Lehrpersonen wollen den Puls wegen der angekündigten Anhebung der Lektionen
im Zyklus 1 spüren. Seitens Dienststelle für Unterrichtswesen heisst es, dass
dem Bildungsdirektor derzeit ein ausgewogener Bericht vorliegt.
Bildungsdirektor
Christophe Darbellay will, dass Kinder in der ersten Phase der obligatorischen
Schule mehr zur Schule gehen. Also im Zyklus 1, dem 1. (1H) und 2. (2H)
Kindergarten und der 1. (3H) und 2. (4H) Primarklasse. Im Kindergarten und in
den ersten Primarschuljahren hätten die Kinder zusätzliche freie Halbtage und
berufstätige Eltern dadurch Mühe, sich zu organisieren. Dies meinte Darbellay
zu Beginn des Schuljahres im WB.
Lehrerschaft trifft Abklärungen betreffend Anhebung der Anzahl Lektionen
Kindergärtnerinnen wappnen sich, Walliser Bote, 26.6.
Lehrer wollen Klarheit
Nun naht
das Ende des Schuljahres. Und nachdem sich empörte Eltern in Leserbriefen und
Foren Luft verschafft haben, doppeln Lehrpersonen nach. An den Schulen in Brig
Süd und Naters formiert sich Widerstand gegen die Ausbaupläne. In Briefen an
den Staatsrat verlangen die Pädagogen Klärung. Zumindest wollen die Lehrerinnen
und Lehrer der 3H- und 4H-Klassen die zusätzlichen Lektionen nicht einfach
durchwinken. Eine Online-Umfrage bei den 1H- und 2H-Lehrpersonen soll zudem
Klarheit schaffen, wie ein Vorstandsmitglied des Vereins Lehrpersonen der
Primarschule Oberwallis auf Anfrage bestätigt: «Wir wollen die Auswirkungen
durch HarmoS dokumentieren und aufzeigen können, wie die Lehrpersonen denken»,
sagt Eveline Ritz, verantwortlich für pädagogische Fragen Zyklus 1 und
Ansprechperson der Lehrpersonen 1H und 2H. Sicher sei, dass die Lehrpersonen durch
die verfrühte Einschulung «mehr auf die Kleinen eingehen müssen». Der Tenor
laute, dass «die 4-Jährigen mit vier Halbtagen genug haben». Die Auswertungen
seien im Gang, an einem Podium am 4. September wollen die Lehrpersonen in
Anwesenheit von Christophe Darbellay das Thema nochmals vertiefend diskutieren.
In einem zweiten Schritt werden die Lehrpersonen der 3H und 4H an der
Online-Umfrage teilnehmen, damit auch sie für das Treffen mit dem
Bildungsdirektor gewappnet sind.
Wie weit
ist man bei der Umsetzung von Darbellays Plänen in Sitten? «Die Dienststelle
für Unterrichtswesen hat kürzlich fristgerecht dem Departementsvorsteher
diesbezüglich einen ausgewogenen Bericht unterbreitet. Der nächste Schritt wird
nun sein, im Herbst 2018 mit dem Verband der Walliser Gemeinden die
Stossrichtung des Departements zu besprechen, da die allfällige Erhöhung der
Lektionenzahl auch Auswirkungen haben kann auf die ausserschulischen
Betreuungsangebote wie die Kitas», berichtet Marcel Blumenthal, Adjunkt und
stellvertretender Dienstchef der Dienststelle für Unterrichtswesen.
Anschliessend würden die Berufsverbände der Lehrpersonen und Schuldirektionen
sowie Elternvereinigungen für die Lösungsfindung einbezogen. «Auf der Basis der
Resultate dieser ‹Vernehmlassung› werden dann die nächsten Etappen definiert.»
Also etwa das Budget und der mögliche Fahrplan der Umsetzung festgelegt.
Rückmeldungen der Eltern nimmt man ernst
Die
Reaktionen der Eltern und der Lehrpersonen nehme man ernst, die Rückmeldungen
würden in die Überlegungen einfliessen. Was den Vorwurf einer Überforderung
betrifft, sagt Blumenthal: «Wir haben einen herausragenden Lehrplan, mit dem
unsere Lehrpersonen der 1H bis 2H für eine absolut kindgerechte Beschulung
sorgen.» Vor der Einführung des neuen Primarschulgesetzes im Jahr 2015 seien
die Schüler der 1H ab Weihnachten ganztags in die Schule gegangen. Und auch mit
der Vorverlegung des Schuleintrittsalters müsse klar gesagt sein, dass längst
nicht alle Kinder erst 4-jährig sind: «Wir haben also bereits gute Erfahrungswerte
aus früheren Zeiten.» Das frühe Einschulungsalter helfe auch Kindern mit
spezifischen Lernschwierigkeiten, Verhaltensstörungen oder Behinderungen: «Sie
werden so besser integriert.»
Derzeit
gehen die Kinder im 1H vier Halbtage oder zwölf Lektionen in den Unterricht, im
2H verdoppelt sich die Zahl der Lektionen auf 24. In der ersten und zweiten
Primarschulklasse steigert sich diese Zahl auf 28.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen