Es kann
die Nerven strapazieren. Anstatt endlich ins Bett zu gehen, machen die Kinder
noch ein Rollenspiel, eine Runde Versteckis, spielen Verkäuferlis, bauen
Legotürme, setzen Puzzles zusammen. Doch eigentlich besteht für Eltern aller
Grund zur Freude, wenn sich ihr Nachwuchs in solche Aktivitäten vertieft.
«Spielen ist keine Zeitverschwendung, sondern fundamental für die Entwicklung»,
sagte der britische Erziehungswissenschaftler David Whitebread im Januar
während einer Veranstaltung zum Lehrplan 21 an der Universität Luzern.
Je
früher, desto besser?
Whitebread, Spezialist für Entwicklungspsychologie an der
Universität Cambridge, kritisiert die Tendenz, Kinder immer früher
einzuschulen. Seine Hauptbotschaft: Die Losung «Je früher, desto besser» ist
falsch. Es bringe nichts, wenn man Windelnträgern Lesen und Rechnen beibringe.
Erst ab 6 oder 7 Jahren seien Kinder in der Lage, etwas Abstraktes zu lernen.
«Davor brauchen sie für eine günstige Entwicklung vielmehr konkrete
Erfahrungen, die sie im freien Spiel sammeln können.» Bei solchen Tätigkeiten
seien sie motiviert, setzten ihre eigene Agenda, anstatt jener von Erwachsenen
zu folgen, und stellten sich selber immer anspruchsvollere Aufgaben. Ein zu
früher Beginn mit dem formalen Unterricht, bei dem die Kinder andächtig in den
Schulbänken sitzen, betrachtet Whitebread als kontraproduktiv. «Dies kann zu
einer Erfahrung des schulischen Versagens und zur Abkoppelung vom
Bildungsprozess führen», sagt er.
Warnung vor verschulten Kindergärten, Luzerner Zeitung, 7.4. von Kari Kälin
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