöst 
Im Parlament hat das Fragen aufgeworfen: Werden Schüler in leistungsstarken Klassen nun benachteiligt, wollte SP-Grossrat Claudio Miozzari unter anderem wissen. Denn die Art des Eingriffs des Departements in die Notengebung an den Schulen «hat Verunsicherung bei Schülerinnen und Schülern, Erziehungsberechtigten und Lehrpersonen ausgelöst». 

LDP-Regierungsrat Cramer sieht die Chancengleichheit jedoch nicht gefährdet. Ein Klassennotenschnitt zwischen 4,0 und 5,0 sei ein breites Notenband, innerhalb dessen die Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Klassen gut abgebildet werden könnten. Zudem stünde Schülern nach der Volksschule neben den Gymnasien durch die berufliche Grundbildung und die Fachmaturitätsschule ein breites und qualitativ hochstehendes Bildungsangebot zur Verfügung. «Schülerinnen und Schüler, die diesen Weg einschlagen, erhalten ebenfalls gerechte Chancen und die Übertritte sind passend», sagte Cramer. 

Keine schlechtere Uni-Quote 
Unterstützung fand der Erziehungsdirektor etwa bei EVP-Grossrätin Annemarie Pfeifer. Es sei bedenklich, dass 22 Prozent aller Basler Maturanden, die 2010 ein Studium an der Universität aufgenommen haben, dieses mittlerweile abgebrochen hätten oder im 16. Semester noch immer ohne Bachelor-Abschluss dastünden. Die Eingrenzung der Übertritte ans Gymnasiums sei deshalb zwar richtig. Der Fokus sei aber vermehrt auf dem Aufzeigen von Alternativen zu richten. 

Cramer ist nur teilweise einverstanden: Die Studiendauer an der Uni Basel weiche nicht auffällig von anderen Universitäten ab, betonte er. «Dass einige junge Leute sich während des Studiums umorientieren oder etwas länger studieren als die Norm, gehört in vielen Fällen zu dieser Lebensphase.» Die Unileitung sei aber dazu angehalten, mit angemessenen Massnahmen der Verlängerung der Studiendauer entgegenzuwirken. Gleichzeitig hätten Studierende, die sich entschliessen, ihr Studium nicht fortzusetzen, Umsteigemöglichkeiten und nutzten diese aus. Insbesondere die Studienberatung unterstütze die Studierenden bei der Umorientierung nach der Universität. «Es ist jedoch nicht Sache des Regierungsrats, in die persönlichen Laufbahnentscheide einzugreifen», stellte Cramer klar. 

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