Mit Schülern aus patriarchalen Familien könne es in
der Schule Probleme geben, sagt Elisabeth Grünewald. Die emeritierte
Professorin hat sich an der Pädagogischen Hochschule in Bern jahrelang unter
anderem mit Einwanderung beschäftigt.
«Schulen können von der Einwanderungssituation
schon sehr herausgefordert sein», so Grünewald. So etwa auch die Lehrerin eines
7-jährigen Jungen, der nicht mit Mädchen arbeiten wollte. Er war erst kurz in
der Schweiz und konnte die Sprache nicht.
Wenn Buben im Schullager plötzlich putzen müssen, SRF, 20.8. von Andrea Jaggi
Pragmatische
Lösungen gefragt
Solche Situationen seien komplex und liessen sich
nicht auf Knopfdruck lösen. «Häufig braucht es eine kurzfristige, pragmatische
Lösung», so die Professorin – mit dem längerfristigen Ziel, den Kindern
beizubringen, dass Frauen und Männer wirklich gleichwertig sind.
Im konkreten Fall riet Grünewald, den 7-Jährigen
erst mal Deutsch lernen zu lassen und gleichzeitig mit ihm am Thema
Geschlechter zu arbeiten. Zum Beispiel mit Kinderbüchern von Astrid Lindgren.
Denn die habe starke Mädchenfiguren und sensible, differenzierte Buben
beschrieben.
Bei Peter Stöpfer sind die Immigranten schon etwas
älter: Er leitet die Integrationsklassen in Biel. Menschen aus rund 30 Nationen
sitzen in seinen Klassenzimmern. Die Jungen würden ziemlich rasch lernen, dass
Frauen und Männer gleiche Rechte hätten, auch in Schullagern: «In den Lagern
lernen sie, dass sie auch kochen und putzen müssen und dass das nicht nur Sache
der Frauen ist.»
Kommt es zu einer schwierigen Situation,
intervenieren Stöpfer und sein Team rasch. So hätten einige Jungs eine
Mitschülerin falsch interpretiert, die mit ihnen offen geredet und gelacht
habe. Stöpfer musste ihnen erklären, «dass wenn man mit jemandem lacht und
dieser Jemand sympathisch ist, er nicht unbedingt mit einem ins Bett will.»
Können Kinder und Jugendliche, die daheim ein ganz
anderes Rollenverständnis von Mann und Frau erleben, durch die Schule lernen,
dass es in der Schweiz anders läuft? Ja, sagen Peter Stöpfer und Elisabeth
Grünewald unisono. Aber: Es brauche viel Zeit.
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