Der neue Berufsauftrag setzt falsche Akzente und sorgt
für Unruhe Hört man sich in diesen Tagen in den Lehrerzimmern um, so ist viel
Ärger über den neuen Berufsauftrag zu spüren. Dieser entspricht überhaupt nicht
den Vorstellungen, wie sie die Zürcher Lehrerverbände vor zehn Jahren
entwickelt hatten. Man erhoffte sich eine bessere Übersicht über die immer
vielfältigere Berufsarbeit und letztlich eine gerechtere Entlöhnung der
Lehrerarbeit. Doch mit der Vorgabe, dass die Umsetzung des Berufsauftrags
kostenneutral erfolgen müsse, war klar, dass das Projekt von Anfang an arg in
Schräglage war.
Vom Kapitän zum Erbsenzähler, 8.7. von Hanspeter Amstutz
Statt die Übung abzubrechen oder wenigstens auf ein einfaches
Konzept umzuschwenken, wurde ein engmaschiges Kontrollinstrument geschaffen, das
jeden unternehmerischen Geist zu ersticken droht. Der für die Schulqualität
entscheidende Unterricht wird jetzt in einer zeitlichen Pauschale für jede
Lektion erfasst. Es kommt dabei nicht darauf an, ob eine Lehrerin grossartige
Vorbereitungen für eine Naturkundestunde trifft, stundenlang Schüleraufsätze
korrigiert oder im krassen Gegensatz dazu alles Aufwändige reduziert. Die
Pauschale ist zudem so bescheiden, dass sie pädagogischen Einsatz im Unterricht
schlecht belohnt. Bis auf die Minute genau nimmt man es hingegen bei der
Zeiterfassung aller Tätigkeiten, die ausserhalb des Unterrichtsgeschehens
stattfinden. War bis vor Kurzem der Lehrerberuf geprägt von einem verantwortungsbewussten Auftragsdenken,
das ein kleinliches Aufrechnen von Überzeiten ausschloss, so droht nun ein
bürokratisches Erbsenzählen. Wer ausserhalb des Unterrichts mehr Arbeiten
verrichtet und alles akribisch notiert, wird dabei besser wegkommen. Nicht
überraschend zeigt sich nun bei den meisten Lehrpersonen, dass ihre effektiv
geleistete Jahresarbeitszeit höher ist als im Berufsauftrag durchschnittlich
angenommen wird. Einige haben bereits ausgerechnet, dass sie spätestens Mitte
November die Schule einstellen müssten, um ihre Überzeiten kompensieren zu
können. Dass die ganze Übung bei den allermeisten Lehrerinnen und Lehrern ganz
schlecht ankommt, erstaunt deshalb nicht. Politisch manifestiert sich die
grosse Unzufriedenheit mit dem Berufsauftrag in zwei Veranstaltungen der Zürcher
Lehrerverbände nach den Sommerferien.
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