An manchen Schulen ist das Handy heute für Prüfungen erlaubt. Denn reines Faktenwissen wird nicht mehr abgefragt.
„Ein Sechstklässler ohne Handy ist ein Exot“, Blick am Abend, 13.8. von Christiane Binder
Smartphones
stören den Unterricht, machen dumm und unsozial – die Gegner von Smartphones haben
starke Argumente. Ein generelles Handyverbot wie in Frankreich sei aber an Schweizer
Schulen undenkbar, erklärt Beat W. Zemp (63), Zentralpräsident vom Dachverband
der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. In der Schweiz gehört Bildung zur Kantonshoheit.
Ob das Handy nur in der Pause benutzt werden darf, wann es stumm im Rucksack zu
bleiben hat – all das bestimmt zuallererst der Lehrer. Die zweite Instanz ist
die Schulleitung. An dritter Stelle folgt der Kanton. Grundsätzlich gilt in der
Schweiz aber noch: In den ersten beiden Klassen ist das Smartphone an der
Schule kein Thema. «Kinder in diesem Alter brauchen das nicht», sagt Zemp.
Das ändert sich
mit zunehmendem Alter. Die Nutzer werden immer jünger – und immer mehr. Mit 13
Jahren hat praktisch jedes Kind ein Handy, auch in der Schweiz.
«De facto ist
ein Sechstklässler ohne Handy ein Exot», sagt Zemp. Das Handy sei heute ein
Teil der Persönlichkeit, sagt Stefan Schneider (54), Rektor an der Thurgauer Kantonsschule
Romanshorn. Die Schulen setzen das Handy denn auch gezielt für den Unterricht ein.
«Die Beherrschung von WLAN, Tablet und Smartphone gehört heute dazu wie Lesen
und Schreiben», erklärt Beat W. Zemp. Von der Mittelstufe an eröffnet das Handy
die Chance einer neuen Art des Lernens und Unterrichtens. Mal müssen die
Schüler Handy-Fotos von den Notizen auf der Wandtafel machen und diese in ihre
Materialien kopieren, mal brauchen sie es für Fotoprojekte oder das Lernen von
Vokabeln.
An Stefan
Schneiders Schule ist es manchmal sogar in Prüfungen erlaubt – weil es den
Schülern gar nichts nützt. Stupides Auswendiglernen (Welches ist der längste
Fluss Afrikas?) ist nicht mehr gefragt, stattdessen müssen die Schüler
Vorgänge analysieren respektive interpretieren.
Flankierend
ist das Modul «Medien und Informatik» im Lehrplan 21 zum neuen Schuljahr fast
flächendeckend umgesetzt. In diesem Rahmen lernen die Schüler etwa, was
passiert, wenn sie Bilder von sich ins Internet stellen beziehungsweise, was es
mit Fake News auf sich hat.
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