12. April 2018

Basel-Stadt ist Schlusslicht

Die Checks in den Nordwestschweizer Schulen bleiben umstritten. So plädieren etwa die Lehrkräfte und der VPOD in Basel für eine Abschaffung, während Gewerbekreise den Check in der zweiten Sek als hilfreiches Instrument bei der Berufswahl empfehlen. 2017 wurden die Schul-Checks in den Primarschulen und der zweiten Sek erstmals flächendeckend in allen vier Kantonen der Nordwestschweiz durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler in den Kantonen Baselland, Aargau und Solothurn erfüllten dabei die Leistungsanforderungen des Lehrplans 21 markant besser als ihre Alterskollegen in Basel-Stadt. Es zeigte sich, dass die Aargauer in Mathematik deutlich vorne liegen, während die Sprachkenntnisse ein heterogenes Bild vermitteln.
Checks bleiben umstritten, Basler Zeitung, 12.4. von Thomas Dähler


Bei den Schul-Checks handelt es sich um überall durchgeführte Leistungstests, die der Standortbestimmung der Schülerinnen und Schüler und ihrer Schulen dienen und die individuellen Lernerfolge nach einheitlichen Standards aufzeigen. Getestet werden die Kompetenzbereiche gemäss Lehrplan 21. Für die Durchführung zeichnet das Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich verantwortlich. Für die Zusammenstellung der Ergebnisse zuhanden der Öffentlichkeit werden nur die Checks der Schülerinnen und Schüler mit regulären Lernzielen berücksichtigt. Eine Auswertung für die einzelnen Niveaus der Sekundarschulen im kantonalen Vergleich ist nicht möglich, denn die Niveaueinteilung in den vier Kantonen ist völlig verschieden – und dies obwohl alle vier Kantone in ihren Sekundarschulen drei Leistungsniveaus führen.
Top-Resultate im Aargau
Die im Januar 2018 und im Oktober 2017 veröffentlichten Fachergebnisse ermöglichen einen kantonalen Vergleich über die Leistungen gemäss den verlangten Kompetenzen. Gezielte, nicht öffentliche Auswertungen ermöglichen ausserdem einzelnen Schulen und Klassen einen Überblick über ihr individuelles Leistungsvermögen. Gemessen wird das Leistungsvermögen in Mathematik und Deutsch, in den oberen Klassen auch in den Fremdsprachen sowie in Natur und Technik. Ermittelt werden jeweils die Mittelwerte pro Fach, die Abweichungen nach unten und oben sowie die prozentuale Aufteilung der erreichten Kompetenzstufen.

2017 haben die Aargauer Schulen in den dritten Primarklassen deutlich besser als Baselland und Solothurn abgeschlossen, während Basel-Stadt abfällt. In den sechsten Klassen und in der zweiten Sek sind die Resultate differenzierter ausgefallen. In Mathematik waren auch in den sechsten Klassen die Aargauer die Besten, knapp vor den Solothurnern und den Baselbietern, während die Städter deutlich schlechter abschlossen. Solothurn lag in Deutsch vorne, Baselland in Natur und Technik, Basel-Stadt in beiden Fächern auf Platz vier. In Französisch lautete die Reihenfolge Baselland vor Basel-Stadt und Solothurn – im Aargau wird Frühenglisch statt Frühfranzösisch unterrichtet. In den Sek-2-Klassen lagen wiederum die Aargauer in allen Fächern ausser in Natur und Technik vorne. In Natur und Technik belegte Solothurn Platz eins. Die Baselbieter Sekschüler schlossen überall gut ab, aber nirgends auf dem Spitzenplatz.

Sowohl bei den Politikerinnen und Politikern als auch bei den Lehrkräften sind die Checks umstritten. Kaum überleben dürfte der vierte Check kurz vor Schulabschluss. Basel-Stadt hat bereits angekündigt, den Check bei Schulabschluss wieder abzuschaffen. Im Aargau wird dessen Abschaffung auch gefordert. Im Baselbieter Landrat wurde ein Vorstoss überwiesen, der generell eine Reduktion der Anzahl Checks verlangt.
Der VPOD Region Basel bekämpft die Schul-Checks frontal. «Die Checks sind Zeitverschwendung und bringen keinerlei neue Erkenntnisse, denn letztlich bestätigen sie nur das, was man bereits weiss», schreibt der VPOD in einer kürzlich verbreiteten Medienmitteilung. Die Checks würden bloss den Leistungsdruck erhöhen und die Steuerzahler 630 000 Franken kosten.
Wirtschaftskammer ist dafür
Völlig anders sieht es die Wirtschaftskammer Baselland, die in der letzten Ausgabe ihres Organs berichtet, der Informationsanlass für die Lehrbetriebe über die Checks müsse wegen des grossen Interesses gleich doppelt durchgeführt werden.
Der Check in der Sek 2 ermögliche einen nützlichen Vergleich zwischen den individuellen Ergebnissen und den Anforderungsprofilen von Lehrstellen, heisst es. Die Checks seien breit abgestützt und ermöglichten Informationen zum Lernstand unabhängig von Schulklasse, Leistungszug, Lehrkraft und Kanton. Fachleute aus dem Gewerbe erklären sogar, die Schul-Checks könnten die privatwirtschaftlich durchgeführten Basic- und Multi-Checks ersetzen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen