4. Juli 2018

Walliser Primarschüler müssen länger in die Schule

Lehrpersonen wollen den Puls wegen der angekündigten Anhebung der Lektionen im Zyklus 1 spüren. Seitens Dienststelle für Unterrichtswesen heisst es, dass dem Bildungsdirektor derzeit ein ausgewogener Bericht vorliegt.
Bildungsdirektor Christophe Darbellay will, dass Kinder in der ersten Phase der obligatorischen Schule mehr zur Schule gehen. Also im Zyklus 1, dem 1. (1H) und 2. (2H) Kindergarten und der 1. (3H) und 2. (4H) Primarklasse. Im Kindergarten und in den ersten Primarschuljahren hätten die Kinder zusätzliche freie Halbtage und berufstätige Eltern dadurch Mühe, sich zu organisieren. Dies meinte Darbellay zu Beginn des Schuljahres im WB.
Lehrerschaft trifft Abklärungen betreffend Anhebung der Anzahl Lektionen
Kindergärtnerinnen wappnen sich, Walliser Bote, 26.6. 


Lehrer wollen Klarheit
Nun naht das Ende des Schuljahres. Und nachdem sich empörte Eltern in Leserbriefen und Foren Luft verschafft haben, doppeln Lehrpersonen nach. An den Schulen in Brig Süd und Naters formiert sich Widerstand gegen die Ausbaupläne. In Briefen an den Staatsrat verlangen die Pädagogen Klärung. Zumindest wollen die Lehrerinnen und Lehrer der 3H- und 4H-Klassen die zusätzlichen Lektionen nicht einfach durchwinken. Eine Online-Umfrage bei den 1H- und 2H-Lehrpersonen soll zudem Klarheit schaffen, wie ein Vorstandsmitglied des Vereins Lehrpersonen der Primarschule Oberwallis auf Anfrage bestätigt: «Wir wollen die Auswirkungen durch HarmoS dokumentieren und aufzeigen können, wie die Lehrpersonen denken», sagt Eveline Ritz, verantwortlich für pädagogische Fragen Zyklus 1 und Ansprechperson der Lehrpersonen 1H und 2H. Sicher sei, dass die Lehrpersonen durch die verfrühte Einschulung «mehr auf die Kleinen eingehen müssen». Der Tenor laute, dass «die 4-Jährigen mit vier Halbtagen genug haben». Die Auswertungen seien im Gang, an einem Podium am 4. September wollen die Lehrpersonen in Anwesenheit von Christophe Darbellay das Thema nochmals vertiefend diskutieren. In einem zweiten Schritt werden die Lehrpersonen der 3H und 4H an der Online-Umfrage teilnehmen, damit auch sie für das Treffen mit dem Bildungsdirektor gewappnet sind.

Wie weit ist man bei der Umsetzung von Darbellays Plänen in Sitten? «Die Dienststelle für Unterrichtswesen hat kürzlich fristgerecht dem Departementsvorsteher diesbezüglich einen ausgewogenen Bericht unterbreitet. Der nächste Schritt wird nun sein, im Herbst 2018 mit dem Verband der Walliser Gemeinden die Stossrichtung des Departements zu besprechen, da die allfällige Erhöhung der Lektionenzahl auch Auswirkungen haben kann auf die ausserschulischen Betreuungsangebote wie die Kitas», berichtet Marcel Blumenthal, Adjunkt und stellvertretender Dienstchef der Dienststelle für Unterrichtswesen. Anschliessend würden die Berufsverbände der Lehrpersonen und Schuldirektionen sowie Elternvereinigungen für die Lösungsfindung einbezogen. «Auf der Basis der Resultate dieser ‹Vernehmlassung› werden dann die nächsten Etappen definiert.» Also etwa das Budget und der mögliche Fahrplan der Umsetzung festgelegt.

Rückmeldungen der Eltern nimmt man ernst
Die Reaktionen der Eltern und der Lehrpersonen nehme man ernst, die Rückmeldungen würden in die Überlegungen einfliessen. Was den Vorwurf einer Überforderung betrifft, sagt Blumenthal: «Wir haben einen herausragenden Lehrplan, mit dem unsere Lehrpersonen der 1H bis 2H für eine absolut kindgerechte Beschulung sorgen.» Vor der Einführung des neuen Primarschulgesetzes im Jahr 2015 seien die Schüler der 1H ab Weihnachten ganztags in die Schule gegangen. Und auch mit der Vorverlegung des Schuleintrittsalters müsse klar gesagt sein, dass längst nicht alle Kinder erst 4-jährig sind: «Wir haben also bereits gute Erfahrungswerte aus früheren Zeiten.» Das frühe Einschulungsalter helfe auch Kindern mit spezifischen Lernschwierigkeiten, Verhaltensstörungen oder Behinderungen: «Sie werden so besser integriert.»

Derzeit gehen die Kinder im 1H vier Halbtage oder zwölf Lektionen in den Unterricht, im 2H verdoppelt sich die Zahl der Lektionen auf 24. In der ersten und zweiten Primarschulklasse steigert sich diese Zahl auf 28.


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