Der Artikel über diegerechte Schule beleuchtet in anschaulicher Weise die Szenerie rund um
Chancengleichheit im Bildungswesen.
Gestatten Sie mir noch vier Bemerkungen. Erstens hat man in weiten
Kreisen inzwischen auch gemerkt, dass die Integration sämtlicher Kinder in
normale Klassen entgegen den Erwartungen keine Stärkung der Chancengleichheit
bedeutet. Bereits wurden in verschiedenen Gemeinden offiziell oder inoffiziell
wieder Abteilungen eingerichtet, wo Kinder in speziellem und separatem Rahmen
unterrichtet werden.
NZZ, 16.3. Leserbrief von Hans-Peter Köhli
Wenn, zweitens, der Drang ans Langzeitgymnasium nach der
6. Klasse enorm zugenommen hat, ist dies wohl auch auf die Zustände in der
Volksschul-Oberstufe zurückzuführen. Die unsägliche Mischung aller früheren
Sek-Typen und zusätzlich der Kleinklassen hat vielerorts zu Klassenverbänden
geführt, welche den Eltern alles andere denn behagen. Zu oft werden die
Lernerfolge guter Schüler in der Sek beeinträchtigt, weil schwache und
schwierige Kinder den Unterricht zuweilen erheblich belasten. Nicht selten muss
hier dann der Nachwuchs aus Mittel- und Oberschicht unbedingt ins Gymi nach dem
Motto «Rette sich, wer kann».
Drittens stimmt es: Viele Schulen aller Art, an
welche Volksschulabgänger wechseln, sind im Laufe der Jahre zu «Hochschulen»
mutiert, überall geht es um die Maturität, und alles wird akademisiert. Dabei
wäre vielen Kindern auch mit «mittleren» Schulen gedient, denn im Grunde taugen
gewisse Leistungen gar nicht zu einer Hochschule.
Und viertens ist es
erfreulich, dass sich Urs Haeberlin nicht scheut, auch den symbolträchtigen
Namen Pestalozzi einzubringen. An gewissen Orten droht tatsächlich die digitale
Umwelt im modernen und durchtechnisierten Klassenzimmer die menschlichen
Aspekte einer Schulklasse immer mehr ins Abseits zu drängen.
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