Das
Kantonsparlament von Basel-Landschaft hat letzte Woche beschlossen, die
aktuellen Französisch- und EnglischLehrmittel nicht mehr im Unterricht zu
verwenden. Zu gross war die Kritik der Lehrerschaft. Seither wird gespannt auf
die Reaktion der anderen Kantone gewartet, die wie Baselland nach dem
Fremdsprachenkonzept Passepartout und mit den gleichen Lehrmitteln
unterrichten. Neben Basel-Landschaft sind das die Kantone Basel-Stadt,
Solothurn, Bern, Wallis, Freiburg und Graubünden.
Graubünden hält trotz Kritik an "New World" fest, Südostschweiz, 7.4. von Stefan Bisculm
Gegenüber
der «Südostschweiz am Wochenende» macht der Bündner Erziehungsdirektor Martin
Jäger nun klar: «Wir haben nicht die Absicht, Passepartout zu verlassen.» Ein
Alleingang und damit die Entwicklung eines eigenen Englischlehrmittels komme
nur schon aus Kapazitätsgründen nicht infrage. Jäger erinnert in diesem
Zusammenhang daran, dass Graubünden alle seine Lehrmittel in fünf Idiomen sowie
auf Deutsch und Italienisch publizieren muss.
Nicht kompatibel mit Lehrplan
Passepartout
nennt sich der Zusammenschluss all jener Deutschschweizer Kantone, die wie
Graubünden ab der 3. Klasse eine Landessprache unterrichten und ab der 5.
Klasse mit Englisch beginnen. Graubünden ist der einzige Kanton, der ab der 3.
Klasse mit der Kantonssprache Italienisch startet, die übrigen
Passepartout-Kantone geben Französisch den Vorzug.
Das
gemeinsame Englischlehrmittel «New World», das sich auf den Lehrplan 21
abstützt, hat Graubünden mitentwickelt. Würde der Kanton nun dem Beispiel von
Baselland folgen, könnte gemäss Jäger nicht einfach auf ein anderes Lehrmittel
zurückgegriffen werden. «Die alten Lehrmittel sind nicht auf die Lehrpläne von
heute ausgerichtet.»
Allerdings
bietet etwa der Lehrbuchverlag Macmillan Education durchaus Englischlehrmittel
an, die sich gemäss Verlagsangaben auch für Anfänger auf der 5. und 6.
Primarstufe eignen würden. Zu den Interessenten für dieses Lehrmittel gehören
etwa Basel-Landschaft sowie Solothurn.
Bei den
Bündner Oberstufenlehrern ist das Lehrmittel «New World» seit seiner Einführung
im Jahr 2012 umstritten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das
Lehrmittel stehe bei vielen Lehrern nach wie vor in der Kritik, sagt Andreas
Spinas, Präsident der Legr-Fraktion Sek I. «Die Didaktik des Lehrmittels bleibt
unausgegoren.» Um die Defizite von «New World» auszugleichen und den Schülern
das Lernen der Fremdsprache zu erleichtern, ergänzten heute viele Lehrer den
Unterricht mit eigenen Materialien, erklärt Spinas.
Im
letzten Jahr organisierte der Bündner Lehrerverband Legr zusammen mit
Vertretern der Lehrerverbände der Kantone Solothurn, Bern und Baselland ein
Treffen mit dem Klett-Verlag, um Kritik und Wünsche in Bezug auf ihr Lehrmittel
vorzubringen. Als Resultat dieses Treffens wurde danach ein Übungsheft
nachgeliefert. «Das hat die Lage verbessert, ist aber immer noch nicht genug»,
wie Spinas findet. Neben der Didaktik stören sich viele Lehrer auch am
Einwegcharakter des Englisch-Lehrmittels. Weil direkt in das Lehrmittel
geschrieben wird, müssen die Bücher nach einmaligem Gebrauch weggeworfen werden
und können nicht mehrfach verwendet werden.
Aktiv
gegen das Lehrmittel ankämpfen will der Legr Graubünden jedoch nicht. «Das hat
für uns keine Priorität mehr. Allerdings würden wir eine Auswahl an
obligatorischen Lehrmitteln begrüssen, wie das heute schon in Zürich möglich
ist», so Spinas.
Schüler wurden geprüft
In der
Ostschweiz ist Graubünden heute der einzige Kanton, der ab der 5. Klasse und
nicht schon ab der 3. Klasse mit dem Englischunterricht beginnt. Eine vom
Kanton in Auftrag gegebene Studie soll nun untersuchen, ob die Bündner Schü-
ler trotz des späteren Starts die Lernziele des Lehrplans 21 im Fach Englisch
erreichen und mit den Schülern der Ostschweizer Kantone mithalten können.
Mit
dieser sogenannten Lernstand-Erhebung wurde Professor Urs Moser von der
Universität Zürich beauftragt. Er prüfte Schüler am Ende der zweiten Oberstufe
aus allen drei Sprachgebieten Graubündens. Die Ergebnisse der Untersuchung
werden gemäss Jäger in den nächsten zwei Monaten erwartet.
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