17. März 2018

Vier Bemerkungen zur Chancengleichheit

Der Artikel über diegerechte Schule beleuchtet in anschaulicher Weise die Szenerie rund um Chancengleichheit im Bildungswesen.
Gestatten Sie mir noch vier Bemerkungen. Erstens hat man in weiten Kreisen inzwischen auch gemerkt, dass die Integration sämtlicher Kinder in normale Klassen entgegen den Erwartungen keine Stärkung der Chancengleichheit bedeutet. Bereits wurden in verschiedenen Gemeinden offiziell oder inoffiziell wieder Abteilungen eingerichtet, wo Kinder in speziellem und separatem Rahmen unterrichtet werden. 
NZZ, 16.3. Leserbrief von Hans-Peter Köhli

Wenn, zweitens, der Drang ans Langzeitgymnasium nach der 6. Klasse enorm zugenommen hat, ist dies wohl auch auf die Zustände in der Volksschul-Oberstufe zurückzuführen. Die unsägliche Mischung aller früheren Sek-Typen und zusätzlich der Kleinklassen hat vielerorts zu Klassenverbänden geführt, welche den Eltern alles andere denn behagen. Zu oft werden die Lernerfolge guter Schüler in der Sek beeinträchtigt, weil schwache und schwierige Kinder den Unterricht zuweilen erheblich belasten. Nicht selten muss hier dann der Nachwuchs aus Mittel- und Oberschicht unbedingt ins Gymi nach dem Motto «Rette sich, wer kann». 

Drittens stimmt es: Viele Schulen aller Art, an welche Volksschulabgänger wechseln, sind im Laufe der Jahre zu «Hochschulen» mutiert, überall geht es um die Maturität, und alles wird akademisiert. Dabei wäre vielen Kindern auch mit «mittleren» Schulen gedient, denn im Grunde taugen gewisse Leistungen gar nicht zu einer Hochschule. 

Und viertens ist es erfreulich, dass sich Urs Haeberlin nicht scheut, auch den symbolträchtigen Namen Pestalozzi einzubringen. An gewissen Orten droht tatsächlich die digitale Umwelt im modernen und durchtechnisierten Klassenzimmer die menschlichen Aspekte einer Schulklasse immer mehr ins Abseits zu drängen.



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